"Unabhängige Machrichten"

Bei der Publikation, die erstmals 1969 herausgegeben wurde, handelt es sich um eine Gründung der rechtsextremistischen Gruppierung "Freundeskreis Unabhängiger Nachrichten e.V.". Bis zur Ausgabe 3/99 dient die Postfachanschrift des Verlags von Werner Symanek in Bingen als Sammelanschrift des Blattes, danach ist Oberhausen angegeben. Druck und Vertrieb liegt in den Händen von Symanek, der auch regelmäßig darin schreibt. Presserechtlich verantwortlich zeichnet ein wechselnder Personenkreis, darunter Thomas Brehl, Günter Deckert, Wolfgang Juchem, Alexander Kleber, Rolf Kosiek, Alfred Mechtersheimer, Inge Mikisch, Michael Nier, Frank Rennicke, Manfred Roeder. Das Neonazi-Blatt ist seit etwa 1999 auch im Internet mit Webseiten vertreten. Die Website wird von zahlreichen anderen rechtsextremen Websites verlinkt, zeitweise hatte aber auch das rechtskonservative Studienzentrum Weikersheim einen Link gesetzt.

Standardthemen sind die angeblich fortdauernde Umerziehung der Deutschen durch die alliierten Siegermächte, die Relativierung der deutschen Kriegsverbrechen, sowie die "multikulturelle Gesellschaft" oder die "Überfremdung". Äußerungen von HistorikerInnen werden als "abartig" und "beispielhaft für das 'induzierte Irresein' der Deutschen" bezeichnet. Dieser Terminologie, die direkt den Schriften der Ludendorffer-Sekte entnommen ist, begegnet mensch in den Ausgaben der "Unabhängigen Nachrichten" häufig. Der Verfassungsschutz des Landes NRW charakterisiert den Inhalt der "UN" wie folgt: "Durch die assoziative Verknüpfung der grundlegenden abstrakten Komponenten rechtsextremistischer Angsttheorien von Kulturimperialismus, Plutokratie, Zionismus und aggressivem Globalismus als vermeintlichen Ausgangspunkt der weltpolitischen Problemfelder suggerieren die UN ein unmittelbares Bedrohungspotenzial, das durch permanente Hinweise auf angeblich ungerechtfertigte Zahlungen Deutschlands an ausländische Personen und Organisationen um einen behaupteten ursächlichen Zusammenhang mit der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Situation erweitert wird und damit für den Einzelnen konkrete Formen annimmt."

Im Januar 2001 warnte der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen vor Werbeversuchen der rechtsextremistischen Publikation in Schulen. Die "Unabhängigen Nachrichten" hatten sich gezielt an SchülerInnenzeitungen gewandt, um sie für ihre rechtsextremistischen Parolen zu gewinnen. Seit Jahren ist ein Verfahren gegen die "UN" wegen des Verdachts der Volksverhetzung anhängig ist. Einen ähnlichen Versuch gab es bereits 1975, auch hier mit dem Angebot eines Freiabos gegen Abdruck einer Anzeige der UN in der SchülerInnenzeitung verbunden.

Die neueste Internet-Offensive besteht in einer Website, die unter dem Namen "Auf dem Stundenplan" auftritt. Das Impressum verweist auf eine "Stundenplan-Redaktion" der "Unabhängigen Nachrichten", angemeldet ist die Domain auf Mario Klostermann. Laut "HNG-Nachrichten" Nr. 241, März 2001, S. 15, war Klostermann zum damaligen Zeitpunkt. "Stützpunktleiter" des NPD-Kreisverbandes Essen.

In Printform erschien die Publikation bereits seit 1983 in unregelmäßigen Abständen. Hauptzielgruppe der didaktisch aufbereiteten und zur Zeit 36 Folgen umfassenden "Ersatzblätter für fehlende oder verfälschte Schulbücher" sind SchülerInnen, denen darin das ganze Spektrum geschichtsrevisionistischer, von völkisch-nationalistischer Ideologie geprägten Betrachtungsweise der rechtsextremen Szene angeboten wird.

Die Geschichtsfälscher gehen dabei geschickt zu Werke, indem sie suggerieren, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zu veröffentlichen. Das Material greift Textpassagen aus anerkannten Unterrichtswerken auf, wie etwa "Geschichtliche Weltkunde" aus dem Diesterweg-Verlag. Diesen werden Aussagen aus einschlägigen "revisionistischen" Publikationen gegenübergestellt, um dann zu behaupten, das im Unterricht vermittelte Geschichtsbild basiere auf Fälschungen, die die "Zersetzung des deutschen Selbstgefühls" zum Ziel hätten. Das Ersatzblatt Nr. 6 zum Hoßbach-Protokoll schließt mit dem Satz: "Deutsche Jugend wehre Dich!"

1991/92 kam ein Flugblatt des "Freundeskreis Freiheit für Deutschland" in Umlauf. Es war ein offener Aufruf zum Pogrom. Der "Freundeskreis" ist personell weitgehend mit den "UN" identisch. Das Flugblatt wurde zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als eine Welle von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünften stattfand. Es beginnt mit dem Satz: "Frisch auf, mein Volk, die Feuerzeichen rauchen!" und fordert zuletzt: "Recht auf Widerstand auch mit Gewalt!" Der "FFD" trat erstmals im Juni 1989 durch die Verbreitung einer Flugschrift mit dem Titel "Auschwitz in alle Ewigkeit?" in Erscheinung.

Versuche der Anwerbung von jungen Leuten gab es auch über die Musikszene. Werner Symanek und der Sänger und Bandleader der Dark Wave-Gruppe "Forthcoming Fire", Josef Maria Klumb alias "Jay Kay", spielten hier die entscheidende Rolle. Symanek erweiterte dazu das Programm seines Unternehmens VAWS (Verlag + Agentur Werner Symanek) um ein Musiklabel. Die Texte der unter Vertrag genommenen Bands transportierten die rechtsextreme Ideologie. Klumb ist bekennender Anhänger von Jan van Helsing und dessen antisemitischer Machwerke "Geheimgesellschaften", die der Indizierung unterliegen und damit in Deutschland nicht frei erhältlich sein dürften, gleichwohl aber immer wieder bei ebay offen versteigert werden können.

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