Tim Mudde

Tim Mudde (geboren 1965) ist seit längerer Zeit einer der aktivsten Rechtsextremisten in den Niederlanden. Er war lange Zeit führend in der neofaschistischen "Centrumpartij" (CP'86) und bei "Vorpost Nederland" tätig und gründete später die nationalistische Organisation "De Nationale Beweging". Sich selbst bezeichnet er mittlerweile als „Volksnationalist“ und „Nationalanarchist“ bzw. "Anarchofaschist"und distanziert sich damit in gewisser Weise vom Nationalsozialismus, hält aber weiterhin Kontakt zu dessen Anhängern. Außerdem ist er in der internationalen Rock against Communism (RAC)-Szene sehr aktiv und pflegt schon seit langer Zeit enge Kontakte zu dem Neonazi-Musiknetzwerk Blood&Honour.

Mudde wurde 1990 das Mitglied Nr. 199 in der "Centrumpartij" und wurde häufig für die Partei aktiv. Im April 1992 wurde Mudde zusammen mit Constant Kusters nach einem tätlichen Übergriff während eines Festivals für Erdbebenopfer in Arnhem verhaftet. 1993 wirkte er an der Organisation eines Nationalistischen Jugendtreffens in Arnhem mit. Gleichzeitig nahm Mudde eine steile Karriere in der Partei CP'86. 1991 wurde er Kandidat der Partei bei regionalen Wahlen, konnte jedoch kein Mandat erringen. Auch organisierte Mudde die Auslandskontakte seiner Partei und besuchte mehrere ausländische Kongresse. Der bemerkenswerteste Besuch ist dabei der der Pro-Gaddafi-Konferenz in Libyen im Oktober 1994. Des Weiteren besuchte er mehrere Treffen von Rechtsextremisten in Belgien, in Deutschland, in Österreich und zum Beispiel das Benito Mussolini-Gedenken in Italien im April 1995. Ab 1991 schrieb er regelmäßig Artikel für das Parteiblatt "Centrumnieuws" und stieg auch hier schnell zum Chefredakteur (1993) auf. Dadurch wurde Mudde auch mehr und mehr zum Gesicht für seine Partei. Neben seinen repräsentativen Auftritten wurden seine Postadresse und Telefonnummer als Kontaktadresse der Partei genutzt. Er war darüber hinaus ständiger Teilnehmer bei Parteitreffen und Demonstrationen. Auch der Internetauftritt der Partei war auf seinen Namen angemeldet. Neben seiner Arbeit für CP'86 war er auch bei der Organisation „Voorpost“ aktiv, wobei „Voorpost-Nederland“ zu dieser Zeit fast ausschließlich aus CP'86-Mitgliedern bestand.

Ausserdem war Mudde in die Anti-Antifagruppe „Onderzoeks- Documentatie- en Informatienetwerk“ ("Forschungs-, Unterlagen- und Informationsnetzwerk“) (ODIN) miteinbezogen. ODIN war über seine Adresse und Telefonnummer erreichbar und von Mudde gemachte Fotos tauchten später in den ODIN-Broschüren auf.

Im September 1993 wurde er durch die Polizei im Rahmen von Ermittlungen gegen die Partei gesucht. 1994 wurde er zusammen mit vier weiteren führenden Parteimitgliedern wegen Verstoßes gegen das Anti-Diskriminierungsgesetz und Beteiligung an einer kriminellen Organisation verurteilt. Während einer Hausdurchsuchung im Mai 1995 stellte die Polizei nationalsozialistisches Propagandamaterial der NSDAP/AO, Aktionsfront Nationaler Sozialisten, JFN, Nederlandse Volksunie, CP'86 und ein Exemplar des Skinhead-Magazins "Hou Kontakt" sicher. Seit 1994 steuerte das Tandem Marcel Rüter und Tim Mudde die Partei CP'86 völlig. Der Rest des Vorstandes hatte kein Gewicht mehr. Ohne die Zustimmung von Mudde geschah praktisch nichts mehr, wodurch er in der Partei auch den Spitznamen „Stalin“ trug.

1995 stellte die Partei Demonstrationen in den Mittelpunkt ihres Interesses und ihrer Tätigkeit. Diese wurden stets verboten und einige TeilnehmerInnen verhaftet. Mudde legte am 18. Mai 1996 seine Funktion im Vorstand nieder, blieb aber weiter administrativ tätig. Er wurde nun Direktor des Auslandbüros, Berater des Vorstandes und blieb Hauptherausgeber der Parteizeitung.

Am 20. April 1996, nicht zufällig dem Geburtstag Adolf Hitlers, heiratete Mudde seine Freundin Jantje Jacoba (Jaqueline) Broer, die ebenfalls seit 1991 in der CP'86 aktiv gewesen ist.

1997 gründete er die Organisation „Volksnationalisten“. Mudde wurde Hauptherausgeber der Parteizeitung. Seine Energie setzte er kurze Zeit später aber völlig für „Voorpost Nederland“ ein, in der er seit 1995 aktiv war und bei der ebenfalls rasch Karriere machte. Auch hier war er für Auslandskontakte zuständig, besuchte häufig Treffen in Belgien und 1996 die Sommeruniversität der französischen neurechten Organisation GRECE. 2001 verließ Mudde "Voorpost" und gründete die nationalistische Organisation „De Nationale Beweging“ (NB).

Seit spätestens 1994 trat Mudde mehrfach auf verschiedenen NPD- und JN-Veranstaltungen in Deutschland auf (z. B. 1994, 1995, 1996, 2002). 1999 wurde er in Leiden festgenommen, weil er gegen Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela protestierte, als dieser die Universität besichtigte. Mudde war auch an dem von Nazis besetzten Haus „De Kazerne“ in Eindhoven beteiligt, in dem 2001 bis 2003 zahlreiche politische Veranstaltungen und RAC-Konzerte stattfanden. Nach einem großangelegten antisemitischen "Rock gegen ZOG"-Konzert gab es so starken politischen Druck auf die Bewohner und Nutzer, dass sie „De Kazerne“ verlassen mußten. Im Oktober 2004 hielt er eine Rede für die niederländische Nazi-Partei "Nationale Alliantie" (NA) über die Anti-Antifa. Die NA ist bekannt für ihre antisemitische Ideologie, für die Leugnung des Holocausts und ihre Hitler-Bewunderung.

Tim Mudde ist darüber hinaus Mitglied der Band "Brigade M".

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