Ruinen eines der Krematorien in Auschwitz-Birkenau

"Ich dachte, ich wäre in der Hölle"
Henryk Mandelbaum, Überlebender des Sonderkommandos Auschwitz- Birkenau, berichtet.

Moderation: Heinz Humbach
Freitag, den 2.2.2001, 20 Uhr
Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Grosses Forum


Henryk Mandelbaum
H. Mandelbaum wurde 1922 in Olkusz (Polen) als Kind jüdischer Eltern geboren. Er wurde 1943 verhaftet und bis zu seiner Deportation nach Auschwitz im April 1944 in verschiedenen Gefängnissen festgehalten. Zum Zeitpunkt seiner Deportation ist Henryk Mandelbaum 22 Jahre alt.
Nach seiner Ankunft in Auschwitz-Birkenau wurde er zum Sonderkommando eingeteilt. Das Sonderkommando wurde in Gaskammern und Krematorien eingesetzt. Dorthin brachte man täglich die Leichen der Ermordeten aus dem gesamten Lager; dorthin schickte man die Häftlinge, die nicht mehr arbeiten konnten. Dorthin kamen Jüdinnen und Juden aus ganz Europa direkt von der Rampe in die Gaskammern von Auschwitz. Vor den Augen der Häftlinge des Sonderkommandos verwandelten sich binnen einiger Stunden tausender von lebendigen Menschen in einen Haufen Asche.
Henryk Mandelbaum war Zeuge dises Verbrechens. Einige Wochen nach dem Aufstand des Sonderkommandos wurde mit der Auflösung von Auschwitz- Birkenau begonnen. Bei seiner Verlegung in das Lager Groß- Rosen gelang Henryk Mandelbaum die Flucht. Heute lebt er in Polen. Henryk Mandelbaum ist ein lebendiges Zeugnis der damaligen Ereignisse. Er bezeichnet sich selbst als "antiken Menschen, als Mensch aus dem Jenseits".

Die Veranstaltung wird vom Infoladen Köln, dem Jugendclub Courage in Zusammenarbeit mit dem Antifa- Cafe Kassel sowie dem Bildungswerk Stanislaw Hantz mit finanzieller Unterstützung des AStA der FH realisiert.

Auschwitz
Auschwitz, das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager, wurde auf Befehl des »Reichsführer SS« Heinrich Himmler ab Frühjahr 1940 errichtet. Neben dem ursprünglichen Lager Auschwitz I (Stammlager) und Auschwitz III (Monowitz) entstand der Vernichtungskomplex Auschwitz-Birkenau. Hier waren zur Zeit der Höchstbelegung mindestens 100.000 Häftlinge untergebracht. Ab März 1942 trafen fast täglich Züge mit mehreren tausend jüdischen Opfern aus den aufgelösten Ghettos Polens und anderer osteuropäischer Länder wie auch aus Ländern Süd- und Westeuropas ein.


(
Die Ruinen der Gaskammer und des Krematoriums 2 in Auschwitz- Birkenau.)

Bei der Ankunft wurden die Deportierten gezwungen, die Züge in aller Eile zu verlassen. SS-Offiziere führten dann Selektionen durch, bei denen sie Menschen entweder in die Gaskammern oder – zum kleineren Teil – zur Zwangsarbeit schickten.
Die zum Tode bestimmten Personen wurden noch am selben Tag ermordet und ihre Leichen in den Krematorien verbrannt. Auf dem Höhepunkt des Massenmordes gab es in Auschwitz-Birkenau vier im Krematoriumskomplex gelegene Gaskammern. Die Existenz und der Betrieb der Vernichtungslager waren als streng geheim eingestuft. Vor allem vor den zukünftigen Opfern sollte ihre Existenz verborgen werden. Im unmittelbaren Bereich der Vernichtung wurde das sogenannte Sonderkommando eingesetzt.

Das Sonderkommando in Auschwitz-Birkenau
Das Sonderkommando umfasste je nach Bedarf von 200 bis zu knapp 1.000 Häftlingen. Anfangs hatten sie die Aufgabe die Leichen aus den Gaskammern zu holen, verwertbare Dinge zu entfernen und die Leichen in die Krematorien zur Verbrennung zu transportieren. Später mußten sie zudem eintreffende Menschen, die in die Gaskammern geschickt wurden, empfangen sowie kranke und schwache Menschen in die Gaskammern bringen.


(Zeichnung von David Olére, einem ehemaligen Mitglied des Sonderkommandos: Einschieben einer Frauen- und mehreren Kinderleichen in die Einäscherungskammer.)

Im Sonderkommando wurden vorwiegend Juden beschäftigt. Aus Gründen der Geheimhaltung durften sie keinen Kontakt zu anderen Häftlingen haben. Deshalb waren sie in eigenen Gebäuden untergebracht – zunächst in separaten Baracken, später im Gebäudekomplex der Krematorien. Im Falle einer Erkrankung wurden sie nicht ins Krankenrevier verlegt, sondern mit einer Giftinjektion ermordet. Von Zeit zu Zeit wurden Gruppen der Häftlinge des Sonderkommandos getötet, um ihre Zahl zu verringern, wenn die Zahl der Deportierten abnahm und nach Beendigung bestimmter Aktionen, um die Zeugen zu beseitigen. Die Häftlinge wurden nicht an anderen Stellen des Lagers beschäftigt, damit sie nicht über die Geschehnisse in den Krematorien berichten konnten. Der Bestand des Sonderkommandos änderte sich deshalb ständig. Im Mai 1944 erreichte er mit 952 Häftlingen seinen höchsten Stand.
Neben der körperlich schweren Arbeit und Mißhandlungen durch die SS-Männer des Wachpersonals war die psychische Belastung für die Mitglieder des Sonderkommandos außerordentlich stark. Der ständige Kontakt mit Menschen, die in den Tod gebracht wurden; die Verbrennung von Leichen – manchmal sogar von Verwandten und Bekannten; die Pflicht Goldzähne herauszureißen, Haare abzuschneiden; der ständige Gestank von verfaultem Fleisch und brennenden Leichen: das alles machte ihren Alltag aus. Dazu kam das Bewußtsein an der Ermordung hunderttausender Menschen teilzunehmen.

Der Aufstand des Sonderkommandos
Am 7. Oktober 1944 informierte die Widerstandsorganisation im Lager darüber, dass eine neuerliche Vernichtungsaktion von Mitgliedern des Sonderkommandos bevorstehe. Als die SS an diesem Tag 300 Personen abführen wollte, brach ein Aufstand aus. Der Lagerzaun wurde durchschnitten und eines der vier Krematorien durch selbstgefertigte Handgranaten gesprengt. In einem anderen Teil des Lagers entwaffneten die Häftlinge des Sonderkommandos drei SS-Bewacher und töteten sie. Wegen des spontanen Charakters blieben Aufstand und Ausbruchsversuch auf die in zwei Krematorien untergebrachten Häftlinge beschränkt. Weder die übrigen Abteilungen des Sonderkommandos noch Häftlinge aus anderen Lagerabschnitten konnten sich anschließen. So konnte die SS alle Aufständischen überwältigen. Auch die Geflohenen wurden wieder gefasst. Die SS ermordete ca. 450 beteiligte Häftlinge. Trotz seiner blutigen Niederschlagung hatte der Aufstand des Sonderkommandos eine Signalfunktion.

Auf Befehl Himmlers begann man Anfang November 1944 die Vernichtungsanlagen zu zerstören, um das Lager aufzulösen. Die letzte Gaskammer wurde im Januar 1945 kurz vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen gesprengt. Die Gesamtzahl der in Auschwitz ermordeten Juden ist nicht genau bekannt, da die zur Tötung bestimmten Häftlinge nicht registriert wurden. Als im November 1944 die Vergasungen eingestellt wurden, waren dort 1-1,5 Millionen Juden ermordet worden, außerdem zehntausende Roma und Sinti und sowjetische Kriegsgefangene.

 

Wer mehr Infos zum Thema möchte, findet auf unserer Linkliste viel zum Thema Holocaust und Antisemitismus.

 

veranstaltet von: Infoladen Köln, Jugendclub Courage Köln e.V., mit finanzieller Unterstützung des AStA der FH

 

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