/ Antirassismus ausbuchstabiert /

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Leipzig

Was heisst Antirassismus ausbuchstabiert?

Ziele und Perspektiven eines antirassistischen Fokus. Mit welchem Ziel will ich eine gemeinsame politische Aktivität durchführen und in welcher Form?

Antirassistische Politik ist für uns in erster Linie Politik gegen Deutsche und deren Rassismus, gegen deutsche Behörden und die staatliche Ausländerpolitik. Den Mythos der gemeinsamen Betroffenheit von deutschen Linken und Flüchtlingen/MigrantInnen lehnen wir ab: deutsche Linke sind den Repressalien und der Gewalt nicht gleichermaßen ausgesetzt und sind ganz anders von Rassismus betroffen: sie profitieren gesellschaftlich davon. Allerdings denken wir nicht, dass Schwerpunkt unserer Arbeit Rassismus innerhalb der Linken sein sollte und alle Versuche, Ungleichverhältnisse innerhalb der gemeinsamen Camps abzuschaffen nur Mittel zur besseren politischen Zusammenarbeit und nicht Ziel eines Camps sein sollten.

Wir entschieden uns bewusst gegen Flüchtlingshilfe und linke Sozialarbeit, nicht weil wir diese delegitimieren wollen, sondern aus folgenden Gründen: Wir sehen die Gefahr, dass eine Öffentlichkeitsarbeit die von der Betonung von Einzelschicksalen oder besonders krassen Beispielen staatlichen Rassismus lebt, vergessen macht, dass die Einzelfälle keine inhumanen Ausrutscher sondern normaler Bestandteil rassistischer Politik sind. Wir wollen daher nicht die Ausnahme, sondern die Normalität angreifen. Dabei sind wir nicht so zynisch zu fordern, dass Flüchtlingssozialarbeit eingestellt werden sollte, weil sie auch mithilft, staatliche Härten auszugleichen und politische und soziale Spannungen zu glätten. Wir lassen aber ganz bewusst unsere Finger davon. Antirassistische Flüchtlingshilfe ausserhalb staatlicher Sozialarbeit oder NGO s frisst nicht nur meist alle zeitlichen und finanziellen Ressourcen einer Gruppe, sie läuft immer auch Gefahr, dass sich fast ausschliesslich mit Einzelfällen und staatlichem Rassismus beschäftigt wird, die aber nicht nur Auswüchse des Systems sondern Teil der ganz normalen rassistischen Verhältnisse sind.

Maßstab für eine solidarische Zusammenarbeit sollte nicht der Status (z.B. Flüchtling ) sein, sondern gemeinsame politische Interessen: z.B. gegen den rassistischen Konsens und die Politik in der BRD. Als Experimentierfeld gleichberechtigter politischer Zusammenarbeit zwischen weissen deutschen Antiras und Flüchtlingen und für eine Diskussion und Vermittlung unterschiedlicher politischer Vorstellungen bietet die Form des Grenzcamps die Möglichkeit, die wechselseitig formulierten Ansprüche ernst zunehmen und umzusetzen und nicht zuletzt die politische Trennung von deutschen und migrantischen Gruppen aufzubrechen.

Für einen konsequenten linken Antirassismus sehen wir andererseits eine Auseinandersetzung mit Kapitalismus und der Funktion von Rassismus als unbedingt notwendig an, weil eine sinnvolle Praxis nun mal nicht ohne eine Analyse der Verhältnisse zu haben ist. Unserer Einschätzung nach handelt es sich dabei nicht um isoliert nebeneinander her existierende Herrschaftsverhältnisse, sondern es gibt zahlreiche Verschränkungen, die sich gegenseitig konstituieren und bedingen. Wir wollen deshalb Antirassismus in eine umfassende Gesellschaftsanalyse und kritik eingebettet wissen. Für eine antirassistische Praxis heisst das, nicht Kritik an Auswüchsen des Systems zu üben, sondern immer auch mit zu thematisieren, dass das System als solches unser Problem ist.

In letzter Zeit sind uns aber auch grundsätzliche Zweifel am Konzept Antira gekommen. Hatten wir bisher Rassismus als Ideologie ausgemacht, die Ungleichheiten im Kapitalismus zu legitimieren sucht, stellt sich uns mittlerweile die Frage, ob in einer Zeit in der das kapitalistische Gesellschaftssystem als alternativlos erlebt wird, Modelle wie das rassistische Andere überhaupt noch notwendig sind, um die Zurichtung zu bürgerlichen Subjekten, also die Zurichtung auf einen kapitalistischen Arbeitsalltag aufrecht zu erhalten. (Mehr unter: http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/camp02/aufruf2d.htm, http://www.nadir.org/nadir/initiativ/antira-leipzig/archiv/a21.htm) Und obwohl auf gesamtgesellschaftlicher Ebene der Zugang zu Ressourcen noch nach wie vor über Rassismus geregelt wird, widerspricht Rassismus nach wie vor dem Basissatz des Kapitalismus: dass alle Menschen erst mal gleich, bzw. alle Experten sind. Das heisst nicht, dass es in den nächsten Jahren keinen Rassismus mehr gibt, aber die Frage, löst er sich möglicherweise im Kapitalismus auf, muss gestellt und diskutiert werden. Die Legitimation für im Kapitalismus erlebte Ungleichheit heisst heute: Leistung. Natürlich sind rassistische Strukturen und Gedankenmuster nach wie vor da, und dieser wird sich in als Krise erlebten Zeiten auch wieder bedient, wenn Rassismus bzw. Volk und Nation zur Rechtfertigung ungleicher Verteilungsstrukturen herangezogen werden. Die Entscheidung, ob Rassismus bekämpft oder befördert wird, fällt dann Staat, gesellschaftlichen Institutionen und Zivilgesellschaft zu die als Gesamtkapitalist die Abwägung zwischen weltoffenem Standortimage und dem Bedienen rassistischer Ressentiments zu treffen haben. Möglicherweise ist also doch der Kapitalismus oder die gesellschaftliche Totalität die Wurzel des Übels. Und die Konsequenz für unser antirassistisches Engagement? Natürlich gibt es nach wie vor Rassismus mit den bekannten Auswirkungen, die ein Vorgehen dagegen legitimieren. Dann sollten wir jedoch konkrete Aktionen bzw. Kampagnen, auf ihre Aussicht auf Erfolg abklopfen. Dabei kann sich zum Beispiel herausstellen, dass der Reformismus von NGO´s wie Pro ASYL Rassismus innerhalb des Bestehenden effektiver lindern kann. Dann bleibt uns mit einem linksradikalen Ansatz unter Umständen nichts mehr übrig, als dies anzuerkennen und kritisches Bewusstsein, z.B. im Rahmen einer Kampagne zu schaffen. Aber warum dann nicht gleich eine Wurzelbehandlung im Sinne einer Antikapitalismuskampagne?

(Verweisen möchten wir an dieser Stelle auf unseren Text Der Elefant im Goldfischteich der demnächst über die Liste geschickt wird)

Ihr seht, wir sind voller Zweifel und Diskussionsbedarf was die Perspektive antirassistischer Arbeit angeht. Unsere Hoffnung besteht weiter darin, eine Diskussion zu diesem Thema nicht nur in der antirassistischen Bewegung, sondern als Teil einer radikalen Linken zu führen. Für eine solche Diskussionen denken wir, kann eine Konferenz im Vorfeld des Grenzcamps eine gute Grundlage sein. Antirassistische Gruppe Leipzig

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Nürnberg

Was heißt Antirassismus ausbuchstabiert? Ziele und Perspektiven eines antirassistischen Fokus (bezogen auf ein mögliches nächstes Camp oder andere Folgeprojekte) Oder Mit welchem Ziel will ich eine gemeinsame politische Aktivität durchführen und was wäre die Form?

Da mein politisches Handeln aus einem linksradikalen Blickwinkel bestimmt ist, geht es für mich darum alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen Menschen geknechtete, verächtliche, verlassene, ausgebeutete...Wesen sind. Ausgehend von der Einschätzung, bzw. Erkenntnis, daß es verschiedene Formen von Ausbeutung und Unterdrückung gibt, die sich z.T. überschneiden, und daß z.B. ein Warenverhältnis schon im Patriarchat zum Ausdruck kommt, daß es also keine Haupt- und Nebenwidersprüche gibt, woraus die Notwendigkeit der Gleichzeitigkeit von Kämpfen folgt, sehe ich die Möglichkeit für unterschiedlichste Zugänge zu einer radikalen Intervention.

Einer der Widersprüche, der in Europa sehr präsent und alltäglich wahrnehmbar ist, ist der Rassismus in allen diversen Ausdrucksformen, wovon die Flüchtlingsproblematik ein Teil ist. Viele meiner GenossInnen sind davon direkt betroffen, in unterschiedlicher Weise: als deutsche PassinhaberInnen, Flüchtlinge, als Frauen nochmal anders wie Männer, als Kind nochmal anders, als Frauen und Männer, da die Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzen sehr unterschiedlich sind. Da ich Solidarität als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Kämpfen betrachte, ist es für mich aus dem linksradikalen Blickwinkel Verpflichtung, mich zu Rassismus zu verhalten und diesem Kampf zu stellen.

Daß der Zugang zu einem Grenzcamp ein antirassistischer ist, sagt eigentlich schon der Begriff Grenzcamp. Wichtig finde ich dabei, dass eine Intervention ernsthaft und kontinuierlich ist. Alles andere wäre unsolidarisch, da die z.B. von Rassismus betroffenen nicht einfach mal in das Thema Rassismus reinschnuppern können und sich, dann nach Belieben einem anderen revolutionären Hobby widmen können. Wegen dieser Verlässlichkeit und Kontinuität ist für mich ein antirassistischer Focus des Grenzcamps 2003 unerlässlich und wesentlich.

Auch auf den vergangenen Grenzcamps war es unter einem antirassistischen Focus immer möglich, daß Gruppen mit unterschiedlichsten Ansätzen sich einbringen konnten, daß eben die Solidarität als Bindeglied zwischen den Kämpfen erfahrbar und praktisch wurde. Das jetzt einer Beliebigkit zu opfern für so ein ausserdem doch begrenztes Motto autoritäre Formierung verschliesst sich meinem Verständnis völlig.

Es ist gerade eine Kampagne am laufen gegen Abschiebung, Knäste, Lager . Der Kampf gegen die neuen Abschiebelager hat eine gewisse gesellschaftliche Wahrnehmbarkeit bekommen. Es liegt für mich nahe, als ein Akt der Solidarität und aus taktischen Erwägungen, dass das nächste Camp darauf Bezug nimmt und z.B. ausgehend vom deutschen Lageralltag eben die Verknüpfungen und Zusammenhänge zwischen den Kämpfen herauszuarbeiten, bzw. zu schaffen, Solidarität zu organisieren und Organisierung voranzutreiben. Es hat nichts mit Betroffenheitspolitik zu tun, wenn wir uns als Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen zusammen zu Rassismus verhalten, weil die Flüchtlingsfrage an sich zu einem wesentlichen Teil auf den existierenden gesellschaftlichen und staatlichen Rassismus zurückzuführen ist. Das Betroffenheitspolitik zu nennen zeugt eher von nicht ernst nehmen und Objektivierung von Menschen, die von Rassismus betroffen sind. Dass die Zusammenarbeit mit Flüchtlingsorganisationen nicht reibungslos verläuft, liegt in der Natur der Sache und hat kein hemmendes Kriterium zu sein! Es wäre wieder eine Form des Rassismus, von Flüchtlingsorganisationen, die sich zudem noch auf internationale Solidarität beziehen, Pflegeleichtigkeit zu erwarten. Genauso ist es für mich unbegreiflich warum Flüchtlinsorganisationen und Flüchtlinge mit ihren Problemen und Zugängen nicht Teil eines Grenzcampprojekts samt Vorbereitung sein sollen, zudem, wenn sie unmissverständlich Interesse daran angemeldet haben. Den Versuch darauf den Focus zu verändern empfinde ich vorsichtig gesagt als heftig! Wenn mir jemand auf den Fuß steht, sag ich aua und geh runter und kann dann auch nicht recht begreifen warum es in dieser Situation wichtiger sein soll erst mal zu analysieren, welche historischen, gesellschaftlichen und sozialen Phänomene dazu geführt haben, daß Menschen dazu bereit sind anderen auf die Füsse zu stehen. Deshalb: volles Verständnis und Solidarität für und mit Antiresidenzpflicht- oder Antilagerkampagnen! Das engt in keiner Weise ein und schliesst auch so grundsätzliche Analysen nicht aus. Es kann nicht gegeneinander aufgerechnet werden, sondern gehört zusammen: direkte Intervention in konkrete Mißstände, sowie Analysen und Entwickeln von Strategien gegen gesellschaftlich-soziale Widersprüche.

Die Form Grenzcamp betrachte ich dafür als sehr geeignet, auch wenn durch einen antirassistischen Focus die Gefahr besteht gesellschaftliche Kräfte zu erreichen, die sich ausserhalb von Elfenbeinturm und Szenesumpf bewegen. Die Erfahrungen aus dem Scheitern und der Unbrauchbarkeit von z,B. Stadtguerrillakonzepten hinsichtlich einer Aufhebung irgendeines Warenverhältnisses zeigen doch, daß die nur stattfinden wird, wenn es die überwiegende Mehrheit der Menschheit will. Deshalb ist es m.E. unerlässlich, sich aus dem Elfenbeinturm oder Szenesumpf in die Niederungen der internationalen Diskussion um so etwas wie einen revolutionären Internationalismus zu begeben. Anders wird sich ein Bewusstsein von der Notwendigkeit der Gleichzeitigkeit der Kämpfe gegen die verschiedenen Formen von Ausbeutung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung und das auch schon im Patriarchat angelgte Warenverhältnis nicht entwickeln lassen. Deshalb ist es m.E. wichtig, die Menschen, die Interesse an so einer Diskussion und Praxis haben, dort abzuholen wo sie stehen. Da es die objektive Instanz nicht gibt, die das tun könnte, ist das antirassistische Grenzcamp ein Ort, wo, die Betreffenden zusammenkommen können um von dort aus, aus eben dem antirassistischen Blickwinkel eine Wahrnehmung der Verhältnisse vorzunehmen, praktisch zu intervenieren, die Diskussion unter diesem Focus voranzutreiben und die Bezüge zu anderen Kämpfen und Widersprüchen herzustellen.

Soweit erst mal meine Hausaufgabe
M, Karawane Nürnberg.

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Bremen

Was heisst Antirassismus ausbuchstabiert?

I Grundsätzliches

These 1 (in drei Schritten)

Schritt 1: Rassismus trennt, entrechtet und hierarchisiert. Oder anders: Rassismus ist ein komplexes System fein abgestufter, fliessend ineinander übergehender Ein- und Ausschlussmechanismen. Die Grenze verläuft hierbei nicht nur zwischen Deutschen einerseits und MigrantInnen und Flüchtlingen andererseits. Nein, auch unter Deutschen kommt es zu rassistischen Entrechtungen, nicht zuletzt entlang von Hautfarbe, und auch existieren unter MigrantInnen (1.- x.-Generation) und Flüchtlingen - je nach Aufenthaltstatus, Hautfarbe, etc - gravierende Unterschiede im Grade der jeweiligen Entrechtung.

Schritt 2: Für uns heisst das: Die radikale, antirassistische Linke sollte auf der Ebene des Organisatorischen stets darum bemüht sein, die Effekte (!) rassistischer Trennungslogiken aufzubrechen, d.h. sie sollte sich so gemischt wie möglich (Deutsche, MigrantInnen, Flüchtlinge, etc...) organisieren. Und das aus 3 Gründen: a) Ein zentraler Effekt rassistischer Trennungslogiken ist, dass sich solcherart Getrennte wechselseitig fremd bleiben ? ein (systemimmanent) nützlicher Effekt , macht er doch seinerseits rassistische Ein- und Ausschlüsse überhaupt erst plausibel und somit legitimierbar. Rassistische Trennungslogiken aufzubrechen, heisst in diesem Sinne nicht weniger, als bereits im Kleinen mit einem politischen, sozialen und kulturellen Lernprozess zu beginnen (= trans-identitäre Vermischung/Hybridisierung), den früher oder später auch die 'restliche' Gesellschaft durchlaufen muss, soll es langfristig zu tatsächlich einschneidenden Veränderungen auf dem Feld des Rassimus kommen. b) Herrschaftsverhältnisse erschliessen sich nicht einseitig: weder lassen sie sich vorrangig bzw. einzig aus dem Blickwinkel derer begreiflich machen, die Diskriminierung, Gewalt, Ausbeutung, oder kurz: Entrechtung erfahren, noch aus dem Blickwinkel derer, die mehr oder weniger eindeutig auf der priviligierten Seite eines Herrschaftsverhältnisses positioniert sind. Vielmehr bedarf es des Wissens und der Erfahrungen aller, um einen einigermassen realitätstauglichen Begriff von einem je konkreten Herrschaftsverhältnis entwickeln zu können. In diesem Sinne: Rassistische Trennungslogiken aufzubrechen, bedeutet auch, getrennte Wissens- und Erfahrungshorizonte zusammenzufügen - auf dass es gelingt, bestimmte Kampfterrains um bestimmte Herrschaftsverhältnisse so passgenau als möglich zu umreissen. c) Der dritte Grund, rassistische Trennungslogiken aufzubrechen, ist pragmatisch: Die radikale, antirassistische Linke ist alles andere als mächtig. Insofern ist es fast schon ein Gebot politischer Vernunft, all die Kräfte zu bündeln, die potentiell zueinander passen. Allein: Unser Eindruck ist, dass diesbezüglich noch so manches Potential nicht ausgeschöpft ist!

Schritt 3: Für die gemischte Organisierung bedeutet das zweierlei: Am stimmigsten ist es ? klar! -, wenn die gemischte Organisierung zwischen Deutschen, MigrantInnen, Flüchtlingen, etc. auf der Basis gemeinsamer (politischer, sozialer und kultureller) Interessen-Artikulation erfolgt - jenseits der Frage, wer mensch 'sonst' noch IST. Allein: Manchmal ist es mit der gemeinsamen Interessen-Artikulation gar nicht so einfach. Denn rassistischen Trennungslogiken sowie unterschiedliche Erfahrungshorizonte - z.B. (Nicht-)Migrationserfahrungen - sorgen dafür, dass die einzelnen Menschen mitunter ganz schön unterschiedlich 'drauf' sind und dass sich deshalb gemeinsame Interessen gar nicht so einfach ergeben. In diesem Sinne bedeutet gemischte Organisierung auch, sich stets auch darüber auseinanderzusetzen, wer mensch so IST (Selbstverständnisse, Identitäten, etc.), bedeutet also, sich wechselseitig kennen, verstehen und schätzen zu lernen - als Voraussetzungen dafür, in einem zweiten Schritt auch weiterreichende gemeinsame Interessen formulieren zu können. Wichtige diesbezügliche Schritte sind unserers Erachtens auf den beiden bisherigen extra-meetings sowie im Jenaer Grenzcamp erfolgt.

Und noch etwas in Sachen 'Interesse': Für die von Rassismus Betroffenen hat Antirassismus oft eine sehr viel existentiellere Bedeutung als für Nicht-Betroffene, dies drückt sich auch in immer wieder unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und Interessenlagen aus. In gemischten Bündnissen sollte diesem Umstand besondere Aufmerksamkeit gezollt werden, prinzipiell jedoch sollte die Stimme der von Rassismus Betroffenen ein starkes Gewicht eingeräumt werden. Dies heisst nicht, dass das von MigrantInnen, Flüchtlinge, etc Gesagte prinzipiell mit mit 'ja und Amen' abgesegnet werden müsste, nein, überhaupt nicht, starkes Gewicht heisst starkes Gewicht, nicht mehr und nicht weniger!

Es bleibt: Die Maxime 'gemischter Organisierung' bedeutet auf keinen Fall, dass sich MigrantInnen, Flüchtlinge und andere von Rassismus Betroffene nicht immer auch in ihrer 'eigenen' Community organisieren könnten - ganz gleich für welchen Zweck.

These 2 (in zwei Schritten)

Schritt 1: Rassismus ist kein eigenständiges Herrschaftsverhältnis, es ist mit vielen anderen Herrschaftsverhältnissen verschränkt, oftmals auf verschiedensten Ebenen. In diesem Sinne ist ein Antirassismus, der zugleich nicht auch antikapitalistisch, antisexistisch, antiantisemitisch, etc. ist, ein schlechter Antirassismus. Und doch: Für uns heisst das nicht, dass jedes Herrschaftsverhältnis immer und überall gleichzeitig bekämpft werden müsste. Ein solcher Anspruch würde dirkekt in's Nirvana führen! Politische Projekte und Kampagnen brauchen spezielle Blickwinkel und darin wiederum spezielle Themen, ansonsten verstören sie alle, nicht zuletzt die AktivistInnen selbst. In diesem Sinne möchten wir dafür plädieren, dass auch das Grenzcamp 2003 unter einem antirassistischen Stern steht, hierbei allerdings - so denn es thematisch passt - die Brückenschläge zu anderen Herrschaftsverhältnissen intensiv ausgelotet werden.

Schritt 2: Warum aber Antirassismus als zentraler Blickwinkel - und nicht (wie verschiedentlich vorgeschlagen) Antikapitalismus, wo doch sowieso alles mit allem zusammenhängt? Theoretisch ist diese Frage nicht zu beantworten, denn theoretisch ist es tatsächlich einerlei, von welchem Punkt aus mensch losläuft. Politisch jedoch gibt es für uns zwei sehr klare Antworten auf diese Frage: 1. Antirassismus ist eines der best bestellten Felder der (radikalen) Linken, das nunmehr 6 Jahre alte Grenzcamp-Projekt ist ein Teil davon. Gut bestellte Felder gehören gepflegt und (!) weiterentwickelt, nicht aber brachgelegt! Auch das ist eine Frage politischer Vernunft, gerade in politisch lausigen Zeiten wie den derzeit herrschenden. 2. Im Zuge der Geschichte des Grenzcamps sind wertvolle Kontakte zu Flüchtlingsselbstorganisationen entstanden, insbesondere zu The Voice und Brandenburger Flüchtlingsinitiative. Diese Kontakte würden durch eine thematische Verschiebung faktisch gekappt werden. Denn so sehr eine thematische Verschiebung theoretisch begründbar wäre, praktisch wäre dies komplett an der Realität all der Menschen vorbei, welche von Rassismus mit am stärksten betroffen sind und welche sich deshalb explizit antirassistisch organisieren. In diesem Sinne würden wir eine thematische Verschiebung zum gegenwärtigen Zeitpunkt (wo doch die intensivierte Kooperation zwischen refugees und non-refugees gerade begonnen hat) fast schon als einen Affront gegenüber The Voice und anderen halten.

These 3 (in einem Schritt)

Rassismus artikuliert sich auf unterschiedlichsten Ebenen des Staatlichen und des Gesellschaftlichen. Abschiebungen gehören demnach genauso zum rassistischen Komplex wie die rassistische Hierarchisierung des Arbeitsmarktes oder die Existenz mehr oder weniger stark ausgeprägter rassistischer 'Anschauungen' in breiten Teilen der Bevölkerung. Antirassismus sollte stets sämtliche dieser Ebenen im Auge behalten.

These 4 (in einem Schritt)

Antirassistische Unterstützungsarbeit ist zwar nichts, was jedeR einzelnE ständig und überall zu praktizieren hätte, im Allgemeinen sollte sie jedoch essentieller Bestandteil linksradikaler antirassistischer Politik sein. Das hat zum einen mit Solidarität zu tun - ganz schlicht! -, zum anderen damit, dass antirassistische Unterstützung oftmals der einzige bzw. der erste Ort ist - Stichwort: rassistische Trennungslogiken -, an dem sich überhaupt Kontakt zu Flüchtlingen und Illegalisierten herstellen lässt. Und auch ist die Unterstützungsarbeit eine gute Möglichkeit, in die (praktische) Tiefe des je aktuell herrschenden rassistischen Regimes einzutauchen und kann deshalb einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines linken, tatsächlich realitätstauglichen Rassismus-Verständnisses leisten. Schliesslich: Absolut daneben ist es aus unserer Sicht, wenn immer wieder der (polemische) Eindruck erweckt wird, wonach die Maxime gemischter politischer Organisierung (= Thesen 1 + 2) in eins mit antirassistischer Unterstützungsarbeit gesetzt wird. Denn das ist schlicht falsch!

II Konkretes und Thematisches für's Camp 2003

These 5 (in zwei Schritten)

Schritt 1: In loser (!) Anlehnung an einen der zentralen Slogans der Anti-IOM-Kampagne des no-border-netzwerkes möchte ich für's Camp 2003 (Camp + Konferenz) den Slogan vorschlagen: 'Globales Migrationsmanagement bekämpfen - für das Recht auf globale Bewegungsfreiheit!' (= Arbeitstitel). UNMITTELBAR hiesse das zweierlei: Einerseits Kampf gegen sämtliche der Herrschaftstechniken, welche darauf abzielen, globale Flucht- und Migrationsströme unter Kontrolle zu bringen, d.h. zu regulieren, einzudämmen oder zu verhindern. Zu diesen Techniken zählen unter anderem Abschiebe- und Lagerpolitiken, Grenzregime, das gesammelte Instrumentarium von Organisationen wie der IOM, bestimmte Aspekte innerer Sicherheit, nützlichkeitsorientierte Zuwanderungspolitiken, etc.. Andererseits bezieht sich der vorgeschlagene Slogan auf die Autonomie der Migration, also darauf, dass es allem Migrationsmanagement zum Trotz Millionen von Menschen immer wieder gelingt (und sei es im Status der Illegalisiertheit), in die reichen Länder zu gelangen - auf der Suche nach Sicherheit, Erwerbsarbeit, Ausbildung, Glück, etc.. Und auch das ist nichts Neues: Bereits die Einwanderung der ursprünglich als sog. GastarbeiterInnen Angeworbenen verlief autonom: Anstatt wieder zu gehen, entpuppten sie sich als EinwanderInnen (incl. Familienzusammenführungen u.ä.)! Der Bezug auf MigrantInnen (ob legalisiert oder nicht) hat aber zur Folge, dass das gesamte Feld des Sozialen (Erwerbsarbeit, Bildung, Wohnen, etc.) eröffnet wird - samt rassistischer Entrechtungen, die dort im unterschiedlichen Ausmass erfolgen. Spätestens jetzt dürfte aber deutlich werden, was in dem vorgeschlagenen Camp-Slogan auch noch, d.h. MITTELBAR drinsteckt: Wer die Autonomie der Migration genauso wie das derzeit herrschende Migrationsregime (als die beiden Seiten derselben Medaillie) verstehen will, die bzw. der landet beim globalen Kampitalismus und dessen Dynamiken (incl. deren Zusammenspiel mit sexistischen, rassistischen, etc. Herrschaftsverhältnissen). Denn dass es überhaupt Migrationsbewegungen von den armen in die reichen Länder gibt, dass dies für MigrantInnen oftmals mit prekären und /oder irregulären Arbeitsverhältnissen einhergeht, dass umgekehrt die reichen Länder diese Bewegungen zu regulieren versuchen etc. etc., all das hat nicht zuletzt mit einem sich imperial (!) artikulierenden und auf unterschiedlichen Reproduktionsnivieus operierenden Kapitalismus zu tun.

Schritt 2: Der Clou des vorgeschlagenen Slogans ist demnach, dass dieser vergleichsweise anschlussfähig an andere Kampagnen und Projekte ist, ohne deshalb allerdings an Eindeutigkeit einzubüssen: a) Die Anschlussfähigkeit an bereits laufende Projekte wie (1) Kampagne gegen Abschiebungen, Abschiebeknäste und Abschiebelager, (2) for freedom of movement-campaign, (3) Anti-IOM-Kampagne, etc. ist offensichtlich! b) Würden Erwerbsarbeit, Illegalisiertheit, etc. thematisiert werden (oder allgemeiner: rassistische Entrechtungen), dann bestünden unmittelbare Brückenschlägen zu Projekten, wie sie von kanak attak oder jeder mensch ist ein experte schon seit einiger Zeit propagiert werden. c) Migration und deren Kontrolle sowie Arbeit sind zentrale Felder des Rechtspopulismus, spätestens hier würde Hamburg in's Spiel kommen. d) Durch Bezugnahme auf das globalisierte Migrationsregime, globalisierten (neoliberalen) Kapitalismus, etc. wäre eine Verbindung geschaffen zur sog. Globalisierungskritik (samt ihrer Bewegungen), zur Empire-Debatte, etc. e) selber ausfüllen...

These 6 (in einem Schritt)

Kurz aber wichtig: In einem gewissen Ausmasse sollten wir INTERNATIONAL für's Camp 2003 mobilisieren!

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Wuppertal

WAS HEISST ANTIRASSISMUS/ANTIRASSISTISCHES ENGAGEMENT AUSBUCHSTABIERT?
Warum engagiere ich mich antirassistisch?

So, wie diese Gesellschaft mit Flüchtlingen/MigrantInnen umgeht, will ich das nicht akzeptieren. Ich will für eine Welt kämpfen, in der Menschen nicht derart diskriminiert, unterdrückt, bedroht & angegriffen werden, sondern in freier Entscheidung und gegenseitiger Achtung lebend leben können. Der Kampf geht nicht nur um Veränderung der Situation von Flüchtlingen/MigrantInnen, sondern um Veränderung der Gesamtsituation der Gesellschaft. Hierbei wird nicht nur eine einzelne Ausländerbehörde, sondern der gesamte Staat und globale Verhältnisse angegriffen.

An Flüchtlingen/MigrantInnen werden Kontroll- & Überwachungssysteme und andere freiheitseinschränkende Dinge wie Residenzpflicht, Abschiebehaft und Kürzung der Sozialleistungen ausprobiert, weil sie in der gesellschaftlichen Hierarchie weit, weit unten stehen und sich mit am wenigsten wehren können. Im Kampf um die Abschaffung dieser Maßnahmen ist die Situation der Flüchtlinge & MigrantInnen oft (leider!) ein gutes Beispiel.

Es ist auch Solidarität dabei.
Solidarität:
A) aus Betroffenheit und zur persönlichen Unterstützung
B) weil uns gleiche Dinge betreffen/ähnliche Maßnahmen treffen (d.h. nicht, dass wir unseren Status mit denen von Fl./Migr. gleichsetzen wollen)

In der gemeinsamen Arbeit ist es wichtig darauf zu achten, daß unsere Forderungen & Kriterien gegenseitig bekannt sind:
A) damit es keine StellvertreterInnenpolitik wird!
B) weil dies für Bündnisse eben notwendig ist.

Eine Veränderung/momentane Verbesserung der Situation kann im Moment nur humanitär sein; d.h. innerhalb des Systems, um weitere Verschärfungen aufzuhalten, und nicht revolutionär uns in Riesenschritten unseren Utopien entgegenbringen.
-> mit dieser Ohnmacht müssen wir irgendwie umgehen Nicht allein, weil der Status eines/r Fl./Migr. an sich schon meistens Scheiße ist, bedeutet das, dass ich mit dem Menschen zusammenarbeiten MUSS & das ich der Migrantin helfen MUSS & dass ich den Flüchtling besonders frage, wie es ihm geht.
-> das könnte leicht (positiv-) rassistisch u./od. paternalistisch werden!

MIT WELCHEM ZIEL WILL ICH EINE GEMEINSAME POLITISCHE AKTIVITÄT DURCHFÜHREN UND IN WELCHER FORM?

Für ein Camp könnte das heißen:

Einige KemperInnen aus Wuppertal

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Grenzcamp-AG/ Subcutan

Vorweg: wir haben in unserer Gruppe gerade erst begonnen über die Frage zu diskutieren, von daher markiert der folgende Text eher Eckpunkte als eine ausgefeilte Position.

Was heißt Antirassismus ausbuchstabiert?

Verweist unmittelbar auf die Frage: was bedeutet für uns Rassismus? Rassismus ist ein Gefüge von (praktizierten) Machtverhältnissen, die Subjekte definieren, trennen, hierarchisieren, ausgrenzen... (was das anbelangt, können wir uns der Darstellung von G. Samsa anschließen). Und wir denken, anders als Antira Leipzig schreibt, dass rassistische Machtverhältnisse sich nicht aus dem ökonomischen Apparat der Ausbeutung ableiten lassen. Rassismus ist nicht nur ein Instrument des Kapitalismus, ebenso wenig wie Sexismus das ist. Ökonomische Kriterien der Bewertung von Menschen treffen sich mit rassistischen, durchdringen sich und bringen sich wechselseitig hervor. So z.B. in der Konstruktion von Körpern als `Naturkörper` bzw. als Gefäße der Arbeitskraft, und die damit einhergehende Funktionalisierung von Menschen- genauso zu finden im Postulat der `Nützlichkeit`, das den neuesten Zuwanderungsdiskurs beherrscht.
Rassismus ist also unserer theoretischen Auffassung nach keine Nebenwirkung irgendeines übergeordneten Herrschaftsverhältnisses und entsprechend erscheint uns Antirassismus nicht als ein nebensächliches Spielfeld linker Praxisversuche. Umgekehrt weigern wir uns aber auch, Antira generell als eine aus taktischen, moralischen oder sonstigen Gründen irgendwie zu bevorzugende linksradikale Disziplin zu sehen. Es ist ein berechtigtes, notwendiges Feld neben anderen – nicht mehr, nicht weniger. Für das Camp wünschen wir uns, von diesem Ausgangspunkt über die Verknüpfungen zu anderen Herrschaftsverhältnissen auch diese zu thematisieren (z.B. Arbeit und Migration, Rassismus und Sexismus,...)
Auf dem Feld des Antirassismus bringt eine bestehende Arbeitsteilung (zwischen MigrantInnen und Nicht-MigrantInnen, zwischen Unterstützungsarbeit und Radikalkritik...) Probleme mit sich, die nicht aus dem Blick geraten dürfen. Damit meinen wir, unter anderem, dass Weisse Antirassismus notwendigerweise nicht als Politik in der ersten Person betreiben können, sondern als Politik aus Grundsätzen und Prinzipien. Darin liegen Gefahren: von Projektionen emanzipatorischer Wünsche auf MigrantInnen, Paternalismus,... Oder auch - zwischen Refugees und Non- Refugees - das Stolpern über gegenseitige Vorbehalte, die auf rassistisch begründete Machtverhältnisse, bzw. rassistische Bilder/ Zuschreibungen zurückgreifen. Unser Wunsch ist, diese Stolpersteine im Auge zu behalten und daran zu arbeiten, sie aus dem Weg zu räumen. Wir wollen die existierende Arbeitsteilung in Bewegung bringen und versuchen, statt einem Nebeneinander ein Miteinander hinzukriegen, durch Offenheit und Kommunikation Bewegungsspielräume zu erweitern, Kräfte zu bündeln, sich gegenseitig auszutauschen und voneinander zu lernen, und rassistische Stereotype aufzubrechen. Unsere jeweilige subjektive Motivation, sich auf das Thema Antirassismus zu konzentrieren, wollen wir nicht hinter politischen Rationalisierungen verstecken. Solche subjektiven Motivationen sind bei uns z.B. der Wunsch, sich nicht mehr nur unter „Deutschen“ zu organisieren, oder auch, an persönliche Erfahrungen anknüpfen zu wollen, daraus Standpunkte weiterzuentwickeln und nicht dieselben Fehler immer wieder zu machen.

Warum wir es wichtig finden, ein antirassistisches Grenzcamp zu machen: Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass sich die Aktionsform Grenzcamp bewährt hat und zwar sowohl in Sachen Außenwirkung (antirassistische Standpunkte laut, sichtbar, hörbar machen) wie auch – gleichzeitig – nach innen, d.h. eine arbeitsfähige Vernetzung der an Antirassismus Interessierten herzustellen, Gruppen (in den Städten) zu stärken, neue Leute zu organisieren und Diskussionen weiter zu führen. Einer unsere Gründe dafür, an dem antirassistischen Schwerpunkt festzuhalten, ist, bis jetzt gesponnen Netze und Fäden nicht (ab)reißen lassen zu wollen: sowohl den personelle bundesweite Zusammenhang, der einiges an Potential bietet, als auch die politischen Diskussionen, die bei weitem noch nicht abgeschlossen sind und die weiterzuverfolgen es sich unserer Meinung nach lohnt (z.B. um die politische Ausrichtung/ Slogans von Kampagnen, oder um das Verhältnis von Rassismus und Sexismus...). Andersherum gibt es in linksradikalen Kreisen ein weit verbreitetes Interesse an Antirassismus: das Thema ist das, in dem „relativ am meisten geht“. Das meint auch, dass es viele Strukturen und einige Kampagnen gibt, an die das Camp anknüpfen kann. Also ein organisatorisches, personelles und inhaltliches Potential, das nichts mit einer höheren Bewertung von Antirassismus gegenüber Kämpfen gegen andere Herrschaftsformen zu tun hat, wohl aber eine Rolle spielt, wenn wir mit dem Camp die Verhältnisse ein wenig rocken wollen.
Dazu gehört, dass es eine Palette gesellschaftlich breiter diskutierte Themen aus dem Spektrum gibt, an die wir anknüpfen können, wie z.B. die Zuwanderungsdebatte oder das Thema der rassistisch motivierten Gewalt, usw. Das spricht für ein antirassistisches Camp, auch wenn es entsprechende Themen genauso in anderen Bereichen gibt (z.B. Antikapitalismus: Gesundheitsreform, Hartz,...).
Des weiteren scheint es uns, dass es im Rahmen eines antirassistischen Camps gut möglich ist, Dissens zur gesellschaftlichen rassistischen Normalität deutlich zu machen, und als Gegenöffentlichkeit wirksam zu werden. Mit einem antikapitalistischen oder antisexistischen Camp stellen wir uns das schwieriger vor.

... grenzcamp- ag subcutan

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