Vorwort

Lange Zeit ist nun vorbei, seit der letzten Ausgabe, so daß die Nr. 20 endlich und pünktlich zu diversen Sachen Euch ins Haus flattert. Nach dem letzten Schwerpunkt „Rechtsextremismus in Jena“ diesmal eine Ergänzung dazu (nämlich der Hinweis auf eine Broschüre zu dem Thema) und mehrere andere Sachen: u.a. ein historischer Artikel zu Israel, ein Beitrag aus Rudolstadt (nicht in der Internet-Version) zum staatlichen & „Antifaschismus“, zwei Besprechungen, Extraseiten zu Genua.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 2

Inhaltsverzeichnis. 2

Termine. 2

EU-Rassismus soll schöner werden. 2

VS-Karussell beginnt auf höherer Umdrehung zu rotieren... 5

Personenkarussell nach Spitzelskandalen. 5

Neue Vorwürfe gegen Innenminister und Verfassungsschutz. 5

Ex-Verfassungsschutzchef Roewer bestätigt Auftrag von Köckert 5

Den Browntowns auf die Pelle rücken! 7 nur in der Papierversion (vorerst)

Krieg und Frieden. 11

Kurznachrichten. 13

Versuchter Brandanschlag. 13

Anschläge auf Infoladen Meiningen. 13

„Dafür hamse Geld“. 13

Sebnitz-Info. 14

GENervt - Aufruf zu direkten Aktionen gegen eine Gentechnik-Propaganda-Show.. 14

Rezensionen. 15

...nicht vom Himmel gefallen. 15

Das Finkelstein-Alibi 15

Gewinnspiel! 16

 

Termine

31.08.: Mahnwache für Opfer antihomosexueller Gewalt in Leipzig
01.09.: Nazi-Großaufmarsch in Leipzig
01.09.: Naziaufmarsch in Greifwald
22.09.: Naziaufmarsch in Rostock
03.10.: Antirademo am Abschiebeknast Büren
03.10.: Nazi-Großaufmarsch in Berlin
12./13.10.: CSU-Parteitag mit Berlusconi in Nürnberg
10.11.: NPD-Fackelmarsch in Grimma

 

Aus ersten Gesprächen geht hervor, daß die Stadt Leipzig nicht mit einer Bestätigung des Verbots des Naziaufmarschs rechnet und alle Gegendemos verbieten will. Begründet wurde dies mit einem angeblichen Polizeinotstand, da die Sicherheit aller Veranstaltungen nicht gewährleistet werden könne, was vor Gerichten aber auch dieses Mal keinen Bestand haben dürfte. Kundgebungen sind von dem Verbot nicht betroffen! Die Demo "Deutschland den Krieg erklären!" des BgR um 18 Uhr wurde mittlerweile in die Innenstadt verlegt. Der genaue Auftaktort folgt noch. In der "Welt" und "Bild" wurden inzwischen Hetzartikel gegen die Demo veröffentlicht, in denen angekündigt wird, die "Chaoten wollten die City in Schutt und Asche legen"...mehr: www.left-action.de/krieg

 EU-Rassismus soll schöner werden

Die Harmonisierung des Asylrecht verspricht einen humaneren Umgang mit Flüchtlingen

Es ist gar nicht so lange her, da stritt die deutsche Bundesregierung mit Inbrunst für die Vergemeinschaftung der Asylpolitik der EU-Staaten. Nein, sie wurde auch nicht müde, mit Leidenschaft für die EU-Ostererweiterung einzutreten. Doch heute ist die
BRD da vorsichtiger geworden. Zusammen mit der schwarz-braunen Regierung in Österreich (bei Wahlprognosen haben z.B. die rechtsextremen Republikaner immer einen braunen Prozentbalken bekommen, warum also die FPÖ verschleiernd blau
kennzeichnen?) war allen voran Innenminister Otto Schily über die  Progressivität der Vorschläge der Europäischen Kommission entsetzt. Denn nicht zu Unrecht wird in die Harmonisierung des europäischen Asylrechts einige Hoffnung gesetzt. Diese würde nämlich beispielsweise die  Drittstaatenregelung  nach dem aktuellen Entwurf vorsichtig aufweichen. Zwar sieht das Papier der EU-Kommission das Konzept der sicheren Drittstaaten  weiterhin vor, doch sollen die einzelnen EU-Staaten prüfen, ob der jeweilige Drittstaat für den Flüchtling wirklich sicher ist. Deshalb dürften die Flüchtlinge in Zukunft auch nicht mehr vom BGS schon an der Grenze abgewiesen
werden. Somit besteht wenigstens die Chance zu einem Asylverfahren zugelassen zu werden. Das mag aber nichts heißen. Denn die Entscheidung liegt immer noch bei den EU-Mitgliedstaaten. Und wie die Beurteilung von  sicheren Drittstaaten  in der Praxis aussehen wird, sollte sie denn überhaupt durchkommen, lässt sich aber bereits an der Asylpolitik am Beispiel Deutschlands erahnen, das Flüchtlinge in den  sicheren  Folterstaat Türkei abschiebt.

Die Richtlinie der Europäischen Kommission sieht einen Vormund für minderjährige Flüchtlinge vor, deren Eltern sich keinen  Familienausflug  leisten konnten, diese in der Oder bei der Flucht ersoffen sind oder wegen lebensgefährlichen Hundebissen in Kopf und Brust im Krankenhaus liegen. (Unter die letzte Kategorie fallen nach der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke an der Ostgrene pro Jahr Dutzende Flüchtlinge.) Bisher mussten Jugendliche ab 16 Jahren das Asylverfahren (wenn sie überhaupt so weit kamen) selbstständig durchmachen. Mit der neuen Richtlinie könnten Flüchtlinge unter 18 Jahren das gute Gefühl haben, erst nach freundlicher Beratung abgeschoben zu werden.

Zum Teil auf Unverständnis trifft auch die Tatsache, dass Deutschland Vorbehalte gegen eine Umsetzung des EU-Besitzstandes durch die EU-Osterweiterung hat. Der Genosse der Bosse Schröder möchte die Vorzüge neuer Märkte haben, fürchtet sich aber auch vor der der Konkurrenz aus dem Osten. Der EU-Erweiterungskommissar Günther Verheugen kam dem deutschen Bundeskanzler mit der Formel 5+2 Jahre für das Vorbestehen der derzeitigen EU-Ostgrenze für ArbeitnehmerInnen entgegen.

Illegale  Flüchtlinge sollen wie gehabt nur eben etwas weiter östlich an der neuen Ostbefestigung der Festung Europa von ihrem Recht auf selbstbestimmte Migration verzichten. Wo die im Zeitraum vom 1. Januar 1993 bis zum 31. Dezember 1999 bei dem Versuch ihr Recht auf Asyl wahrzunehmen gestorbenen Menschen ums Leben kamen, ist nicht wichtig. Ihr Leiden dokumentiert nur, dass die EU-Asylpolitik trotz Harmonisierung zu tiefst unmenschlich bleiben wird.

Auf dem Weg in den Kontrollstaat

In den neunziger Jahren mussten dazu nette Einfälle wie  Organisierte Kriminalität ,  dealende Asylanten  oder  Drogenwellen herhalten. Auch im neuen Jahrtausend sind sich Sicherheitsfanatiker in Staat, Wirtschaft und auch Medien nicht zu schade, Bedrohungsszenarien zu konstruieren, um den Abbau von Grundrechten voran zu treiben. Die jüngste Novelle des Artikel 10 des Grundgesetzes zum Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis ist ein Beispiel dafür. Dabei ging rosagrün in Berlin besonders geschickt vor und alleine das ist schon ein Skandal:  Von der Einbringung des Entwurfs in den Bundestag am 26. März bis zur Beschlussfassung am 10. Mai vergingen kaum sechs Wochen. Damit war es der Opposition praktisch unmöglich, Öffentlichkeit darüber herzustellen. Das Ergebnis der vorausgegangenen Anhörung wurde weggewischt und die erste Lesung des Gesetzes im Parlament klammheimlich zu Protokoll gegeben.  Es wird aber mit Ausnahme der PDS keine Oppositionspartei ein wirkliches Interesse an einer öffentlichen Debatte gehabt haben. Aus gutem Grund: Verfassungsschutz & Co. dürfen jetzt im Vorfeld von und bei der Verfolgung von Straftaten noch weniger Rücksicht auf Grundrechte nehmen. Besonders brisant ist der Aspekt, dass mit der Grundgesetzesnovelle nun auch dem Atomstaat neue Instrumente in die Hände gegeben werden (rechtliche Grundlagen haben die VS-Ämter vorher allerdings auch nicht immer gekümmert). Pünktlich zum ersten rosagrünen Castor-Transport wurde die Aushebelung des G10-Gesetzes in
Angriff genommen.  Die Nachrichtendienste sollen nämlich auch bei Eingriffen in den Schienenverkehr tätig werden können.  Die Überwachungkompetenzen der Geheimdienste wurden wesentlich erweitert.  ... das Gesetz macht den Weg frei für eine Ausspionierung und Überwachung im großen Stil. Es geht um das Abhören von Telefongesprächen, um das Öffnen von Briefen und Pakete, um den Mitschnitt von Faxen und E-Mails. Das alles kann nun in einem geballten Ausmaß erfolgen.  Die Kritik der Landesbeauftragten und des Bundesbeauftragten für Datenschutz an dem Gesetz fielen ungewohnt scharf aus: Die aus dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte resultierende Trennung von Polizei und Geheimdiensten werde weiter aufgeweicht, der Möglichkeitenkatalog zur Überwachung des internationalen Kommunikationsverkehrs werde erheblich erweitert (schon seit Jahren hört der BND alle Auslandstelefonate ab). Bei der Kennzeichnungspflicht der  G10-Daten  gibt es nun Ausnahmen. Eine klare Gesetzgebung, die verhindert, dass die ausspionierten Daten für andere als die nach dem Gesetz vorgegeben Zwecke verwendet werden, fehlt. Und zu schlechter letzt können die Ausnahmeregelungen die Gerichte um die Kompentenzen von rechtsschutzmöglichkeiten für die BürgerInnen bringen. Und was war es nun, was die besorgten PolitikerInnen zu solch heldenhaften Rettung des Rechtsstaats veranlasste? Na klar, u.a.  Innere Sicherheit , wie gehabt.

Das Europäische Parlament hat es letztes Jahr vorgemacht.  Ebenfalls weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit wurde gerade eine andere Maßnahme umgesetzt. Das European Telecommunications Standard Institute (ETSI) beschloß die Richtlinie
ES 201-671:  Intelligent Networks (IN): Lawful Interception . Es handelt sich dabei um den Standard. der in zukünftige Telekommunikationseinrichtungen eingebaut wird und Polizei sowie Geheimdiensten sogenannte  Einbruchsstellen  zur Überwachung verschaffen soll.  Mit nahezu Gesissheit lässt sich sagen, das alle Microsoft-Betriebssysteme ab Windows 95b eine solchen Zugriffscode enthalten, um dem US-amerikanischen Geheimdienst NSA (National Security Agency) den Zugriff zu ermöglichen.  Seit im April vergangenen Jahres erstmals ein Entwurf der Europarats-Konvention bekannt geworden ist, protestieren Privacy- und Hacker-Organisationen wie Statewatch und die Global Internet Liberty Campaign (GILC) gegen das Vorhaben. Denn die in der Konvention definierten Straftaten sind, wie GILC kritisiert,  so allgemein gehalten, dass sie als Allzweck-Begründung geeignet sind, um gegen Personen zu ermitteln, die am Computer vollständig legalen Aktivitäten nachgehen.  Zu den Konstruktionen der  Organisierte Kriminalität , des  dealenden Asylanten  etc. ist eine  Cyper-Kriminalität  hinzugekommen, um das Internet einer repressiven Überwachung zu unterwerfen.  Internet und Mail-Provider sollen Verkehrsdaten - das heißt alle Daten über  Herkunft, Bestimmung, Pfad oder Weg, Zeit, Größe, Dauer und Art  einer Kommunikation - in Echtzeit erfassen und zur Verfügung der Überwachungsbehörden halten. Sobald sich der Hinweis auf ein  Verbrechen  ergibt, ist auch der Inhalt der Kommunikation freigegeben.  Wie die Daten aber vor Mißbrauch geschützt werden sollen, bleibt dabei schleierhaft. Zudem machen sich andere Geheimdienste weniger Skrupel beim Überwachen der Kommunikation.  ECHELON ermöglicht heute den Zugang zum gesamten globalen Kommunikationsnetz. Nur wenige elektronische Signale entgehen dem Zugriff.  Das Überwachungssystem ECHELON sucht nach diversen Begriffen beispielsweise mit militärischen, kriminellen, subversiven Inhalt. Nach der Darstellung des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Wayne Madsen wird  jeder, der politisch aktiv ist, früher oder später vom Radarschirm der NSA erfasst wird.  Ende letzten Jahres wurde auch die Europol mit Kompetenzerweiterungen beglückt. Für die Legitimation musste diesmal die Bedrohung durch die  Geldwäsche :  Ein Protokoll zur Änderung des Europa-Übereinkommens dehnt die Ermittlungskompetenzen der Polizeibehörde auf den Bereich Geldwäsche aus. Ein Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen verbietet den EU-Staaten weitgehend, Rechtshilfebegehren von Europol oder aus einem anderen EU-Staat mit Verweis auf das Bank- oder Anwaltsgeheimnis abzulehnen. Ein zwischenstaatliches Übereinkommen, das am Europäischen Parlament vorbei beschlossen wurde, regelt die Einführung so genannter Gemeinsamer Ermittlungsgruppen die Europol  unterstützen  sollen.  Bei einem ersten Verdacht auf  Geldwäsche,  könnte die ohnehin schon involvierte Europol ganz offiziell die Ermittlungen übernehmen. 

Die technologische Weiterentwicklung ist für Sicherheitsfanatiker ein gefundenen Fressen. Mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes ist die Gesellschaft einer Patentierung von menschlichen Genen nähergekommen. Doch die Träume von manchen Menschen
gehen noch weiter:  TechnikfanatikerInnen, die sich der Bewegung des  Transhumanismus  zugehörig fühlen, träumen bereits von der serienmäßigen PC-Schnittstelle am Kopf des Menschen. ... Das digitale Implantat ist eine Datenübermittlungseinheit. Per Satellit ist die TrägerIn jederzeit lokalisierbar. 

Im Mai 2001 tischte das BKA die Entdeckung einer  neuen RAF  auf. Begründet wurde das damit, dass sich wahrscheinlich zwei ehemalige RAF-Mitglieder an einem Überfall auf einen Geldtransporter bei Duisburg 1999 beteiligt haben sollen. Das BKA sprach nicht etwa den Verdacht aus, sondern sprach explizit von einer neuen Terrorgruppe. U.a. der ehemalige RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock widersprach dieser Auffassung vehement auf N-TV in der Sendung  Maischberger  zum Beispiel mit der Begründung, dass es keine Infrastruktur für eine neue Gruppe gäbe. Bleibt die Frage, was das BKA dann mit seiner Verlautbarung
bezwecken wollte. Die Linke musste in Zeiten ach so teurer Castor-Transporte etc. vielleicht nochmal ein bisschen was kriminalisiert, somit verschärfte Überwachung legitmiert und die Existenz der aufgeblasenen BKA-Bürokratie gerechtfertigt werden.  In seinem Klassiker Transformation der Demokratie (1968) beschrieb Johannes Agnoli die Herausbildung eines autoritären Rechtsstaates. Heute, sagte er, ist diese Theorie  ad acta zu legen . Der Prozeß der Rückbildung demokratischer Staaten, Institutionen und Parteien in vor- und antidemokratische Formen ist abgeschlossen.

Aus: www.indymedia.de 


VS-Karussell beginnt auf höherer Umdrehung zu rotieren...

Personenkarussell nach Spitzelskandalen

Das Innenministerium hat fast die ganze Spitze der Thüringer Verfassungsschutzbehörde versetzt. Damit reagierte das Ministerium auf die Skandale um die Beschäftigung von V-Männern aus der rechten Szene.

Das Innenministerium sagte im Gespräch mit MDR1 RADIO THÜRINGEN, dass die Änderungen der Verfassungsschutzbehörde noch nicht beendet seien. Auch Vizepräsident Nocken soll noch ausgewechselt werden. Trotz der Versetzung der Mitarbeiter sei die Behörde weiterhin arbeitsfähig, sagte Ministeriumssprecher Karmrodt MDR ONLINE. Die Wechsel würden fließend gestaltet, nicht alle der betroffenen Mitarbeiter seien gleichzeitig versetzt worden. Die Behörde wolle künftig die Arbeitsbereiche wie Führung von V-Leuten und Informationsauswertung strikt voneinander trennen. Ob es bereits Ersatz für die versetzten Mitarbeiter gibt und aus welchen Bereichen sie stammen, ließ Karmrodt offen.

 

Wechselt Nocken zum Amt für Statistik?

Ihre Posten verloren die Referatsleiter für Rechts- und Linksextremismus sowie drei Verantwortliche für die Zusammenarbeit mit den so genannten V-Leuten in extremistischen Gruppen. Die bisherigen Verfassungsschutzmitarbeiter arbeiten einem Bericht der "Thüringer Allgemeinen" zufolge nun in anderen Behörden des Freistaates. Spekulationen zufolge solle Geheimdienst-Vize Nocken Präsident des Landesamtes für Statistik werden, das Thüringer Innenministerium will sich dazu bisher nicht äußern.

 

SPD erneuert Rücktrittsforderung

Der Fraktionschef der Thüringer SPD, Gentzel, hat im Interview bei MDR info erneut den Rücktritt von Innenminister Köckert gefordert. Die bisherigen Personalkonsequenzen in der Behörde wertete er als unzureichend. "Der Fisch fängt immer am Kopf an zu stinken", sagte Gentzel wörtlich. Ein Neuanfang der Behörde unter Köckert sei unmöglich. Dagegen forderte er Vertrauen für den Präsidenten des Landesverfassungsschutzamtes, Sippel. Dieser habe einen Trümmerhaufen übernommen und dürfe nicht für die Fehler der Vergangenheit verantwortlich gemacht werden, sagte Gentzel weiter.

 

Wie das Ministerium in die Schlagzeilen geriet

Der Thüringer Verfassungsschutz war in den vergangenen Monaten mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Die Verfassungsschutzbehörde hatte trotz gegenteiliger Beteuerungen führende Köpfe der rechten Szene als Spitzel eingesetzt und mit fünf bis sechsstelligen Summen bezahlt.

 

Selbstmorde von LKA-Beamten privat motiviert

Im Fall der beiden Selbstmorde von LKA-Mitarbeitern schloss Ministeriumssprecher Karmrodt ausdrücklich aus, dass deren Suizide mit ihrer Arbeit zu tun hatten. Einer der beiden Beamten war Chefermittler im Fall des Erfurter Synagogenanschlags. In ihren Abschiedsbriefen hatte sich einer der Männer unter anderem negativ über das Klima und die Personalpolitik geäußert haben. Motive für die Suizide lägen jedoch im privaten Bereich, teilte LKA-Chef Kunckel mit.

MDR-ONLINE

 

Neue Vorwürfe gegen Innenminister und Verfassungsschutz

Gegen den Landesverfassungsschutz und Innenminister Köckert sind erneut Vorwürfe erhoben worden. Wie die Zeitung "Thüringer Allgemeine" berichtet, soll der Verfassungsschutz auf Wunsch von Köckert bei den Kommunalwahlen 2000 zwei Buergermeisterkandidaten in Blankenhain bespitzelt haben sein. Ihnen sollte der Zeitung zufolge eine "Stasi-Seilschaft" nachgewiesen werden. Ministeriumssprecher Kamrodt wies die Vorwürfe inzwischen als "unwahre und falsche" Behauptungen zurück. Der Artikel sei ein Teil einer Diffamierungskampagne gegen den Innenminister.

 

Ex-Verfassungsschutzchef Roewer bestätigt Auftrag von Köckert

Erfurt (dpa) - Der frühere Thüringer Verfassungsschutzpräsident Helmut Roewer hat im Streit um einen Auftrag zur Bespitzelung von Kommunalpolitikern ein Treffen mit Innenminister Christian Köckert bestätigt. Es habe sowohl das Treffen als auch den Auftrag gegeben, sagte Roewer der dpa in Erfurt. Das Innenministerium hatte die Vorwürfe gegen Köckert dementiert. Köckert hatte Roewer im Sommer vergangenen Jahres nach internen Querelen entlassen. Seitdem wird das Amt personell und organisatorisch umstrukturiert.

 

Anmerkungen der FUTURE: Kommentare scheinen uns überflüssig, außer vielleicht eine Bemerkung zur Rücktrittsforderung gegen Köckert durch die SPD: wenn der Fisch am Kopf anfängt zu stinken, müsste zumindest auch Köckerts Chef Vogel zurücktreten. Und: der Fisch stinkt auch mit neuem Kopf, ebenso ein neuer Fisch. Also: Auflösung des VS und aller anderen Geheimdienste – und zwar sofort bundes-, und weltweit!

 

 


Den Browntowns auf die Pelle rücken!

NUR IN DER GEDRUCKTEN AUSGABE!!



Im Nachfolgendem möchten wir einen schon etwas älteren Text dokumentieren. „Etwas älter“ meint in diesem Zusammenhang, daß dieser Text vor mehr als einem viertel Jahrhundert entstand. Durch diesen langen Zeitraum haben sich viele Dinge geändert bzw. in einem Fall schlichtweg falsch( wenn es um „Rassenfragen“ geht); diese haben wir mit einem Sternchen * gekennzeichnet. Warum wir das gemacht haben, haben wir nicht in einer Fußnote erklärt – nicht etwa, weil wir es uns leichter machen wollten: wir wollten es euch schwerer machen und eure Denkmaschine ankurbeln. Einzig ein Statement zur Verteidigung Israels möchten wir abgeben, daß von dem (schweizer) Autor nicht geliefert werden konnte: Uns als „Angehörige“ der TäterInnennation steht es nicht zu, Israel als Zufluchtsort einiger weniger Überlebender des Holocausts zu kritisieren. Erst der Holocaust hat Israel notwendig werden und entstehen lassen und die Angehörigen der jüdischen Religion zu einer Nation gemacht. Das sollten sich alle „Antiimps“ hinter die Ohren schreiben.

Krieg und Frieden

 

Der arabische Ueberfall auf Israel am Versöhnungstage hat nicht nur Menschenleben vernichtet, sondern auch Illusionen zerstört.

Deutlicher als vorher sind wir uns bewusst, unter einer doppelten Bedrohung zu stehen: unter der des totalen Staates und unter der des totalen Krieges. Beide bedingen sich gegenseitig insofern, als der totale Staat in dem Masse an Macht gewinnt, in dem die Menschheit von der Furcht vor dem totalen Kriege beherrscht wird. Der arabische Ueberfall am Versöhnungstage war möglich dank einer hemmungslosen Begünstigung von Kriegswillen und Kriegsvermögen durch das Land, das sich paradoxerweise eine Union sozialistischer Sowjetrepubliken nennt und in Wirklichkeit das Gegenteil von dem ist, was diese drei Worte zum Ausdruck bringen sollen.

Wie zur Zeit des Münchner Abkommens mit dem dritten Reiche wird die Kriegsangst von totalitären* Staaten als Erpressungsmittel zur Erreichung von Grossmachtzielen benützt.

Israel ist in ständiger Gefahr, Opfer solcher Erpressung zu werden. Kompliziert wird die Situation dadurch, dass die Neo-Imperialisten die Dinge mit teilweisem Erfolg nach dem Muster "haltet den Dieb!" auf den Kopf zu stellen versuchen.

Sie geben vor, für die Freiheit der Völker zu kämpfen, nennen sich Anti-Imperialisten, Demokraten, Kommunisten, Progressisten etc. und - stellen sich in Reih und Glied mit arabischen Feudal- und Diktaturstaaten gegen das trotz jahrzehntealtem härtesten Existenzkampfe bis heute frei gebliebene Israel. In Reih und Glied stellen sie sich mit ehemaligen Nazis, die auf die Stunde der Rache für ihre Niederlage im zweiten Weltkrieg warten.

Unterschwelliger Antisemitismus, oder besser Antijudaismus, feiert als "Antizionismus" getarnt linke und rechte Triumphe.

Der Zionismus, d.h. die Idee einer organisierten jüdischen Besiedelung Palästinas entstand gegen Ende des letzten Jahrhunderts. Auftrieb gaben ihr vor allem die staatlich tolerierten und polizeilich begünstigten Pogrome, welche eine friedliche Existenz der jüdischen Massen in Osteuropa verunmöglichten. Das hiezu benötigte Land wurde von einem von europäischen und amerikanischen Juden unterstützten Nationalfonds arabischen Grossgrundbesitzern abgekauft. Palaestina war äusserst dünn besiedelt und das gekaufte Land musste von jüdischen Pionieren erst fruchtbar gemacht werden.

Eine neue Einwanderungswelle setzte mit den Judenverfolgungen durch den Nationalsozialismus ein. Unzählige fanden, aus ihrer Heimat vertrieben, in Palaestina, das sie als ihr Stammland betrachteten, eine neue Existenz. Da vielen von ihnen die Türen zu jedem anderen Lande verschlossen waren, wäre ihnen auch gar keine andere Möglichkeit übriggeblieben. Nach Kriegsende wurden ihre Reihen von Ueberlebenden aus Konzentrationslagern verstärkt. Zu ihnen stiessen Verfolgte aus arabischen Ländern. Dieser Ursprung als Zufluchtsort Verfolgter enthebt Israel gewiss nicht der Kritik. Doch sind diejenigen, welche heute Kritik üben, zu solcher am allerwenigsten berechtigt.

Der Staat Israel besitzt alle schlechten Eigenschaften eines Nationalstaates. Wer den Staat Israel kritisiert, weil er den Nationalstaat als solchen zur Herstellung und Garantie des Friedens unter den Völkern ablehnt, ist dazu legitimiert. Doch wird er die Existenz des Israelischen Nationalstaates nicht isoliert von der Existenz der anderen Nationalstaaten der Region betrachten können.

Der Zionismus tendierte ursprünglich nicht auf die Gründung eines jüdischen Staates, sondern lediglich auf die Anerkennung einer jüdischen Nationalität neben anderen Nationalitäten durch das türkische Reich. Nach dem 1. Weltkriege zerfiel das türkische Grossreich und damit die politische Einheit des nahen Orients. Seine Aufteilung in britische und französische Protektoratsgebiete bereitete die Entstehung von Nationalstaaten vor und führte, nicht ohne Mitschuld der Kolonialmächte, zu einer Zuspitzung nationaler Gegensätze. Nach deren Abzug am Ende des zweiten Weltkrieges entstanden fast gleichzeitig Syrien, der Libanon, Jordanien und Israel. Diese Entstehung neuer Staaten konnte nicht ohne Kriege vor sich gehen. Eine Parallele zu den Nationalkriegen, welche die Entstehung der europäischen Staaten bis zu ihrer Konsolidierung in neuer Zeit begleiteten, zu sehen, ist trotz aller Verschiedenheit der Ausgangspunkte am Platz.

Diese Entwicklung ist zu bedauern. Bedauert haben sie grosse jüdische Denker wie Martin Buber, der es als eine geistige Degradierung des Judentums empfand, zu blossem Staatsein neben anderen herabzusinken.

Doch wäre es absurd, auf Grund solchen Bedauerns denen das Wort zu reden, die heute die Vernichtung des Staates Israel wollen.

Der Weg zur friedlichen Föderation der Völker kann nicht über die Zerstörung eines Nationalstaates führen, sondern nur über die Wandlung aller. Eine solche braucht es nicht nur zur Ermöglichung des Zusammenlebens von Juden und Arabern, sondern auch von Arabern mit Arabern. Nur die Existenz des gemeinsamen Feindes Israel hat bis heute grössere Kriege zwischen den arabischen Staaten verhindert. Gleichzeitig dient Israel den herrschenden arabischen Klassen als Blitzableiter für soziale Unzufriedenheit.

Nur ein irrealer Simplissimus kann aber behaupten, dass sich alle Staaten gleich seien. So ist Israel in sozialer Hinsicht seinen Nachbarstaaten weit überlegen. Darum besteht für die herrschenden Klassen der Araber auch immer die Gefahr einer sozialen Ansteckung ihrer zurückgebliebenen Volksmassen. Diese Gefahr ist seit der Besetzung Westjordaniens durch Israel und dank der offenen Jordangrenze in hohem Masse gestiegen. Die in Israel und in den von ihm besetzten Gebieten lebenden Araber gewinnen einen Einblick in politische und soziale Freiheit*, in Dinge, die in arabischen Staaten nicht existieren. Dieser Umstand erklärt in hohem Masse, warum die arabischen Autokraten, seien sie feudaler oder pseudosozialistischer Färbung, diesen Fremdkörper inmitten ihrer Herrschaftsbereiche nicht länger dulden wollen.

Auf Grund der Entstehungsgeschichte Israels nehmen gemeinwirtschaftliche und genossenschaftliche Einrichtungen im sozialen Leben dieses Landes einen wichtigen Raum ein. Diese sind darum beispielhaft, weil sie nicht auf Zwang, sondern auf Freiwilligkeit beruhen. Im Nebeneinander von kommunistischer, genossenschaftlicher und privatwirtschaftlicher Produktions- und Konsumationsweise, bei Abwesenheit des Privateigentums an Grund und Boden, zeigt sich ein Ansatz zu einer pluralistischen Gesellschaftsordnung, wie sie modernen Soziologen als freiheitliche Lösung der Weltprobleme vorschwebt.

Israel ist unter den Staaten des nahen Ostens der einzige, in dem die Rechte der Person, gleichgültig welcher Rasse* oder Religion sie angehöre, gewährleistet sind*. Sogar die Todesstrafe im Kriegsfalle ist verpönt. Die sich für menschenfreundlich haltende Schweiz glaubte während eines Krieges, an dem sie direkt nicht beteiligt war, Spione erschiessen zu müssen.

Israel hat trotz Krieg und mörderischem Terror bis jetzt ein einziges Todesurteil - das gegen Eichmann - vollstreckt.

Der Imperialismus dieses kleinen Landes ist ein Märchen, auf das einzutreten kaum nötig ist-. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um sich von seiner Absurdität zu überzeugen.

Jede Gebietserweiterung, die Israel im Lauf seiner kurzen Geschichte vorgenommen hat, geschah in der Folge von Kriegen, welche die arabischen Nachbarn mit dem Ziel seiner Vernichtung begonnen hatten. Sie diente allein der Gewinnung der für dieses kleine, von Todfeinden umgebene Land lebensnotwendigen sicheren Grenzen. Ein Märchen ist die Unterdrückung der in Israel lebenden Araber*. Nicht nur besitzen diese grosse wirtschaftliche und soziale Vorteile, sondern auch politische Rechte, welche die in arabischen Staaten lebenden Araber noch nie gekannt haben. Dass in dieser Hinsicht noch manches verbessert werden sollte, ist eine Wahrheit, die im Munde derer, die durch ihre Kriegspolitik gegen dieses Land eine Verbesserung bisher verhindert haben, zur Lüge wird.

Legen soziale und politische Gründe eine Stellungnahme für Israel nahe, so ist doch der letzte Grund, der jedem anständigen Menschen eine Parteinahme für Israel aufdrängt, ein rein menschlicher. Wenn ein arabischer Staat einen Krieg verliert, so bedeutet dies einen politischen Prestigeverlust eben dieses Staates. Seine Bevölkerung aber verliert dabei gar nichts.

 

Wenn Israel dagegen einen Krieg verlieren sollte, so würde das seine Vernichtung bedeuten. Vernichtet würde dabei nicht lediglich ein politisches Gebilde, sondern Leben und Existenz einer ganzen Bevölkerung. Es geht hier nicht mehr um Zionismus, denn Israel als jüdische Wohnstätte ist ganz einfach eine menschliche Tatsache, die auch der Nicht-Zionist zur Kenntnis nehmen muss. Zur angeblichen Wiederherstellung von Rechten der palaestinensischen Araber wird heute von sogenannt fortschrittlichen Kreisen einem neuen palaestinensischen Staate das Wort geredet.

War die Teilung Palaestinas in zwei Staaten schon ein folgenschwerer Fehler, so würde die Gründung eines dritten nicht nur kein Problem lösen, sondern die Lösung aller Probleme erschweren, wenn nicht verunmöglichen. Das dringendste Problem ist die Wiederansiedlung der noch immer in Lagern vegetierenden arabischen Kriegsflüchtlinge. Ihre Wiederansiedlung wurde bis heute von den arabischen Staaten sabotiert, da diese diesen Notstand als Waffe gegen Israel benötigten. Nichts anderes würde auch ein neuer "palaestinensischer" Staat tun. Nur in einer jüdisch-arabischen Zusammenarbeit unter der Voraussetzung einer effektiven Anerkennung Israels wäre dieses Problem zu lösen.

Im übrigen würde der projektierte "palaestinensische Staat" keinerlei Rechte palaestinensischer Araber verwirklichen. Der in Westjordanien lebende Araber wird von den rivalisierenden Terroristenführern heute ja nicht um seine Meinung gefragt, noch würde er es morgen, wenn diese ans Ziel ihrer Wünsche kämen. Den Palaestinensern ist zu wünschen, von einem solchen palaestinensischen Staate verschont zu bleiben.

Das Hauptargument einer sog. Linken gegen Israel ist aber dessen Bündnis mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Logischer wäre es, aus diesem Bündnis, das sich aus dem Zwang der Umstände ergeben hat, einen anderen Schluss zu ziehen, der ungefähr folgendermassen lautete: Solange die Menschenrechte auf der Welt keinen anderen und besseren Schutz geniessen, als den der Vereinigten Staaten von Amerika, solange können sie auf diesen Schutz nicht verzichten, so zweischneidig und unzuverlässig dieser auch sein möge. Dies gilt nicht nur für Israel, sondern für uns alle.

 

Der Antiamerikanismus ist eine Krankheit, an der die Vereinigten Staaten von Amerika gewiss nicht unschuldig sind. Doch handelt es sich ungeachtet dieser Mitschuld um eine Krankheit. Ihr Hauptsymptom besteht im Verlust des Sinnes für Dimensionen. Schmutzige Flecken auf dem Bilde der Demokratie auf der einen Seite lassen den Kranken die gänzliche Abwesenheit von Freiheit und Menschenrechten auf der anderen Seite übersehen.

Die antiisraelische Front erstreckt sich von Mao Tse Tung und Breschnew über Pompidou bis zum General Franco. Ihren christlichen Segen erhält sie vom Papste und gewissen protestantischen Moskaupilgern, Nachfolgern jenes aufrichtigen, aber naiven Pazifisten Pierre Cérésol, der einst zu Hitler wallfahrtete, weil er dessen Friedensbeteuerungen für bare Münze nahm.

Diesen Gestalten, an deren Aufrichtigkeit man glauben möchte, zur Seite steht die Front der Oel-Opportunisten, die, um keine wirtschaftlichen Risiken eingehen zu müssen, bereit sind, das Volk, dessen Opferung sie zur Zeit des Nationalsozialismus geschehen liessen, noch einmal ans Messer zu liefern.

Die erbärmliche Haltung der EWG-Staaten vor der Oeldrohung ist ein Ausdruck nicht nur der Charakterlosigkeit von Staatsmännern, sondern auch der äussersten Verletzlichkeit unserer überzivilisierten Gesellschaft.

Hinter diesem Vordergrund steht latent die Drohung der totalitären Mächte mit dem totalen Krieg.

Wirkliche Entspannung könnte nur das Resultat der Selbstbefreiung der Völker* sein. Doch sind wir davon weit entfernt.

 

Heiner Koechlin in: AKRATIE, Frühjahr 1974 (Basel/Schweiz)

 

Kurznachrichten

 

Versuchter Brandanschlag

In den frühen Morgenstunden des 19.08. versuchten bislang unbekannte Täter einen Brandanschlag auf die Mehliser Szenekneipe "Pfeffermühle" auszuüben. Zum Glück gelang es den Tätern nicht, größeren Schaden anzurichten, der Molotowcocktail prallte noch vor dem Gebäude (in dem sich auch Wohnungen befinden) auf.

Da die Kneipe beliebter Anlaufpunkt antirassistischer Subkulturen aber auch StadtteilbewohnerInnen ist, gehen örtlichen Antifas von einen versuchten Nazianschlag aus.

 

Anschläge auf Infoladen Meiningen

Auf den Infoladen der Freien Union revolutionärer AnarchistInnen F.U.R.A. in Meiningen sind innerhalb kurzer Zeit zwei Anschläge verübt worden, bei denen jeweils die Schaufensterscheibe zerstört wurde. Im Gegensatz zum ersten Anschlag blieben der oder die TäterInnen des zweiten bisher unbekannt; aufgrund der Arbeit von F.U.R.A. und Infoladen ist aber auch beim zweiten Anschlag von einem rechtsextremem Hintergrund auszugehen.

 

„Dafür hamse Geld“

Anläßlich des ersten öffentlichen Gelöbnisses von Bundeswehrsoldaten auf dem Jenaer Marktplatz fand eine Protestdemonstration verschiedener Jenaer linker Gruppen statt, insgesamt beteiligten sich 130 Menschen. Auf der Versammlung sprach u.a. der Landtagsabgeordnete Roland Hahnemann gegen die Abhaltung solcher Rituale, und wies auf die  Verbrechen des deutschen Militarismus in der Vergangenheit hin. Anschließend sprach ausgerechnet (und insgesamt 3mal) der rassistische und sexistische Witold Fischer vom Deutschen Freidenkerverband – bzw. vom Roten Tisch. Am Rathaus wurde noch ein Aufruf an die Soldaten verlesen: “Steigt aus diesem organisierten Verbrechen, das die Welt in Not und Elend und neue Kriege stürzt, aus!”

 

Eine weitere Kundgebung gegen das Gelöbnis fand in der Oberlauengasse statt. Auf dem Markt, an dessen Zugängen starke Polizeikräfte  Kontrollen vornahmen, waren immer wieder Trillerpfeifen und ablehnende Rufe zu hören. Die ProtestiererInnen wurden von Feldjägern und BFE-Polizeieinheiten z.T. mit Gewalt abgedrängt und des Platzes verwiesen. Dabei gab es auch einige blaue Flecken; die BFE wollte und konnte weder einen Grund für ihren Einsatz angeben noch die Dienstnummern herausgeben (das könne nur einer der Einsatzleiter, der aber für „Clowns“ [die GegendemonstrantInnen] nicht herbeigerufen würde). Auch mit Pseudogesprächen über die angebliche Anwesenheit von einzelnen DemonstrantInnen während der Proteste in Genua tat sich die BFE mal wieder nicht gerade mit Ruhm bekleckern.

 

Die Musik- und Redebeiträge auf den nahen Kundgebungen waren während der Veranstaltung auf dem Marktplatz gut zu hören. Nasenzeugenberichten zufolge sollen auch übelriechende Stoffe verstreut worden sein. Zwei Personen wurden von der Polizei mitgenommen, eine davon wegen Waffenbesitzes verhaftet. Auch wenn die VeranstalterInnen (u.a. JAPS und Ènragés) dementierten, der OTZ-Reporter  Frank Doebert sei auf dem Markt von Sicherheitskräften festgenommen  worden und sich für ihre Verbreitung dieser Nachricht auf der  Abschlusskundgebung entschuldigten, kam es gleichwohl zu Übergriffen gegen Herrn Döbert: Ihm wurde lt. Einem Bericht der TLZ vom 24.08. vorgeworfen, einen Behälter mit Buttersäure auf dem Marktplatz geworfen zu haben. Richtig ist, daß Herr Doebert nicht festgenommen wurde, aber seine journalistische Tätigkeit nicht ungehindert ausüben konnte.

 

Etwa zur gleichen Zeit, als in Jena Gelöbnis und Gegendemonstration  stattfanden, wurde durch die Kabinettsentscheidung,  Bundeswehrsoldaten nach Mazedonien abzukommandieren, erneut die  Verfassung gebrochen. Das geschieht unter dem Vorwand, das Problem der UCK zu lösen, welche erst dank des NATO-Krieges gegen Jugoslawien 1999 und der Duldung dieser Organisation durch die KFOR-„Friedenstruppen“ so stark wurde. Teile der einen auf dem Markt  gelobenden Pionierbrigade waren im Jahr 2000 am Kosovo-Einsatz  beteiligt (es wurden jeweils eine Pionierbrigade aus Gera und Dessau herangekarrt). Nur in diesem Zusammenhang lassen sich Bedeutung und Zielrichtung öffentlicher Bundeswehrgelöbnisse verstehen: Als psychologische Kriegsvorbereitung sowohl für die Rekruten, als auch für die Öffentlichkeit.

 

Es ist gelungen zahlreiche Menschen, v.a. Jugendliche, über die von der zunehmenden Militarisierung der Politik ausgehenden Gefahren zu informieren und zur Teilnahme an der Demo zu motivieren. Die lauten Aktionen machten deutlich, daß es in Jena nicht nur HurrapatriotInnen und Gleichgültige gibt, sondern auch Menschen, die sich für Frieden und internationale Verständigung einsetzen, und für die Kriegseinsätze und öffentliche Gelöbnisse keine Normalität sind.

 

Die VeranstalterInnen kritisierten zu Recht die Beauflagung ihrer Versammlung durch das Ordnungsamt. In dem von OB Röhlinger selbst unterschriebenen Bescheid wurde die Verlegung der Kundgebung zunächst von der  Stadtkirche und später von der Nordseite des Holzmarktes auf die  Südseite damit begründet, daß “mit Gewissheit (!) davon auszugehen ist, daß es zu Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch Übergriffe auf Bundeswehrangehörige kommt.” Gegen die mit  solchen infamen Unterstellungen begründete Beauflagung wird es wohl ein juristisches Nachspiel geben. Selbst der VS-Chef Sippel zweifelte in einem Pressegespräch diese Gewissheit der Jenaer Behörden an. Und obwohl die Verwendung eines Lautsprecherwagens angemeldet und nicht beanstandet worden war, griff Rechtsamtsleiter Pfeiffer in die friedliche Versammlung ein und schaltete kurzzeitig das Stromaggregat aus. Weitere Versuche, die Versammlungsfreiheit einzuschränken, unterblieben erst nach energischem Protest der Versammlungsleiterin und des Abgeordneten Hahnemann.

(basierend auf einer Pressemitteilung der JAPS, aber von d. Red. Überarbeitet)

 

 

 

Sebnitz-Info

Yo, mal Kritik an Sebnitz. Wer hätte das gedacht, dass sich doch noch jemand findet, um zu Sebnitz liberale Positionen zu vertreten, nachdem die Vertuschung des rassistischen Mordes kollektiv fortgeführt wurde. Gleich zwei warens: Kanzler Schroeder beim Besuch am 22. August 01 und Datenschutzbeauftragter Giesen am 23. August in der „Dresdner Neuesten Nachrichten“. Endlich mal einer der nicht mitmacht, bei dem blöden Opfer-Gejammer; der Entschuldigungs-Welle; dem Geld-Geben und anderen Abstrusitäten im Zusammenhang mit dem nicht-vorhandenen schlechten Ruf von Sebnitz. Bundeskanzler Schroeder steht ein bisschen drüber, über dem lokalen Volksgemeinschafteln des Mörderkollektivs, er hat erst einmal vor allem Kritik an den SebnitzerInnen, die er dann doch lieber sanfter sagt. Die SebnitzerInnen dissen ihn mit allen Kraeften: ihm wurde ein Seidenblumenstrauss versprochen, den bekam er nicht. Händeschütteln und Klatschen übernahmen angereiste SPD-Mitglieder.

Und noch jemand, der die üblichen Meinung zu Sebnitz unterläuft. Sachsens Datenschutzbeauftragter Giesen.

Zitat Dresdner Neueste Nachrichten 23. August 01: "Was geht das Kabinett die Führung einer Apotheke an", fragt Giesen gegenüber DNN kritisch. Die Ministerriege von Regierungschef Biedenkopf habe sich zweifellos mit der politischen Dimension des Todesfalls, dem rechtsextremen Aspekt, zu befassen, aber wohl kaum mit den apothekenrechtlichen Verästelungen. Giesen kommt zu dem Schluss, sollte sich jemand durch diese Vorgänge verfolgt fühlen, könnte er dem nicht widersprechen. Ausführlich ist der Kanzlerbesuch im Internet unter http://lokaltermin.2xs.net dargestellt.

 

GENervt - Aufruf zu direkten Aktionen gegen eine Gentechnik-Propaganda-Show

 Das Jahr 2001 ist von der Bundesregierung zum Jahr der "Lebenswissenschaften" erklärt worden. In Leipzig, Hamburg, Göttingen, München, Köln und Frankfurt am Main fanden und finden Großveranstaltungen statt, auf denen der Segen der Gentechnik gepriesen wird. Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe wird der Wissenschaftssommer 2001 in Berlin sein. Vom 12.-17. September soll mit Hilfe von Ausstellungen, Filmfestivals, Medienveranstaltungen und Wissenschaftstreffen um die Akzeptanz der Gentechnik geworben werden. Die Eröffnungsveranstaltung des Wissenschaftssommers, eine Fernsehshow an der auch die Bundesforschungsministerin Bulmahn und Bundeskanzler Schröder teilnehmen werden, beginnt am 12. September um 17.30 Uhr im Daimler-Chrysler-Gebäude am Potsdamer Platz. Die Fernseh-Show wird auf eine Leinwand auf dem Marlene-Dietrich-Platz übertragen. Anschließend soll es noch eine Open-Air-Show auf einer Bühne am Marlene-Dietrich-Platz geben.

Diese Eröffnungsveranstaltung werden wir mit direkten Aktionen begleiten. Ziel soll es sein diese pompöse und völlig unkritische Propagandaveranstaltung zu behindern oder gar zu verhindern. So wollen wir unsere Kritik an der Gentechnik Ausdruck verleihen. Gentechnik steht eben nicht, wie von Gentechnikindustrie, PolitikerInnen und GentechnikwissenschaftlerInnen behauptet für Gesundheit, Bekämpfung des Hungers und Umweltschutz. Wir verbinden mit Gentechnik stattdessen Rassismus, Eugenik, Polizei- und Überwachungsstaat, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Tierquälerei und die weitere Kommerzialisierung des Lebens. Wir werden versuchen, die Eingänge zum Gebäude zu blockieren. Viele andere Aktionen sind denkbar. Ob die Aktionen erfolgreich sind, hängt zum einen davon ab, wieviele Leute sich beteiligen und zum anderen wie gut ihr euch vorbereitet. Kommt also zahlreich, bringt Lärminstrumente mit und überlegt, wie ihr zur Verhinderung der Propagandashow beitragen könnt. Ihr solltet euch um 17 Uhr möglichst unauffällig (entsprechend kleiden) in der Nähe des Daimler-Chrysler-Gebäudes aufhalten.

einige GENervte BerlinerInnen

Wichtige Info: Ebenfalls um 17 Uhr beginnt eine Kundgebung unter dem Motto "Gentechnik ist nicht sexy". Organisiert wird diese von einem Bündnis gentechnikkritischer Gruppen. Diese ist für den Marlene-Dietrich-Platz angemeldet, also direkt neben dem Daimler-Chrysler-Gebäude.

 

Rezensionen

...nicht vom Himmel gefallen

ist die gleichnamige Broschüre, die von der noch jungen Broschürengruppe – c/o JAPS Jena – Schillergässchen 5 – 07743 Jena verfasst wurde. Nach eigenen Angaben ist diese insbesondere als Unterrichtsmaterial für Schulen und andere pädagogische Einrichtungen gedacht, was ihr durch die inhaltlichen Schwerpunkte (allg. Einblicke in die Naziszene, Symbole, Verankerung von Rechtsextremismus und Rassismus in der Gesellschaft) auch ganz gut gelungen ist. Stand der Broschüre ist der April diesen Jahres.

Negativ benannt werden müssen sinnenstellende oder gar fehlende Bildunterschriften (Bsp. André Kapke: auf S. 18 fotografiert er nicht Antifas, sondern Nazis bei einer Demonstration gegen ein Geraer Flüchtlingswohnheim; die letzte bekannte Gelegenheit, bei der er als Anti-Antifa auftrat, war Anfang 2001 in Berlin unter Polizeischutz. Die dabei gemachten Bilder bekam u.a. der Ordnungsdienst der Dresdner NPD zugespielt.) Etwas bedauernd finden wir auch die Abwesenheit der VS-Tätigkeit des Tino Brandt alias „Otto“, der für den Aufbau einer der am straffsten neonazistisch ausgerichteten Organisation, des Thüringer Heimatschutzes, knappe 200.000 DM bekam. Auch ging er zwar auf ein Gymnasium in Bad Blankenburg, aber kommt aus Rudolstadt-Schwarza. Christian Kapke wiederum betreibt außer der genannten Internetseite auch die Sturmlicht.de, die noch mehr unpolitisch daherkommt. Darüber hinaus ist er Mitglied des Arbeitskreises Christlicher Publizisten ACP, der eine Schnittstelle zwischen rechts und rechtsextrem bildet, auch durch Vermittlung von Thüringer VS und Torten-Bernhard. All diese und weitere kleinere Fehler sollten so bald als möglich entweder durch eine Neuauflage oder durch eine Beilage berichtigt werden, um Kritik der falschen Seite zuvor zu kommen. Denn diese wird gerade durch Verwendung an Schulen geradezu heraufbeschworen! Daß etliche der angesprochenen Sachen hier schon in dieser Zeitung Erwähnung fanden, wir aber zu keinem Zeitpunkt angesprochen wurden in Bezug auf eine mögliche Zusammenarbeit, finden wir schon etwas merkwürdig... Dadurch hätten einige Sachen vermieden bzw. gebührend betont werden können.

Ein Lichtblick am Ende der Broschüre ist dann wiederum die Erwähnung der Deutschen Burschenschaft und studentischer Korporationen, die ebenfalls und auch in Jena rechtsextremes Gedankengut transportieren. Warum ausgerechnet die Arminia zu Jena keine Schlagzeilen (oder nur nicht solche wie die Jenensia?) lieferte, bleibt jedoch ein Geheimnis der AutorInnen – etwas besser Informierte sprechen schon davon, daß auf den Veranstaltungen der Jenensia auch die Arminen anzutreffen waren und sich für Volks- und Deutschtum begeisterten. Das und andere Voraussetzungen mehr führten u.a. zu einem Angriff von Arminen auf einer Party innerhalb der Grünen Tanne gegen nicht-rechte Gäste!

Für einen Überblick durchaus geeignet, der allerdings erst ab Mitte der 90er Jahre einsetzt. Vorher erscheint die Beschreibung, vielleicht auch durch die Nähe zur DDR, als Vakuum.

Zu beziehen über die genannte Adresse zu 3,-DM das Einzelexemplar plus Porto.

Liebe Broschürengruppe, bitte nicht aufgeben! Wir ziehen am selben Strick!

 

Das Finkelstein-Alibi

Norman Finkelstein, der sich für einen linken Wissenschaftler hält, ist der Renner der Saison bei der extremen, konservativen, neuen und sonstigen Rechten, aber auch und gerade in der Mitte der Gesellschaft: Tenor seines Buches „Die Holocaust-Industrie“: Die bösen Juden und deren (Geheim-?)Organisationen ziehen „uns“ Deutsche gnadenlos über den Tisch – und zwar seit Ende des 2. Weltkrieges. Mithilfe diverser Fälschungen kommt er auf abenteuerliche Summen, die die Genannten (natürlich) ergaunert hätten und auch bzw. ganz besonders für den Kampf gegen die PalästinenserInnen einsetzen würden.

Diese und noch einige andere Lügen und Verdrehungen, insbesondere was die Entschädigungsbegeisterung der Deutschen gegenüber ZwangsarbeiterInnen und anderen Opfern von 12 Jahren deutscher NS-Zeit betrifft, greift ein kleiner, aber feiner Sammelband aus dem Papyrossa-Verlag unter Herausgeberschaft von Rolf Surmann an. Sehr lesenswert, kurze, aber ausreichende Informationen gegen den wieder zunehmenden deutschen Antisemitismus werden auf ca. 173 Seiten vorgestellt.

Welche FreundInnen Finkelstein in kurzer Zeit gefunden hat, beweisen die Lobeshymnen in solchen Zeitungen wie die Blätter der DVU, Junge Freiheit, im FOCUS und sogar teilweise in Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung. Neben falschen wissenschaftlichen Ehrenbezeichnungen sind es dabei immer wieder die (antisemitischen) Hervorhebungen des „Ausnahmejuden“ Finkelstein, die die Absichten der deutschen Tätergesellschaft klar hervortreten lassen: Bloß nicht entschädigen – und sei es unter folgendem Vorwand „Nein, ich glaube nicht, daß es einen angemessenen Betrag gibt...“ (VW-Manager). Denn wenn es keinen „angemessenen“ Betrag gibt, dann zahlen die Deutschen lieber gar nix! Von den nicht mehr lebenden Opfern wollen wir lieber nicht reden. Ein, wie wir meinen, erschütterndes Buch über die Interessenverschmelzung von Politik, Regierung, Industrie Gesellschaft und Rechtsextremismus: Soviel Unterstützung haben deutsche Nazis lange nicht mehr bekommen.

R. Surmann(Hg.): „Das Finkelstein-Alibi“, Papyrossa-Verlag 2001, DM 28,-

Gewinnspiel!

Ja, Ihr könnt etwas gewinnen: Und zwar das Buch, welches wir in der letzten Ausgabe vorgestellt haben : Anarchafeminismus von Silke Lohschelder aus dem Münsteraner Unrast-Verlag.

Und es ist ganz einfach:

Stellt Euch vor, es ist Eiszeit - und Afrika  (Südostasien, Südamerika) macht die Grenzen dicht! Laßt Eurer Phantasie bitte freien Lauf, schreibt uns ein paar Aufsätze, Märchen usw., was dann wäre. Einsendeschluß ist der 31. September 2001, die Adresse findet Ihr ganz vorne. Wer gewinnen will, muß allerdings eine Adresse angeben! Sonst kriegts halt jemand anderes...