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              terrorfolgenCilip.pdf 
              (91kb) Die falsche Antwort auf den 11. September: Der Überwachungsstaat- 
              Stellungnahmen und Presseerklärungen der Bürgerrechtsorganisationen 
              in Deutschland
            
            Freiheit stirbt 
              mit Sicherheit -
              Gegen Rasterfahndung und Sicherheitswahn!
              Aufruf zur Demo am 9.12.01 
            Seit dem 11.September 
              2001 ist alles anders: Plötzlich haben alle
              Angst. Angst vor Flugzeugentführungen, vor Terroranschlägen, 
              vor
              Milzbrandpost, Angst vor kriminellen Ausländern, 
              die als tickende
              Zeitbomben an deutschen Hochschulen schlafen, 
              Angst vor
              Extremisten, die die westliche Zivilisation 
              zu vernichten drohen,
              Angst vor allen, die anders und damit verdächtig sind und Angst 
              vor
              all jenen, die sich allzu unverdächtig verhalten. Und alle 
              sind sich
              einig: Was wir brauchen ist mehr Sicherheit, das heißt 
              mehr
              Kontrollen, mehr Überwachung, stärkere Repression und 
              zu guter Letzt
              die flächendeckende Rasterfahndung an bundesdeutschen Hochschulen 
              am
              besten gleich ein ganzes Sicherheitspaket.
            Die neue alte 
              Sicherheitsdebatte
              Die augenblicklich herrschende Sicherheitshysterie wurde nicht durch
              den 11. September ausgelöst, er hat ihr nur eine neue Qualität
              verliehen. Pläne zur Erweiterung von Instrumentarien wie
              Rasterfahndung, Erfassung biometrischer Daten und die Einrichtung
              zentraler Datenbanken, die seit langem in den Schubladen der
              zuständigen Behörden liegen, werden nun hervorgeholt und 
              dankend
              aufgenommen. Bereits praktizierte Kontroll- und
              Überwachungsstrategien wie Videoüberwachung von Bahnhöfen 
              oder
              öffentlichen Plätzen, vermehrter Einsatz von Polizei und 
              BGS an den
              deutschen Außengrenzen und auf den Flughäfen werden ausgeweitet.
              Unter dem Eindruck des allgemein drohenden Terrors werden von einem
              Großteil der Bevölkerung repressives Verhalten von Ordnungskräften
              gegenüber Verdächtigen, seien es MigrantInnen, 
              die per se als
              DrogendealerInnen diskriminiert werden, seien es Obdachlose oder
              Junkies, nunmehr als selbstverständlich hingenommen und als 
              notwendig
              erachtet.
            Aufrüstung 
              nach Innen und Außen
              Um sich gegen den weltweiten Terror schützen zu 
              können, muß die
              westliche Zivilisation aufrüsten, und zwar sowohl 
              nach innen als
              auch nach außen. 
              Dabei ist die Definition dessen, was Terror ist, ebenso schwammig,
              wie die Vorstellung dessen, wovor man sich eigentlich fürchten 
              muß,
              diffus. Sicher ist nur, das Feinde all jene sind, die das Bestehen
              der kapitalistischen Ordnung in der westlichen Welt in Frage stellen:
              seien es die Islamisten, die inzwischen grundweg als
              ProtagonistInnen der Barbarei angesehen werden, seien es
              Befreiungsbewegungen, wie die sozialistische ELN und FARC in
              Kolumbien oder seien es GlobalisierungsgegnerInnen, die als
              gewaltbereite Chaoten den reibungslosen Ablauf von Gipfeltreffen 
              in
              Seattle, Göteborg oder Genua gefährden.
              Der europäische Aktionsplan gegen Terrorismus, der am 19. Oktober 
              in
              Gent verhandelt wurde, legt beispielsweise seinen Maßnahmen 
              eine
              Definition von Terrorismus zugrunde, die auf jegliche Form
              systemkritischen Verhaltens anwendbar ist: Von Aktionen ist dort 
              die
              Rede, die darauf abzielen, die politischen, wirtschaftlichen 
              und
              sozialen Strukturen eines Landes ernsthaft zu beeinflussen; 
              im
              Artikel 3 des vorgeschlagenen Rahmenprogramms ist vorgesehen, die
              gesetzeswidrige Besetzung oder Beschädigung von staatlichen
              Einrichtungen, öffentlichen Verkehrsmitteln, öffentlichen 
              Plätzen
              oder Besitzes als terroristischen Akt mit vier Jahren Gefängnis 
              zu
              bestrafen. Gemäß dieser Definition wäre das Sprühen 
              von Graffitis
              ebenso als terroristischer Akt einzustufen wie
              Antiglobalisierungsproteste in Genua, daß blockieren eines
              Castor-Transportes oder Aktionen gegen den Krieg.
              Die Aufrüstung nach außen findet momentan ihren extremst 
              möglichen
              Ausdruck: Krieg. Die BRD beteiligt sich wieder an einem
              Angriffskrieg. Schröder, Fischer und Co drängen sich hierbei 
              den USA
              geradezu auf. Deutschland will politisch und militärisch mitspielen
              dürfen. 
            Schilys Sicherheitspakete
              Die medial bis zum Erbrechen wiederholten schrecklichen Bilder der
              einstürzenden Twin Towers, das Entsetzen über die hohe 
              Anzahl ziviler
              Opfer und die Fassungslosigkeit darüber, daß die mächtigste 
              Nation
              der westlichen Welt von einer Handvoll Terroristen ins 
              Herz
              getroffen wurde, werden bewußt instrumentalisiert. Mit ihnen 
              wird ein
              Klima tiefgreifender Unsicherheit geschaffen, in dem die Menschen
              alles hinnehmen, was ihnen Sicherheit und Ordnung verspricht.
              Maßnahmenkataloge wie die Sicherheitspakete I und II sind 
              ein
              Vorstoß, um Überwachungs- und Kontrollstrategien auf 
              alle Bürgerinnen
              anzuwenden, die bisher nur an gesellschaftlich marginalisierten
              Gruppen, in erster Linie an MigrantInnen, erprobt wurden. Um
              vermeintliche Schläfer zu fassen, sollen all jene, 
              die nichts zu
              verbergen haben sich damit abfinden, daß künftig 
              das Bundesamt für
              Verfassungsschutz bei Banken und Finanzunternehmen Informationen 
              über
              Kontobewegungen einholen darf. Telekommunikationsunternehmen sollen
              Auskunft über sämtliche Verbindungsdaten sowie Bewegungsprofile 
              von
              Handy-NutzerInnen geben. Der Post- und den Flugverkehr soll überprüft
              werden wohlgemerkt ohne daß dies vorher einer richterlichen
              Anordnung bedürfe. Im selben Atemzug plante Schily 
              das Bundeskriminalamt (BKA) zu sogenannten Initiativ-Ermittlungen
              zu befugen, was besagt, daß es in Zukunft nichteinmal mehr 
              eines
              Anfangsverdachtes bedarf, damit das BKA ermittelnd tätig werden 
              kann.
              Ganz nebenbei soll die historisch begründete, grundgesetzlich
              festgelegte Trennung zwischen Polizei und Geheimdienst noch weiter
              aufgeweicht werden, indem durch die Einrichtung sogenannter
              Informationsboards der Datenaustausch zwischen Bundeskriminalamt,
              Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst erleichtert werden
              soll. 
              
            
            Die Situation 
              von MigrantInnen
              Was augenblicklich noch vereinzelten Protest hervorruft, weil mit 
              den
              geplanten Maßnahmen nun mehr auch die braven BürgerInnen 
              ins Visier
              der Behörden geraten, wird bei gesellschaftlich marginalisierten
              Gruppen bereits seit Jahren praktiziert. Die rassistische
              Sonderbehandlung von MigrantInnen gesteht diesen schon seit Beginn
              der neunziger Jahre nicht mehr das Recht auf informationelle
              Selbstbestimmung zu. Für Asylsuchende gehört die
              erkennungsdienstliche Behandlung, die Speicherung und Weitergabe
              persönlicher Daten und ihre Erfassung im sogenannten Schengener
              Informationssystem zum üblichen Antragsprozedere. Die 
              angestrebten
              Maßnahmen sollen bei MigrantInnen nicht nur die Maßregelung
              abweichenden Verhaltens bewirken. Sie sind auch Instrumentarien, 
              sich
              ihrer besser und schneller entledigen zu können. So sollen 
              künftig
              Einreiseverbote für Menschen verhängt werden können, 
              die
              terroristischer bzw. extremistischer Aktivitäten 
              verdächtigt
              werden; solche, die in Verdacht stehen extremistische
              Organisationen zu unterstützen, sollen ausgewiesen werden. 
              Hier ist
              es nicht einmal mehr nötig, wenigstens den Schein von
              Rechtsstaatlichkeit zu wahren, denn: Eines Beweises bedarf es zur
              Ausführung der genannten Maßnahmen nicht.
              Die Maßnahmen tragen zu einer weiteren Verschärfung des 
              rassistischen
              Klimas in der BRD bei. Schon wenige Tage nach den breit angelegten
              Razzien gegen angebliche Verdächtige, die in Zusammenhang mit 
              den
              Anschlägen des 11. September stehen könnten, nahmen die 
              Übergriffe
              auf vermeintlich arabisch aussehende Menschen zu.
            
            Was steckt 
              dahinter?
              Die Beispiele zur Verschärfung von Gesetzen machen deutlich, 
              welche
              Überlegungen letztendlich real hinter der bewußt geschürten
              Sicherheitshysterie und den zur Lösung vorgeschlagenen Maßnahmen
              stecken: Es geht nicht in erster Linie darum, wirklich drohende
              Gefahren abzuwehren, dazu sind ein Großteil der geplanten 
              Maßnahmen
              auch gar nicht geeignet, wie selbst Fachleute bei der Polizei
              anmerken. Hierbei geht es um Systemstabilisierung. Die geplanten
              Veränderungen dienen der Herrschaftssicherung, indem Menschen 
              in
              ihrem alltäglichen Verhalten diszipliniert und überwacht 
              werden und
              durch permanente Repression jegliches kritische Potential unter
              Kontrolle gehalten wird. Jegliches von der Norm abweichendes
              Verhalten gilt dabei als verdächtig. So wird die Gesellschaft 
              einmal
              mehr gespalten, in jene, die angepasst und systemkonform leben und
              jene, deren Dasein nicht innerhalb der vorgeschriebenen Bahnen
              verläuft.
            
            Wer sonst 
              noch überwacht?
              Zusätzlich sind diese Maßnahmen innerhalb einer kapitalistischen
              Weltwirtschaftsordnung hervorragend als Profitsicherung geeignet.
              Nicht nur der Staat und seine Organe haben ein Überwachungsinteresse,
              sondern auch die Wirtschaft. Bewegungsprofile in Kaufhäusern 
              u.ä.
              werden ausgewertet, Konsumgewohnheiten und Kommunikationsverhalten
              der Bevölkerung werden analysiert. Die permanente flächendeckende
              Überwachung der KonsumentInnen und deren Kaufverhaltens hat
              unterschiedliche Ziele. Die KonsumentInnen sollen sich sicher fühlen.
              Darüber hinaus soll sie dazu dienen, auf einzelne Personen 
              abgezielte
              Werbung, sowie die Überprüfung des Konsumverhaltens zu 
              ermöglichen,
              um damit maximale Profite zu erzielen.
            
            Die Linke 
              und die Sicherheit
              Maßnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit haben die Linke 
              schon
              immer direkt betroffen. Bereits vor dem neuen Sicherheitspaket lief
              in Leipzig ein 129-a-Verfahren gegen Unbekannt. Dies ermöglichte 
              den
              Staatsschutzbehörden, innerhalb der gesamten linken Szene zu
              ermitteln. Auch die Einreiseverbote für Linke nach Italien 
              aufgrund
              von Extremistenlisten und die folgende Repression in 
              und nach Genua
              zeigten bereits eine Verschärfung vor den aktuellen
              Schily-Wunschlisten.
              Die ersten VerliererInnen der Schilly-Debatte stehen schon fest. 
              Im
              Zuge der aktuellen Verhandlungen um die innere Sicherheit sollen
              immer weitere rassistische Gesetzte verabschiedet werden. Der mit
              diesen Gesetzen und der neu aufgelegten Diskussion um Zuwanderung
              geschürte Rassismus in der Bevölkerung wächst erneut 
              und die
              allgegenwärtige Bedrohung für MigrantInnen nimmt zu.
            Einen Widerstand 
              gegen diese Bedrohung sowie überhaupt Widerstand
              gegen das herrschende kapitalistische System zu organisieren, oder
              gar nur kritisch darüber nachzudenken soll im Keim erstickt 
              werden.
              Die Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche nach
              kapitalistischer Verwertungslogik soll so überwacht, kontrolliert 
              und
              mit repressiven Maßnahmen durchgesetzt werden.
            
              Kommt alle zur Demo am 09.12.01, 14.00 Uhr, 
              Grabbeplatz (Kunstsammlung NRW) in Düsseldorf!
              Freiheit stirbt mit Sicherheit! Gegen Rasterfahndung und
              Sicherheitswahn!
            www.zakk.de/kok
              Antifa-KOK
              Tel.-Nr.:0172/21 11 311
              Kok@free.de
            Die Demo wird 
              von verschiedenen Gruppen aus NRW, unter anderem vom Infoladen Köln, 
              unterstützt. Palkate und Flugblätter gibt es bei uns im 
              Laden abzuholen.