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philtrat Nr. 52; April/ Mai 2003

Wem gehört die Welt
Wohnen, ohne Miete zu zahlen - und alternativ dazu. Auch in Köln gibt es Bauwagenplatze und (ex)besetzte Häuser.
Von Raphaela Häuser

»Wir wollen euch gar nicht haben«, hatte der Stadtkämmerer Peter Michael Soénius (CDU) gesagt. Seit Ende 1999 ist der Mietvertrag für den Bauwagenplatz in der Krefelder Straße ›0‹ ausgelaufen, die BewohnerInnen auf dem Gelände seitdem von der Stadt nur noch geduldet. Da für September 2003 die endgültige Räumung beschlossen ist, steht jetzt ein weiteres Mal die Suche nach einem neuen Ort für die Wagenkolonie an.
Die Stadt Köln würde die BewohnerInnen des Bauwagenplatzes mit ihren Holzwagen am liebsten weitab des Stadtkerns sehen und bietet ein Gelände in Niehl an - unter der dortigen Bahntrasse. Alternative Lebensformen stören das Heile-Welt-Bild der Verwaltung.
Das ist nicht der erste Umzug des Bauwagenplatzes. 1990 wurde aus dem Anspruch heraus, dass jedem und jeder Wohnraum zur Verfügung gestellt werden muss, ein Gelände in Raderthal besetzt. Nach der brutalen Räumung 1994 begann eine sechsmonatige Odyssee durch Köln bis man auf der leerstehenden Fläche an der Krefelder Straße eine neue Bleibe fand, die durch einen befristeten Mietvertrag mit der Stadt abgesichert wurde.
Im klassischen Sinne will man auf dem Bauwagenplatz keine Miete zahlen. Dennoch entrichten die BewohnerInnen eine Nutzungsgebühr, die den Verbrauch an Strom und Wasser deckt. Dass die Hälfte des monatlichen Geldes für Miete ausgegeben wird und vor lauter Arbeiten keine Zeit für Privates bleibt, ist für sie keine Selbstverständlichkeit. Der finanzielle Aspekt ist für die StudentInnen, Arbeitslosen, SchülerInnen, SozialhilfeempfängerInnen und ArbeitnehmerInnen auf dem Bauwagenplatz ein Grund, hier zu wohnen. Wichtig ist aber auch die Gemeinschaft, die Möglichkeit alles frei gestalten zu können und unter freiem Himmel zu wohnen.
Die Nachteile dieser Wohnform liegen auf der Hand: Im Winter kann es in den Holzwagen trotz Isolierung empfindlich kalt werden, eingefrorene Wasserschläuche sind keine Seltenheit, geheizt wird mit Kohle oder Holz und alle Reparaturen und Installationen werden selber vorgenommen. Das sind aber gleichzeitig auch die Vorteile: »Wenn du auf dieser Seite ein Fenster haben willst, nimmst du dir die Stichsäge und machst es einfach«, erklärt ein Bewohner. In einer Mietwohnung wäre das nicht möglich. Spätestens wenn man im Sommer anstelle des Vermieters selber auf dem eigenen Hof in der Sonne liegt oder mit dem Wagen einfach so für zwei Tage zur Erholung an den Rhein fahren kann, begreift man, welche Freiheiten man sich ohne großen Kostenaufwand in einer ›normalen‹ Etagenwohnung nicht leisten kann.


(... - hier folgt im Original ein Teil über die LC36)