FUTURE Nr. 14
MAI/JUNI 2000
INHALTSVERZEICHNIS
Von Gleichberechtigung weit entfernt!
Dokumentation staatlichen Rassismus´ in Deutschland
EINLADUNG für das 3.
ANTIRASSISTISCHE GRENZCAMP
Erklärung zum Anschlag auf die Erfurter Synagoge
Erneut gewalttätiger Überfall auf Jugendliche der JG Stadtmitte
Helmut Roewer stolpert über Neonazi-Connection... endlich!
Tschechischer Verleger von
«Mein Kampf» angeklagt
Keine endgültige Einigung bei
ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung
Passau: „Nationaler Tag des
Widerstandes“
CDU stützt ihre Mehrheit auf die "Republikaner"
Deutsches Reich, Freistaat
Preußen
Wieder ist viel passiert in der letzten Zeit, und unsere Sorgen werden nicht geringer! Leider konnten einige aktuelle Sachen schon nicht mehr untergebracht werden, so daß sie jetzt im Vorwort Erwähnung finden müssen:
Bitte beachtet die Rückseite
– das ist ein Auszug der Stichwortliste von ECHELON. Kennt Ihr nicht? Schade...
Macht Euch mal kundig! Liste wird fortgesetzt. So, jetzt noch einige Termine:
16./18.06. –
Demonstrationen gegen die Deutsche Burschenschaft in Eisenach
17.06. –
Antifaschistische Demonstration in Grünau/Leipzig
27.06-02.07. –
Werkstattwoche in der JG Stadtmitte
01.07. –
„Bürgerinformationsabend“ gegen Rechtsextremismus in Bad Blankenburg
08.07. – Aktionstag
gegen die Residenzpflicht von Flüchtlingen in Gera
14.10. – Bundesweite
Demonstration gegen Überwachund und „Innere Sicherheit“ in Leipzig
Wir bekamen einen Leserbrief (so stands
drauf), und wir folgen dabei dem Aufbau desselben; nur einen groben
Rechtschreibfehler haben wir verbessert:
„Hallo
future-Redaktion!
Ich habe vor
kurzem zum ersten Mal eure Zeitung gelesen und bin froh, daß es sowas in Jena
gibt. Nur die letzte Seite (sprich: das Comic) war etwas merkwürdig bzw. absolut
peinlich!
- Wie
lautet eure Kritik an Marx / an Marx´Analyse / an den Marxisten / an ihrem
Verhältnis zu Marx?
- Was
sind Marxisten?
- Wen
hat Marx tyrannisiert?
Es
würde mich freuen, von euch eine Antwort zu bekommen. (Bzw. wenn ihr meine Fragen schonmal in einer früheren
Ausgabe beantwortet habt - gebt mir einen Hinweis!
Danke“
So, da müssen wir wohl mal etwas weiter
ausholen...
Zu Marx gibt es in älteren FUTURE-Ausgaben
keinen Bezug, das mal gleich am Anfang. Gründe dafür gibt es eher keine, aber
Du bietest uns hiermit die Möglichkeit, mal dieses Thema anzuschneiden. Aber wo
anfangen?
Fangen wir mit der Frage, was MarxistInnen sind, an. Vermutlich
Menschen, genaueres ist in dieser Hinsicht unbekannt, sammelt sich die/der
gewöhnliche MarxistIn nur in dubiosen Kleingruppen und sektenähnlichen
Erscheinungen. In Jena kommt dafür der „Rote Tisch“ in Frage und
Jugoslawienkrieggeschädigte...
Mal im Ernst: Woher sollen wir wissen, was
eineN MarxistIn ausmacht? Wir verstehen uns als anarchistischen Projekt, und
haben daher keinen Bezug zu Marx. Dafür gibt es Gründe. So, wie Du auf
die harmlose letzte Seite reagiert hast, zeigst Du, daß MarxistInnen eher wenig
bis keinen „Spaß“ verstehen, wenn Kritik
am Namenspatron laut wird. Was ist daran peinlich? Der Vergleich Gott-Marx? Ist
Karl Marx (und noch etliche andere mit ihm) nicht zu einem gottähnlichen Symbol
verkommen? Marx hat einige Theorien aufgestellt, z.B. zum Kapitalismus.
Interessanterweise begeistern sich dafür heutzutage hauptsächlich die
VertreterInnen des Kapitalismus dafür. Das hat sicher damit zu tun, daß die
Beobachtungen an sich richtig sind. Offenbar falsch sind jedoch die dann
folgenden Schlüsse á la „Arbeiterklasse/Proletariat“. Diese ergehen sich lieber
im Konsumrausch... Trotzdem halten einige immer noch an seinen Theorien fest...
merkwürdig. Also entweder solltest Du Deinen Glauben an Marx ablegen oder das
Proletariat auswechseln.
Marx hat aber nicht nur ökonomische, sondern
auch politische Theorien aufgestellt. Im Namen dieser Theorien sind dann schon
sehr merkwürige Sachen rund um den Globus passiert. Reden wir mal nicht von der
„Freiheit“ der BRD, sondern der DDR. Wer konnte reisen? Komm bloß nicht mit der
Devisenfrage! Honecker und Co. („Marxisten“) konnten davon
nicht genug verprassen, während die Normalmenschen kaum mal nach Polen,
Rumänien oder gar in die Sowjetunion gekommen sind. Meinungsfreiheit?
Pressefreiheit? Ausbildungsfreiheit? Um eine gute Sachen zu verteidigen, können
keine Repressionen eingesetzt werden, ansonsten ist es keine gute Sache mehr!
Und so ist aus der „sozialistischen“ DDR eine staatskapitalistische
Monstrosität geworden – im Namen Marx´!
Wen hat also Marx tyrannisiert? Möglicherweise die SchülerInnen in der DDR, die im
Staatsbürgerkundeunterricht seine Theorien lernen mußten? Oder auch die Leute,
die heute immer noch Marx als Gottchen hingehalten bekommen? Marx hier – Marx
dort... wir können nämlich nicht selber denken!?
„Was
sind Marxisten?“ Manchmal peinlich. Und manche von ihnen gehen mit ihren „GegnerInnen“
nicht gerade sonderlich zimperlich um, siehe Spanien. Dort bediente sich die
Kommunistische Partei faschistischer Methoden: Diffamierung, Folter, Mord. Auch
deshalb verlor die Spanische Revolution. Und davon war nicht einmal die
marxistische POUM verschont. Wenn Du es Dir mal wieder einfach machen möchtest,
kannst Du natürlich die POUM als Verräterin darstellen, die „Marx gar nicht
richtig kannten“. Soetwas kennen wir schon und geben nix mehr drauf. Solche „Kritik“
spielt in derselben Liga wie die Behauptung, gewisse Comics seien peinlich:
Sagen wir mal Vierte Stadtliga. Und wissenschaftlich ist sie schon gar nicht.
Ansonsten gibt es sicher Menschen, die zu
Marx einen differenzierten Zugang haben, und das ist auch zu begrüßen.
Schließlich ist es die Vergötterung, die aus einer vagen Theorie etwas
ununmstößliches formt. Die daraus folgenden Probleme sollten vielleicht mal
nicht die NichtmarxistInnen (nicht verwechseln mit AntimarxistInnen!), sondern
die MarxistInnen diskutieren. Auch das wir uns mit Marx nicht weiter
beschäftigen, hat einfach damit zu tun, daß wir das, was wir von ihm und über
ihn (z.B. sein Umgang mit KritikerInnen) kennen, nicht gerade dazu angetan ist,
nach mehr marxistischen Wissen zu verlangen. Unsere eigenen Erfahrungen und
Erwartungen sind teilweise, je nach Lebenslauf, durchaus über verschiedene
Stationen gelaufen. Die Utopien, die wir dabei hegten und noch hegen, sind
dabei sogar als sozialistische, als kommunistische Utopien zu bezeichnen.
Deshalb passt auf uns auch nicht der Vorwurf einiger, wir oder einzelne von uns
seien AntikommunistInnen. Das stimmt so nicht! Wir lehnen die Gewalt und den
Zwang des Marxismus, die Diktatur des „Proletariats“ und einer priveligierten
Parteikaste ab. Wir wollen Freiheit!
Aus dem Blickpunkt des Marxismus´ sind wir
natürlich „linksradikal“ (=Kinderkrankheit im Kommunismus, lt. dem Marxisten
Lenin), kleinbürgerlich und spießig. Das dabei die MarxistInnen sich oftmals
genau der bürgerlichen Denk- und Rollenmuster bedienen, um ihre linksradikalen
GegenspielerInnen zu bekämpfen, kommt dabei zu kurz. Beispielsweise war die DDR
ein durch und durch bürgerlicher Staat, der die bürgerlichen Interessen und
Bedürfnisse einzig und allein um die Gemeinschaft des Volkes erweiterte. Aber
genau diese Schiene bedienten schon vor 60 Jahren die Nazis, und ganz besonders
hier im Osten verfahren sie wieder nach dem selben Schema der Bürgerlichkeit.
Punkt. Aus. Genug geärgert.
Ähnlich ärgerlich für uns ist die folgende
Geschichte der
Nachdem durch einige
Zeitschriften eine Meldung gegangen war, daß es „Nationale Anarchisten“ gebe,
mußte Jenas fettester und dümmster Nazi nachziehen. Offenbar reichte sein Grips
nicht weiter, als sich zu sagen: „(...schmatz..) Onarschie is´ Kaos, habsch ma
gehört. (...kau...) Un da kannsch doch machen, wasisch will. (...rülps...) Also
kannsch dann ooch die Ausländer loswern, hehe. – Los, gib ma noch ne
Bratwurscht statt Döner!!“
What´s
wrong?
Nationalismus und Anarchismus haben nix
miteinander zu tun. Können sie auch nicht, weil jedeR das Recht hat, sich
überall hinzubewegen oder niederzulassen. Damit gibt es aber auch keine
„AusländerInnen“ mehr, weil ja alle überall zu Hause seien können. Anarchismus
folgt aber auch nicht dem Lexikon ins Chaos, sondern die Menschen in einer
anarchistischen Gesellschaft formulieren gemeinsam ihre Regeln. Die oberste
Regel ist die Freiheit aller. Wenn aber irgeindein dahergelaufener Sabbelkopf
(formerly known as Kader des neonazistischen THS) jemand rausschmeissen will,
dann beschneidet dieser die Freiheit der Anderen – nichts ist mehr mit
Anarchismus!
So einfach, Arschloch! Bleib also zuhause und
belästige nicht die Menschen mit deinem Gesülze, ihr wolltet eine Gruppe
„Nationaler Anarchisten“ aufmachen. Andernfalls müßten wir dich mal der
Chaostheorie ein wenig bekannt machen. Und das würde nicht gut ausgehen für
dich und deine 150 kg!Es gibt tatsächlich eine Nazigruppierung, die eine
Internetseite namens „http://www.nationale-anarchie.de“ betreiben und dadurch
eine Menge Leute verunsichern. Diese Nazis behaupten auch, sie wären schon mit
einigen AnarchistInnen in Kontakt getreten und würden Briefe austauschen. Fakt
ist, daß die AnarchistInnen ungefragt mit Nazischeiß zugemüllt wurden, bis sie
sich schriftlich zur Wehr setzten. Diese Antworten wurden dann voller Stolz als
Briefwechsel ausgegeben. Doch bei diesen Briefen blieb es natürlich nicht.
Vielmehr wurden aus einer Unzahl von linken Zeitschriften Artikel geklaut und
auf die Page gesetzt. Dazu zählt z.B. Raul Zelik, Autor in der Jungle World,
ein Artikel aus der Arranca! , der des Anarchismus gänzlich unverdächtige
Jürgen Elsässer usw. ... Weiterhin finden sich auf diesen Seiten auch
Demoberichte von Nazidemos, die eindeutig zeugen, wessen Geistes Kind diese
nationalistischen Kasper sind. Und dann träumen sie öffentlich davon, daß auch
auf Nazidemos „die schwarz-rote Fahne der Anarchie“ ein Meer bilden
möge. Naja, verraten wir einmal hier an dieser Stelle, daß die Fahne der
Anarchie einfach nur schwarz ist, während die anarcho-syndikalistische Fahne
schwarz-rot ist. Die SyndikalistInnen sind die gewerkschaftlich organisierten
AnarchistInnen. Trotzdem die ganze Geschichte schon ziemlich peinlich ist, wird
dem Ganzen dann die Krone bzw. ein Keltenkreuz auf einen schwarz-roten Stern
gesetzt. Drumherum findet sich der Spruch „National-Anarchisten
im Volksbefreiungskampf!“
Parallelen, nicht nur durch den eben
genannten Spruch, erscheinen zu den Versuchen der faschistischen Szene in den
Achtzigern und Anfang der Neunziger, Kontakte zur autonomen bzw.
antiimperialistischen Bewegung zu knüpfen, um gemeinsam gegen den ja so
gemeinsam verabscheuten Staat zu kämpfen. Bestes Beispiel war dafür Michael
Kühnen. Aber daraus ist damals nichts geworden, und heute wird auch nichts
draus. Da gibt’s was auf die Fresse, ihr falschen Fünfziger! („Stoppt
Anarcho- und Rotfront-Terror!“, haben die gleichen Nazis
früher geklebt...)
Direkt beteiligt waren die Nationalen
Arschlöcher übrigens auch am 27.5. in Passau – sie hatten u.a. einen Link zur
NPD-Homepage gesetzt, um die Live-Übertragung zu ermöglichen. Dort wollten sie
selber ihren „Anarcho-Stand“ präsentieren.
„nA: die
einzige Gebildetenmassenbewegung, die in allen Lagern und
campübergreifend am Ball ist!
Werde
auch Du ein Querfrontler!
Stell Dich quer zur Front, die Krieg bedeutet!
Crosst Euch over!
Automaten aller Lager, entspannt Euch!“
Damit wird für das @-camp geworben.Ganz automatisch
sucht der Blick nach einer Handvoll Steine... Nazis bleiben immer Nazis,
egal in welcher Verkleidung!
Und deshalb machen wir jetzt die
Werbung für das @-camp – wir lassen uns unsere Ansprüche von niemanden
verdrehen.
Nach einigem Hin und Her nun doch findet das
nächste ACamp nun doch im Dunstkreis von Berlin statt. Das Camp findet vom
21.7 bis 30.7. statt. Dieser Termin wurde wegen des Grenzcamps um eine Woche
vorverlegt! Wer beim Aufbau des Camps vor Ort mitwirken möchte, kann auch bis
zu einer Woche vorher kommen. In diesem Falle bitten wir um Mitteilung!
Wir bieten:
einen lauschigen Platz zwischen Wald, Wiesen
und Plantagen inkl. Badesee in der Nähe die Infrastruktur für 300 Leute
Großraumzelte für Menschen ohne eigenes Faltdach. Das Acamp ist
selbstorganisiert, was heißt, daß der Inhalt von den Teilnehmern gestellt wird.
Also kommt aus dem Knick!
Workshops, Filmvorführungen, Projektinfos, Perfomances, Klettereien,
Theater
oder sonstwas spaßig-sinniges will vorbereitet sein.
Wenn ihr uns über eure Pläne informiert, können wir Euch schon im
Vorfeld
unterstützen.
Sagt uns bescheid, wenn ihr einen FrauenLesbenbereich organisieren
wollt!
Damit gestresste Eltern auch mal den Kopf (und die Hände) frei haben,
wird eine
Kinderbetreuung organisiert.
Benötigt werden außerdem noch ÜbersetzerInnen
(Plenum&Diskussionsrunden) für verschiedene Sprachen. Je nach Einkommen
oder finanziellen Möglichkeiten solltet Ihr etwa 90-140DM bezahlen (inl.
Essen/Kaffee/Tee), damit sich das Camp trägt. Für Menschen von weit weg können
Fahrkostenzuschüsse gezahlt werden. Meldet Euch! Ein eventueller Gewinn aus den
Einnahmen geht in die Soliarbeit oder an Libertäre Projekte. Bitte Meldet Euch
möglichst früh an, damit wir besser Planen können! Spätestens aber bis Mitte
Juli.
Mithelfen?
Natürlich kann mensch sich bei der
Organisation beteiligen.
Wir brauchen:
Großraumzelte
Leute, die eine Woche vor Campbeginn beim
Aufbau helfen
-
Meldet Euch! -
Benötigt werden folgende Informationen:
Eine Adresse (um die später folgenden Informationen zuzusenden),
für wieviel Leute Ihr Euch anmeldet.
! Bitte Workshops, soweit schon angedacht,
schon bei der Anmeldung angeben !
Per Post:
An den:
Infoladen Daneben
Stichwort: Acamp
Liebigstraße 34
10247 Berlin
Per Fon:
Tel.: +49 (0)30 / 42017286 (nur Dienstags,
16-19h!) Die Telefonnumer hat sich geändert!
...oder per E-Mail:
acamp@jpberlin.de (subject=Anmeldung)
Für neue
Infos: http://www.jpberlin.de/acamp/
Fünf Jahre ist es her, daß sich 189 Staaten
auf der Weltfrauenkonferenz in Peking auf einen ehrgeizigen Plan einigten, mit
dem für Gleichheit zwischen den Geschlechtern gesorgt werden sollte. Noch immer
weit von diesem Ziel entfernt, trafen sich dieselben Staaten in New York
wieder, um sich auf einen Aktionsplan zu einigen, mit dem die Pekinger Ziele
schneller erreicht werden sollen. Doch der Vatikan und eine Gruppe islamischer
Staaten widersetzen sich den gleichen Vorschlägen, die sie schon in Peking
ablehnten. Zu den Streitpunkten gehören sexuelle Rechte für Frauen, sexuelle
Aufklärung Jugendlicher und die Definition von Familie.
«Es wird sehr, sehr
klar, daß es einige Länder gibt, die versuchen, sich dem Fortschritt in den Weg
zu stellen», konstatiert Linda Tarr-Whelan, die US-Botschafterin bei der
Kommission zum Status der Frauen. Tarr-Whelan macht Algerien, Sudan, Libyen,
Iran und den Vatikan für den Rückschlag in der Entwicklung nach Peking
verantwortlich. Angesichts des konservativen Widerstandes fürchten manche
sogar, daß die Konferenz die Ziele von Peking umkehren könnte. Zum ersten Mal
hielt damals ein Dokument der Vereinten Nationen das freie Recht der Frauen auf
sexuelle Selbstbestimmung fest. Zudem wurden die Regierungen aufgerufen,
gesetzlich für eine Gleichstellung der Frauen zu sorgen, Mädchen die gleiche
Ausbildung wie Jungen zukommen zu lassen und Frauen in Spitzenpositionen in
Politik und Wirtschaft einzusetzen.
Mehrere Entwicklungsländer versuchten im
Vorfeld der New Yorker Konferenz, die Pekinger Beschlüsse abzuschwächen, wonach
die Länder die Pflicht haben, Menschenrechte ungeachtet ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Systeme zu schützen. Sie hatten eine
Sprachregelung vorgeschlagen, wonach die Länder die Beschlüsse «in voller
Achtung religiöser oder kultureller Hintergründe» umsetzen können. Der Vatikan
lehnt zudem die Bemerkungen der Pekinger Konferenz zu nichttraditionellen
Familien ab, die dieser als indirekte Anerkennung homosexueller Verbindungen,
Alleinerziehender und unverheirateter Paare versteht. Gespalten bleiben die
Delegationen auch über neue Fragen wie die Auswirkungen der Globalisierung auf
Frauen, und wie junge Menschen über die Gefahren durch Aids aufgeklärt werden
können.
Daß sich an den in Peking kritisierten
Mißständen kaum etwas gebessert hat, zeigen zwei Studien, die die Vereinten
Nationen in der vergangenen Woche veröffentlichten. Das Kinderhilfswerk der
Vereinten Nationen kam zu dem Ergebnis, daß es durch gezielte Abtreibung weiblicher
Föten, die Tötung neugeborener Mädchen und schlechteren Zugang zu Lebensmitteln
und medizinischer Versorgung auf der Welt 60 Millionen Frauen weniger gibt, als
nach demographischen Trends zu erwarten gewesen wäre. Eine Studie der
Statistischen Abteilung der UN listet auf, daß weltweit Millionen Mädchen und
Frauen körperlich mißhandelt werden.
Der Bericht zeigt zudem Benachteiligungen von
Frauen in Ausbildung und Beruf auf. So liegt in den Schulen mehrerer
afrikanischer und asiatischer Staaten der Anteil der Mädchen um 80 Prozent
unter dem von Jungen. Weltweit sind zwei Drittel der AnalphabetInnen Frauen. In
der Berufswelt haben Frauen Stellungen ohne großen Einfluß, zudem werden sie
schlechter bezahlt als Männer.
Die Beteiligung der Frauen in höheren
Regierungspositionen hat sich dem Bericht zufolge seit der Konferenz von Peking
nicht einschneidend verbessert. Zu Beginn des Jahres 2000 standen nur neun
Frauen an der Spitze von Regierungen. Unter den Parlamentsabgeordneten betrug
der Frauenanteil 1999 elf Prozent, im Vergleich zu neun Prozent im Jahr 1987.
„Die moderne Stadt von heute ist die Stadt
der Polizei und des Wachschutzes....Stacheldrahtzäune, vergitterte Eingangstore
mit Stahlspitzen, Bänke mit ‘Pennerschutz’, in den ersten Etagen fensterlose
Fassaden. An den Gebäuden sind an jeder Ecke surrende Kameras angebracht, die
in High-Tech-Überwachungs-räumen koordiniert und ausgewertet werden....Ein
öffentliches Leben auf der Straße findet nicht statt. „Öffentliche Orte„ sind
im Inneren der Festungen, nur für ein ausgewähltes, zahlungskräftiges Publikum
zugänglich.... die Einkaufszentren sind Orte, in denen nur der willkommen ist,
der konsumiert. Gegen die immer größere Anzahl derer, die sich das nicht mehr
leisten können, werden sie abgeschirmt. (Arranca, Herbst 1997) Diese
Beschreibung stammt nicht aus einem schlechten Science Fiction der achtziger
Jahre, sondern bei der beschriebenen Stadt handelt es sich um Los Angeles in
den neunziger Jahren. Ein ähnliches Bild erwartet uns in diesem Jahr zur EXPO
in Hannover, aber auch die Innenstädte anderswo werden mehr und mehr in diese
Richtung umstrukturiert. In Jena z.B. bietet die GoetheGalerie ein konkretes
Beispiel dafür, in Gera die Arkaden usw. Zwar sind die Fassaden bunt und das
Geschäft läuft gut, doch was passiert am Rande und hinter den Fassaden? Auch
die anderen Städte wollen nicht zurückstehen und arbeiten kräftig an ihren
Visionen vom Einkaufs- und Erlebnispark. Nur was macht mensch dort wenn einer/m
nach dem zweiten Bier das Geld ausgeht? Durch die Verkommerzialisierung der
City und der zunehmenden Privatisierung öffentlichen Raums werden alle
Lebensäußerungen, die nichts mit Konsum zu tun haben, und damit auch immer
größere Teile der Bevölkerung aus dieser Umgebung verdrängt.
Am 27.5, vor der Eröffnung und parallel
zur NPD-Veranstaltung in Passau, demonstrierten mehr als 1.000 Menschen gegen
diese Bestrebungen; es kam darüber hinaus auch zu brennenden Blockaden auf
Schienen und Straßen, wodurch der Verkehr für einge Zeit lahmgelegt wurde. Bei
einer Durchsuchung
in einem Camp von EXPO-GegnerInnen wurde aus
fadenscheinigen Gründen eine Person festgenommen. Am Tag der Eröffnung sollten
Massenverhaftungen (ca. 300 insgesamt) für Ruhe und Ordnung sorgen.
Insbesondere eine gelunge Fälschungsaktion von Gratiseintrittskarten, der
wiederholte Absturz der Ticketrechner und die Sinnlosigkeit der Ausstellung
selber sorgten jedoch dafür, daß die Zahlen der Gäste von 130.000 am
Eröffnungstag schnell auf täglich 70.000 abstürzten. Mttlerweile sind es zu
Pfingsten 105.000 gewesen.
Damit die EXPO ihre eigenen Ziele erreicht,
müßten täglich 250.000 Menschen kommen und den vollen Preis bezahlen. Für den
Juni gab die EXPO-Gesellschaft jetzt veränderte Zahlen heraus – ihnen reichen
plötlich täglich 156.000 BesucherInnen. Durch die Flaute sind jedoch auch die
Preise massiv gesenkt worden, weshalb aber noch mehr Menschen kommen müßten –
um die Verluste wettzumachen, sollten dann wohl beinahe 400.000 Menschen
kommen. Die Bahn, die besonders laut als offizielle Transporteurin zur EXPO
wirbt, kann dagegen nur ca 116.000 Menschen heranbringen. Und die für Menschen,
die bsws. aus dem Zentrum zum Ausstellungsgelände wollen, sind weder genügend
Straßenbahnen vorhanden, noch fahren sie häufig genug. Die Satirezeitschrift
TITANIC empfahl der hannoverschen Nahverkehrsgesellschaft, einfach einen 10 km
langen Zug zusammenzustellen, durch den Menschen einfach hinlaufen könnten.
Auch bei solch
simplen Dingen wie Straßenbahnen erwies sich die Veranstalterin der EXPO, die
Messe AG, als inkompetent. So wurde die neugebaute Linie, die nach der EXPO ein
Viertel erschliessen sollte und zum Messegelände führt, nicht wie geplant durch
bzw. an das Viertel herangebaut, sondern so, daß die vielen, vielen
BesucherInnen möglichst schnell ihr Geld auf der EXPO loswerden können. Problem
für die BewohnerInnen: Da die Buslinien weggefallen sind, stehen jetzt
Fußmärsche von 400 m auf dem Programm. Beinahe hätte es die Straßenbahn gar
nicht bis zur EXPO geschafft – ihr fehlte die TÜV-Zulassung. Und auch die
Schienen waren zu klein gebaut. Die Türen gingen nicht zu... Also, EXPO ist
nicht lustig! Obwohl es manchmal doch so aussieht.
Die Zusammenstellung
umfaßt Todesfälle und Verletzungen bei Grenzüberquerungen; Selbsttötungen,
Selbsttötungsversuche und Verletzungen von Flüchtlingen aus Angst und auf der
Flucht vor Abschiebungen; Todesfälle und Verletzungen vor, während und nach
Abschiebungen. Sie umfaßt auch Berichte über Fluchtversuche, die deutlich
machen, welche lebensbedrohlichen Bedingungen Flüchtlinge auf sich nehmen
müssen, um heute in die BRD zu gelangen. Fluchtversuche, die oft nur durch
Zufall nicht tödlich für die Flüchtlinge endeten. Diese Zusammenstellung umfaßt
Angriffe und Anschläge auf Flüchtlingssammellager. Die Aufzählung rassistischer
Angriffe auf Flüchtlinge auf deutschen Straßen beinhaltet wohl die größte
Dunkelziffer. Während es für das Bundesland Brandenburg Initiativen, wie die
Opferperspektive oder das Büro der Ausländerbeauftragten gibt, die systematisch
dokumentieren, sind die Vorfälle in den restlichen Bundesländer nur sporadisch
erfaßt.
Nicht mit aufgeführt sind
die Menschen, die durch Arbeitsverbot, durch Beendigung der
Aufenthalts-genehmigung oder durch Fluchthilfeschulden in sogenannte nicht
legale Arbeit gedrängt wurden und dabei zu Tode kamen oder verletzt wurden. In
den letzten Jahren wurden mindestens 50 Menschen bei Verteilungs-kämpfen im
Zigarettenhandel getötet (Tagesspiegel 24.4.99).
Wir haben uns bei dieser Chronologie
um Vollständigkeit bemüht - wohlwissend, daß wir sie nicht erreichen können.
Diese Dokumentation umfaßt den Zeitraum vom 1. Januar 1993 bis zum 31. Dezember
1999. In diesem Zeitraum starben mindestens 113 Menschen auf dem Wege in die
Bundesrepublik Deutschland oder an den Grenzen. Allein 87 Personen starben an
den deutschen Ost-Grenzen. 267 Flüchtlinge erlitten beim Grenzübertritt zum
Teil erhebliche Verletzungen, davon 141 an den deutschen Ost-Grenzen. Von den
58 Flüchtlingen, die beim Grenzübertritt in die BRD durch Maßnahmen der
Bungesgrenzschutzbeamten verletzt wurden, geschah das bei 45 Personen durch
Bisse von Zoll- und Diensthunden. 78 Menschen töteten sich selbst angesichts
ihrer drohenden Abschiebung oder starben beim Versuch, vor der Abschiebung zu
fliehen. Allein 36 Flüchtlinge starben in Abschiebehaft. Mindestens 185
Flüchtlinge haben sich aus Verzweiflung und Panik vor der Abschiebung selbst
verletzt oder versuchten sich umzubringen und überlebten z.T. schwer verletzt.
Während der Abschiebungen
starben 5 Flüchtlinge; 97 Flüchtlinge wurden durch Zwangsmaßnahmen oder
Mißhandlungen während der Abschiebung verletzt. Abgeschoben in ihre
Herkunftsländer, kamen 9 Flüchtlinge zu Tode, mindestens 239 Flüchtlinge wurden
im Herkunftsland von Polizei oder Militär mißhandelt und gefoltert. Mindestens
33 Menschen verschwanden nach der Abschiebung spurlos.
9 Flüchtlinge starben
durch Polizeigewalt in der BRD, mindestens 97 wurden verletzt. Bei Bränden in
Flüchtlingsunterkünften starben nach unseren Recherchen mindestens 52 Menschen;
mindestens 458 wurden z.T. erheblich verletzt.
Zusammenfassung für das
Jahres 1999
Mindestens 3 Menschen starben an den
deutschen Ost-Grenzen. 36 Flüchtlinge erlitten beim Grenzübertritt z.T.
erhebliche Verletzungen. Sechs Menschen töteten sich selbst angesichts ihrer
drohenden Abschiebung oder starben beim Versuch, vor der Abschiebung zu
fliehen. Mindestens 25 Flüchtlinge verletzten sich selbst oder versuchten sich
umzubringen und überlebten z.T. schwer verletzt. Während der Abschiebungen
starben zwei Flüchtlinge; 34 Personen wurden durch Zwangsmaßnahmen oder
Mißhandlungen verletzt. Zwei Flüchtlinge kamen nach der Abschiebung aus der BRD
zu Tode. Mindestens 14 Personen wurden im Herkunftsland von Polizei oder
Militär mißhandelt und gefoltert. 14 Personen verschwanden spurlos. Bei
Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte starben drei Flüchtlinge; mindestens 65
Menschen wurden z.T. erheblich verletzt.
Ein
Fazit:
Durch
staatliche Maßnahmen der BRD kamen mehr Flüchtlinge ums Leben als durch
rassistische Übergriffe.
Antirassistische Initiative Berlin - Januar 2000
Spendet: Bank für
Sozialwirtschaft - BLZ 100 205 00
- Konto-Nr. 303 96 00
kein mensch ist illegal
"Was mir besonders auffällt: Man
sieht keine Ländergrenzen. Ich habe schlagartig begriffen, dass die auf
Landkarten eingezeichneten Grenzlinien Geburten in den Köpfen von Menschen
sind." (Ulf Merbold, Astronaut)
Einen Ausflug ins All können wir leider
nicht anbieten. Jedoch besteht beim Camp trotzdem die Möglichkeit, sich der
oben zitierten Erkenntnis zu vergewissern. Ein Mensch überquert die Neiße und
es sind keine unsichtbaren Mächte oder Kräfte, die sein Ankommen in der
Bundesrepublik Deutschland verhindern. Diejenigen, die das besorgen, haben
Namen und Ränge. Sie sind aus Fleisch und Blut und verstecken sich hinter
Pflichterfüllung sowie nationaler bzw. europäischer Verantwortung: BGS.
Bundesinnenministerium. Zentrale Ausländeraufnahmestelle. Andere vollstrecken
den Willen schweigender Mehrheiten, indem sie in der Sprache der Gewalt
Menschen anderer Hautfarbe, Nationalität oder Weltanschauung angreifen und
gelegentlich totschlagen: Deutsche Neonazis und FaschistInnen. Viele tun ihren
Teil dazu, indem sie wegsehen und schweigen oder gar die Opfer denunzieren:
Deutsche StaatsbürgerInnen.
Diese Zusammenballung von
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und gesellschaftlichem wie staatlichem
Verfolgungsinteresse nennen wir das GRENZREGIME. Gegen dieses Ensemble
bundesrepublikanischen Alltags veranstalten wir erneut ein Camp an der
polnisch-deutschen Grenze. Der staatliche Rassismus per Arbeitsverbot,
Abschiebung, Internierung, eingeschränkter Bewegungsfreiheit und polizeilicher
Verdächtigung wird ebenso Thema sein wie die rassistische Einstellung und
Stimmungsmache an Stammtischen und in Wohnstuben.Das Camp prüft auch das
Handlungskonzept "Tolerantes Brandenburg" von der Landesregierung.
Wir bieten ein Forum der Kritik für diejenigen, die in diesem Konzept keine
Stimme haben oder kein Gehör finden. Sie sind herzlich eingeladen, mit ihren
Wünschen und Forderungen teilzunehmen. Unser Interesse ist eindeutig:
* Parteinahme für die Interessen von
Flüchtlingen und Einwander/er/innen.
* Ermutigung, Unterstützung und
Zusammenarbeit von und mit Initiativen, die dem rassistischen Straßenterror,
schikanösen Ausländerbehördenalltag und der Menschenjagd an der Grenze Einhalt
gebieten wollen.
* Eine öffentliche Kritik der
Verhältnisse, die solche Zustände hervorbringen.
* Die Störung und Verunsicherung des
Grenzregimes.
Auch dieses Jahr wollen wir ein Treffen
von Freundinnen und Freunden politischer und kultureller Diskussion und Aktion.
Das Zusammenkommen verschiedener persönlicher, kultureller und politischer
Eigenarten und Erfahrungen ist beabsichtigt. Ein wichtiges Anliegen ist uns die
Selbstorganisation der Teilnehmerlnen. Wir erwarten, dass Verantwortung im
Campalltag übernommen wird und wir wünschen eine freimütige Einstellung, die
hoffentlich eine ideenreiche Praxis und anregende Begegnungen fördert.
See ya.
die Camporganisation
Gleiche Rechte für Flüchtlinge und
Einwander/er/innen !
Offene Grenzen !
Ende der Abschiebungen !
Für Fluchthilfe !
Kontakt:
c/o FFM, Stichwort: Grenzcamp 2000,
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin,
Email: FFM@snafu.de
Dokumentiert:
Am 20.04.2000 wurde in Erfurt ein Brandanschlag auf die dortige Synagoge verübt. Dazu gab es ein Bekennerschreiben, das mit den Worten „Heil Hitler“ schloß. Trotzdem erklärten die ermittelnden Stellen bei LKA und Staatsanwaltschaft, daß es möglich wäre, daß diese Tat von einer „linksextremen Gruppe“ begangen worden wäre, um einen rechtsextremen Hintergrund vorzutäuschen. Diese Unterstellung, und auch ihre bloße Behauptung, ist nicht zufällig in einem Land, in welchem trotz anderslautender Zahlen die rechtsextremen Gewalttaten schöngeredet, verniedlicht, verharmlost – und immer als Einzelaktionen verwirrter EinzeltäterInnen oder „Racheaktionen“ nach linken Aktionen bezeichnet werden. So werden insbesondere die Opferzahlen bei rechtsextremen Morden und Mordversuchen seit Jahren von den Behörden verfälscht. Allein für 1998 werden gerade mal 3 ermordete Menschen gezählt, dabei gibt es mindestens sechs weitere Opfer.
Diese Strategie der Verfälschung wird gerade
in den sogenannten Neuen Bundesländern propagiert – kein Wunder, schließlich
sind diese auch so schon Spitzenreiter in Sachen Rechtsextremismus. Und so wundert
es wohl niemanden mehr, wenn Brandenburgs Innenminister Schönbohm (CDU) den
Rechtsextremismus nur bekämpfen will, wenn auch der Linksextremismus dran
glauben soll. In Thüringen ist diese Strategie schon seit längerem aktuell: Der
damalige Innenminister Dewes (SPD) benutzte sie, als in der rechtsextremen
Hochburg Saalfeld demonstriert werden sollte. Trotz über 200 rechten
Gewalttaten allein in dieser Stadt in einem Jahr mußten die gerade mal ein
Zehntel davon ausmachenden linken „Straf“-Taten inklusive Grafitti 1997 für ein
Verbot der Antifa-Demonstration und die Verhaftung von mehreren hundert
Menschen herhalten.
Jetzt ist Dewes nicht mehr Innenminister,
sondern der CDU-Mann Köckert. Geändert hat sich freilich nichts, weder an der
Häufigkeit rechter Straftaten (1.118 in Thüringen 1999) noch an der Verfolgung
derselben:
Zwei Monate vor dem jetzigen Anschlag auf die
Synagoge wurde in Erfurt bereits ein jüdischer Friedhof geschändet. Und nach
dem Anschlag wurden nicht nur mindestens acht Menschen, darunter auch ein
PDS-Landtagsabgeordneter, von Nazis bedroht, sondern auch ein türkischer
Jugendlicher überfallen. Am Abend des 20.4. feierten in einer efurter Kneipe
etwa zwei dutzend Nazis lautstark den „Führergeburtstag“. In
Rudolstadt-Schwarza randalierten fünf betrunkene Neonazis vom „Jungsturm
Schwarza“ am Bahnhof unter „Sieg-Heil“-Gegröle, ohne daß die Polizei eingriff.
In Jena sammelten sich am Abend des Ostermontags etwa 15 jugendliche Neonazis
am Zelt des Karawane-Kongresses und provozierten. Und nur ein paar Tage vor
Beginn des Kongresses wurde ein Journalist aus Zaire offenbar gezielt vor
seiner Wohnung überfallen. Doch die rechtsextreme Gewalt geht noch weiter: Am
Montag, den 24.04.2000 gegen 21.00 Uhr befanden sich zwei Jugendliche, ein
Junge und ein Mädchen im Alter von 17 und 16 Jahren, auf dem Weg nach Hause.
Als sie an einem Jugendclub mit akzeptierende Sozialarbeit mit rechten
Jugendlichen vorbeikamen, stiegen aus einem schwarzen BMW zwei Nazis und
verfolgten die zwei flüchtenden Jugendlichen. Nach etwa 200 Metern wurden die
zwei eingeholt, festgehalten, bedroht und geschlagen. Das Mädchen wurde massiv
eingeschüchtert: „Wir kennen dich und besitzen ein Foto von dir.“ bzw. „Wenn
ihr zur Polizei geht, machen wir euch fertig.“
In der Nacht vom 25./26.04.2000, begegneten gegen 0.15 Uhr zwei Jugendliche,
Brüder im Alter von 20 und 16 Jahren, kurz vor ihrem Haus einer auf der Straße
laufenden Gruppe von ca. 14 Jugendlichem. Der 16-jährige Jugendliche wurde
plötzlich von einem Nazi hinterrücks angefallen. Als ihm sein Bruder zur Hilfe
kommen wollte, wurde dieser selbst von drei anderen massiv zur Seite gestoßen
und mehrfach ins Gesicht geschlagen und getreten. Schon am Boden liegend traten
die Täter noch mehrfach auf ihn ein. Ebenso wurde sein Bruder zusammengeschlagen
und mit Tritten auf den ganzen Körper traktiert. Drei Orte – fünf Tage – 14
Gewaltstraftaten. Eben Thüringen.
Zurück zu Erfurt: Besonders interessant an
den Reaktionen deutscher Strafverfolgungsbehörden sind die
Presseverlautbarungen. So wurde die ermittelnde Staatsanwältin von der
Nachrichtenagentur AP mit den Worten zitiert, daß die Ausführung des Anschlags
zwar die Möglichkeit zur Einzeltäterschaft biete, dies aber szeneuntypisch sei.
Mit anderen Worten: Die bisher immer angeführte These verwirrter rechter
EinzeltäterInnen ist endlich auch von oben verworfen.
Bleibt nur noch die Frage nach „den Anderen“,
den MittäterInnen. Der 18jährige Gothaer, dessen Fingerabdrücke auf dem
Bekennerschreiben gefunden wurde, gehörte bis vor Kurzem der NPD und danach dem
„Bund Deutscher Patrioten“ an. Dieser wurde von ehemaligen NPDlerInnen aus
Thüringen gegründet. Das beide einigende Band ist aber der Thüringer
Heimatschutz, eine militant-nationalsozialistische Vereinigung, deren
Führungskader auch die Thüringer NPD dominieren. Einer der Gründer ist Tino
Brandt, der als Mitarbeiter im Verlag „Nation+Europa“ aktiv an den
Einigungsbestrebungen der rechten Szene beteiligt ist. Drei Jenaer THSlerInnen
sind seit der Aushebung ihrer „Bombenwerkstatt“ 1998 auf der Flucht. Der
Großteil der Mitglieder des THS sind keine Nazi-Skins, sondern äußerlich
relativ unauffällige Personen, oftmals mit braunem oder weißem Hemd und Schlips
sowie schwarzem Mantel bekleidet. Und mit Scheitelfrisuren! So ist es auch
nicht verwunderlich, daß Christian Kapke, Bruder des Jenaer NPD- und
THS-Funktionärs André Kapke und Musiker in einer rechtsextremen Popband, sich
selbst einmal mal als „Scheitel-Man“ (sprich: män) bezeichnete.
Die Reaktionen des Staates auf den ersten
Aschlag auf eine Synagoge seit 1995 in Lübeck werfen noch mehr Fragen auf. Mal
abgesehen davon, daß die am „Hitlergeburtstag“ eigentlich bewachte Synagoge
tatsächlich nur stundenweise abgesichert wurde und die TäterInnen dies
irgendwie ja gewußt haben müssen, wird der Anschlag seitens der Regierung dazu
benutzt, die Forderung nach ausgedehnter Videoüberwachung zu transportieren.
Auch die Forderung nach einem Verbot der NPD wurde durch den Thüringer
Innenminister gestellt, gleichzeitig aber darauf hingewiesen, daß das ja Bundesangelegenheit
sei. Über ein Verbot des vor Ort wesentlich relevanteren THS wollte oder konnte
der Minister offensichtlich nicht nachdenken. Wir fordern dagegen eben nicht
das Verbot des THS, der NPD oder ihrer Demonstrationen, weil dies auch gegen
unsere Strukturen verwendet werden kann (gerade mit der absichtliche
Unterstellung, autonome Gruppen könnten eine solche Straftat vorgetäuscht
haben!), sondern eine radikale Aufklärung und Auseinandersetzung mit rechten
Gruppierungen und der rechtsextremen Vergangenheit des Staates BRD. Gerade
durch rassistische Äußerungen von (Ex-)Regierungsparteien wie CDU/CSU oder SPD
wird der Alltag in Deutschland rassistischer, nationalistischer, rechter...
Gerade Kanzler Schröder („Wer das Gastrecht mißbraucht, für den gibt es nur
eins: Raus, und zwar schnell!“) und sein Inneminister Schily („Das Boot ist
voll!“) sollten das wissen.
Wir als Teil der autonomen und
antifaschistischen Bewegung lassen uns nicht durch SchreibtischttäterInnen
diffamieren und benutzen! Von uns hat keineR Interesse daran, daß Synagogen
brennen!
Infoladen „Schwarzes Loch“
Jena, PF 100841, 07708 Jena – e-mail: aag-j@gmx.net
Nachtrag:
Diese Erklärung ist kurz nach dem Anschlag verfaßt worden; sie geht also nicht auf die Verhaftung der zwei Mittäter ein, und auch nicht auf die Rolle des Thüringer Verfassungsschutzes. Dazu steht in dieser Ausgabe der FUTURE auch genug, so daß diese Themen nicht extra hier noch einmal behandelt werden. Das wird auf die Dauer langweilig. Bitte schaut im Inhaltsverzeichnis nach, um die entsprechenden Artikel zu finden und zu lesen!
Ein Zweites: In einem Interview in der Jungle
World Nr. 25 vom 14.06.2000 auf Seite 7 mit dem Vorsitzenden der Jüdischen
Landesgemeinde Thüringens, Wolfgang Nossen, betont dieser, daß er keine Sekunde
an einen linken Anschlag auf die Synagoge geglaubt hat und auch keinen Grund
dafür benennen kann. Richtig, und darum besonders wichtig, ist jedoch seine
Einschätzung, daß es für einige linke Gruppierungen gibt, die Anschläge auf die
israelische Botschaft als Symbol des israelischen Staates für richtig halten.
Unsere Aufgabe muß sein, auch diesen (angeblich linken) AntisemistInnen das
Handwerk zu legen: Wir müssen gegen den Antisemitismus in der Linken bekämpfen!
Zu diesem Antisemitismus ist u.a. zu zählen: die Benennung Israels als
faschistischen Staat, die Unterdrückung/Verfolgung der PalästinenserInnen als
neuen Holocaust usw. Gerade diese Beispiele relativieren Auschwitz ebensosehr
wie die „Verhinderung eines neuen Auschwitz´ im Kosovo“ als Kriegsgrund vor
einem Jahr!
Genauso wichtig erscheint deshalb auch die
Bekämpfung des esoterischen Antisemitismus, der sich ebenso in linken Kreisen
aufgrund des ausufernden Esoterikbooms verbreitet. Runen und Thorhämmer sind
nicht der Weg zu einem befreiten und/oder ganzheitlichen Ich, sondern zu
Germanenkult, Deutschtümelei und völkischer Gemeinschaft.
Himmelfahrtstag in Jena. Gruppen von Männern
ziehen zum sogenannten "Vatertag" durch Jena und Umgebung. In den
Räumen der JG- Stadtmitte probt die Theatergruppe für die diesjährige
WERKSTATT, im Hof bereiteten vier Leute den Kinoabend vor. Gegen 16.45 Uhr gibt
es eine lautstarke Randale im Flur der JG, ca. 10 junge Erwachsene im Alter
zwischen 20 und 25 Jahren schreien und grölen, einige rütteln am verschlossenen
Eisentor, zerreißen die Suchtverkleidung des Tores, verlangen Einlaß.
Fast zur selben Zeit wird das Moped eines
Jugendlichen umgerissen. Der Stadtjugendpfarrer fordert die Leute auf, das
Fahrzeug wieder aufzustellen und den Bereich der JG zu verlassen. Stattdessen
beschädigten sie erst mit Fußtritten das Fahrzeug, schmeissen es dann
wiederholt mit Wucht zu Boden, sämtliche Mitglieder der Gruppe beginnen im
Flurbereich zu randalieren, schmeissen Mülltonnen um, zerschlagen
Fensterscheiben.
Der Pfarrer fordert die am Toreingang
verbliebenen JG- Leute auf, die Polizei zu rufen. Gleichzeitig wird er von drei
Männern umstellt und minutenlang mit Faustschlägen und gezielten Tritten gegen
den Kopf brutal zusammengeschlagen.
Während eine JG- Jugendliche die Polizei
anrufen kann, werden die zwei anderen JG- Leute - ein afrikanischer und ein
palästinänsischer Staatsbürger - massiv angegriffen: mit Bierbüchsen und
Fäusten geschlagen, mit Tritten in den Körper traktiert; einem Schlag mit einer
Flasche auf den Kopf kann der palästinensische Jugendliche mit Not entgehen.
Das Mädchen, das nach dem Telefonanruf ihren
Freunden zu Hilfe kommen will, wird ebenfalls angegriffen und an Hand und
Rücken verletzt.
Als die Polizeisirenen zu hören sind, lassen
die Gewalttäter von ihren Opfern ab und ziehen Richtung Johannistor ab. Dort
vereinigen sie sich mit weiteren ca. 10 Mitgliedern ihrer Gruppe und überfallen
sich dort aufhaltende jüngere Jugendliche, die zum Umfeld der JG gehören.
Wieder werden mehrere Jugendliche massiv zusammengeschlagen. Die Polizei hält
sich in sicherer Entfernung und greift nicht ein. Fast unbehelligt können sich
die 20 Gewalttäter aus der Johannisstraße vom Tatort entfernen.
Einer der brutalsten Schläger konnte von
Jugendlichen und dem Pfarrer festgehalten werden. Als die Polizei endlich
eingreift, wirft sich dieser zu Boden und verletzt sich absichtlich am
Hinterkopf. Ein Jugendlicher, der diesen Täter mit festzuhalten half, wurde von
zwei Polizisten zu Boden geworfen und schließlich abgeführt.
Weiteren eintreffenden Polizeikräften gelang
es, flüchtenden Gewalttätern habhaft zu werden, die in die Johannisstraße
gebracht wurden. Als überfallene und unbeteiligte Personen konkrete
Zeugenaussagen zu einzelnen Tätern machen bzw. sich als Zeugen der Polizei zur
Verfügung stellen wollten, wurden diese zum Teil sehr ruppig weggestoßen und
verbal bedroht.
Zwei Mitarbeiter der Kneipe "Zur kleinen
Quelle" beobachteten, wie einem bereits festgenommenen Täter konkrete
Anweisungen von der Polizei zu seiner Aussage gegeben wurden. Danach wurden
ihm, ohne vorherige Aufnahme seiner Personalien, die Handschellen abgenommen
und durfte ohne weitere Vernehmung den Tatort verlassen.
Ein Jugendlicher, der neben einem bereits
Festgenommenen stand, hörte, wie dieser rassistische Äußerungen wie zum
Beispiel Nigger, Kanakensau und weitere in Richtung eines am vorherigen
Überfall angegriffenen Afrikaners rief.
Als er die Polizei darauf und auf gerade sich
entfernende weitere Gewalttäter aufmerksam machte, reagierte diese mit verbalen
Bedrohungen sowie der Androhung einer Festnahme. So äußerte sich ein Polizist
dem Jugendlichen gegenüber wie folgt: "Wenn du nicht dein Maul hältst,
schleife ich dich an deinen Beinen bis zum Wagen und führ´ dich ab!"
Der Stadtjugendpfarrer hat mehrere
Verletzungen am Kopf, eine Gehirnerschütterung und Prellungen am Körper. Die Hand des Mädchens ist schwer verletzt
und mußte ambulant behandelt werden.
Weitere Jugendliche haben Platzwunden. JG Stadtmitte,
01.06.2000
Nachtrag: Am Abend des selben Tages wurden
zwei weitere Jugendliche aus dem Umfeld der JG von den gleichen Nazihools
brutal zusammengeschlagen. Ein Opfer mußte mit dem Notarzt in das Krankenhaus
eingeliefert werden. Die Polizei griff statt dessen, mit Schlagstöcken
bewaffnet, gegen 22:00 Uhr die Gruppe am Johannistor an, die nur wenige Stunden
zuvor von den Nazis attackiert wurde.
Nur Stunden vor der Ausstrahlung des Berichtes bei »Kennzeichen D« hatte der Thüringer Landtag eine Debatte über die
mögliche Zusammenarbeit zwischen Verfassungsschutz und dem Neonazi Thomas
Dienel noch strikt abgelehnt. Die Mehrheit der CDU-Abgeordneten stimmte gegen
den entsprechenden Antrag der PDS-Fraktion. Den ungeheuerlichen Enthüllungen
des ZDF-Magazins »Kennzeichen D«, daß der thüringische Verfassungsschutz Dienel
als Informanten angeworben und ihm zu erkennen gegeben habe, Strafverfolgungen
von ihm abzuhalten, sollte nicht näher nachgegangen werden. Die CDU begründete
ihre Ablehnung der Landtagsdebatte damit, daß es keine Dringlichkeit für eine
Behandlung des Themas gebe.
Doch manchmal halten auch Ochs´und Esel nicht
den Lauf der Dinge auf, und so mußte Innenminister Christian Köckert am
Donnerstagvormittag, nach der Sendung,
einräumen, daß der Verfassungsschutz des Landes mit dem vorbestraften
Rechtsextremisten Thomas Dienel zusammengearbeitet hat. Dieser habe nach seiner
Haftentlassung 1996 und 1997 Informationen geliefert und dafür 25.000 DM
erhalten. Zugleich bestätigte Köckert, daß Verfassungsschutzpräsident Helmut
Roewer vom Dienst suspendiert wurde. Doch der Dienel-Skandal ist nur ein Punkt,
der den Verfassungsschutzchef stürzen ließ. Roewer hatte erst im letzten Jahr
bei einer öffentlichen Veranstaltung in Jena die »guten« und »schlechten«
Seiten des Dritten Reiches beschrieben. Auch Personalquerelen und
Indiskretionen, die den Geheimdienst unrühmlich in die Schlagzeilen brachten,
sollen plötzlich doch noch untersucht werden: Roewer hatte RechtsextremistInnen
mehrfach verharmlost. Das führte zu Auseinandersetzungen und schließlich im
vergangenen August zur Absetzung des Referatsleiters zur Beobachtung des
Rechtsextremismus inklusive Hausverbotes für diesen.
Seitdem häufen sich Meldungen über interne Querelen und Mißverständnisse des gar nicht mehr geheim agierenden Verfassungsschutzes. Bei Aufmärschen der rechten Szene hatte die Behörde im Vorfeld geschlafen oder falsche Signale gegeben, u.a. in Schorba und Döllstädt zu Nazikonzerten und in Erfurt zur IWG-Demo. Die Sorglosigkeit des Amtes an Hitlers Geburtstag führte zum Anschlag auf die Erfurter Synagoge, weil das Gebäude am 20. April nicht bewacht war. Weitere Entgleisungen sind die Behauptung, in Jena ginge die Gewalt zuerst von links aus, die im neuesten Film über Rechtsextremismus in Thüringen eines CDUlers aus Jena gebracht wurde und prompt auch von allen Zeitungen brav nachgebetet wurde – und nicht zuletzt die Bemerkung, es gebe soetwas wie „ideologiefreie RechtsextremistInnen“. Diese hätten keine eigene Ansichten, sondern würden die von staatlichen Stellen wie dem VS, aber auch von Antifas getroffenen Feststellungen und Einordnungen über Nazis dazu benutzen, sich dann eine Meinung zu bilden, da sie nach diesen „Anweisungen“ wüßten, was sie zu denken hätten. Aber Roewer manipulierte schon frühzeitig, auch unter dem Ex-Innenminister und SPD-Mann Dewes, die öffentliche Meinung. Zusammen mit Dewes sorgte er im Raum Saalfeld zu anhaltender Hetze gegen antifaschistische Demonstrationen. Dabei wurde unter anderem auf einem staatlichen Flugblatt zum Verbot der Antifa-Demo im Oktober 1997 die Privatadresse vom Anmelder Angelo Lucifero an Nazis verteilt – Zufall? Auch die Beteiligung Roewers an dem auf Literatur über Rechtsextremismus und Verfassungsschutz spezialisierten Erfurter Heron-Verlag wirft etliche Fragen auf: Dieser Verlag hat zuletzt ein Video herausgebracht, in dem einmal mehr die Linke in Thüringen den Rechtsextremisten gleichstellt und insbesondere die Junge Gemeinde Stadtmitte in Jena zu einem Treffpunkt von LinksextremistInnen stilisiert wird. Dieser Film wurde am Montag, den 29. Mai 2000 in Jena uraufgeführt, Innenminister Köckert, VS-Präsident Roewer und Filmschöpfer Raik Seela – alle CDU – interpretierten den Film vor ausgewähltem Publikum. Am Dienstag, den 30. Mai berichtete die Lokalpresse von der Veranstaltung und gaben die Äußerungen insbesondere Roewers wieder, die JG Stadtmitte sei quasi das Dach der LinksextremistInnen in Jena, zudem sei die Gewalt in Jena zuerst von Linken ausgegangen. Am Donnerstag, den 1. Juni 2000 erfolgte der wohl bekannte Überfall einer rechten Gruppierung ("Crazy Boys") auf die Junge Gemeinde. Eine konsequente Linie - an der Roewer vielleicht sogar als Mitbesitzer des Verlages noch verdient???
Der Verfassungsschutz hatte keinerlei
Skrupel, den bekennenden Nationalsozialisten, Rassisten und »Judenhasser«
Dienel abzuschöpfen. Dienel war wegen eines Anschlags mit Schweinsköpfen auf
die Erfurter Synagoge, wegen eines Angriffes auf ein Asylbewerberheim und wegen
mehrerer neonazistischer Propagandadelikte verurteilt worden. In einer
Gaststätte bei Rudolstadt hatte Dienel 1992 erklärt, er habe es satt, «ewig
dafür zu bluten, daß sich Juden, Amerikaner, Franzosen und Russen irgendwelche
Geschichtsfälschungen ausgedacht hätten». In Auschwitz sei niemand
umgebracht worden - «leider», fügte er hinzu.Getrennt habe man sich von
ihm erst, als seine Angaben »zunehmend fantastisch« wurden - wegen
Alkoholmißbrauchs, wird aus Erfurt behauptet. Unter seinen Lieferungen war auch
eine interne Liste des VS über Nazis: Noch im Mai 1998 versuchte er, dem
VS eine Fotomappe mit Bildern von Neonazis in Form einer Erpressung zu
verkaufen. Ob auch dieser Spur noch einmal nachgegangen wird, ist fraglich.
Nachzufragen ist auch nach der Rolle des Geheimdienstes bei der Vermittlung von
Unterstützungen vom Arbeitsamt an Dienel und zwei weitere Neonazis aus
Thüringen. Bei diesem Brückenschlag zwischen verschiedenen rechtsextremen Fraktionen
wurden nochmals ca. 18.000 DM direkt an den rechtsextremen Verlag Neues
Denkengezahlt. An diesem Projekt einer rechtsextremen Zeitung („Stimme
Deutschlands“) im entsprechenden Verlag mitgearbeitet haben ein DVUler – und
ausgerechnet André Kapke!
Am Donnerstag, den 31. Mai 2000 gegen 21
Uhr wurde in Eberswalde der 22-jährige Falco L. ermordet. Er wurde von einem 27
Jahre alten, stadtbekannten und einschlägig vorbestraften Rechtsradikalen
vorsätzlich getötet. Bei einer Schlägerei wurde der 22-jährige nach Aussage des
Krankenhauspersonals bereits schwerstens verletzt. Der Hilflose wurde
anschließend gezielt vor ein fahrendes Taxi geschleudert, so der Fahrer des
Taxis. Der Vorsatz ist hier unübersehbar.
Trotz
allem spricht die Eberswalder Polizei von einem „unfallartigen“ Hergang. Für
die Antifas (nicht nur in Eberswalde) ist das ein weiterer Fall ortsüblicher
Vertuschung, auch wenn der Täter mittlerweile gefaßt wurde und die
Mordkomission ermittelt. Was ist and dem Tathergang „unfallartig“? Auch die
Erklärung der Polizei, in alle Dimensionen zu ermitteln, kommt uns nicht erst
seit dem Anschlag auf die Erfurter Synagoge bekannt vor! Das (nicht vorhandene)
Image der Stadt soll behütet werden. Fehlende Abgrenzung und Verurteilung
solcher Taten, aber auch nicht geahndete Gewalttaten, machen Kommunen und
Gerichte zu Mittäterinnen.
Nur einen Monat vor diesem Mord erklärte
der Cottbuser Generalsuperintendent Rolf Wischnath, in Brandenburg gingen deutlich größere Gefahren von rechten als
von linken „ExtremistInnen“ aus. Der „rechte Vandalismus mit seinen Menschen
verachtenden Ausbrüchen“ sei die Hauptgefahr, sagte Wischnath der
"Märkischen Oderzeitung".
Aber nicht nur in Jena und Eberswalde sorgten
die FaschistInnen am „HerrenVOLKtag“ für Krawalle, Ärger und Trauer, sondern auch u.a. in
Magdeburg und Meck-Pomm. So sind zwei Afrikaner in Mecklenburg-Vorpommern Opfer
von Gewalttaten geworden. Ein 24-jähriger Student aus dem Sudan wurde in
Greifswald von zwei jungen Männern mit Fäusten und Fußtritten traktiert. In
Rostock hatten sechs „Unbekannte“ einen Mann aus Togo zusammengeschlagen und
beraubt. Beide Opfer erlitten Prellungen und andere Verletzungen. Der Sudanese
wurde zur stationären Behandlung in einer Greifswalder Klinik aufgenommen.
Während von den sechs Rostocker Tätern zunächst jede Spur fehlte, konnte im
Zusammenhang mit dem Greifswalder Vorfall ein polizeibekannter 17-Jähriger
festgenommen werden. Der Mittäter ist flüchtig.
In Magdeburg kam es sechs Jahre nach den
sogenannten „Himmelfahrtskrawallen“ zu erneuten Überfällen
rechtsextremistischer Skinheads. Ausgangspunkt für die Schlägereien war ein
Haus, in dem betreutes Wohnen für Punks angeboten wird. Die Jugendlichen
feierten auf dem Hof, als gegen 22.25 Uhr erst vier bis fünf Nazis aufgetaucht
sind und offenbar über Handy Verstärkung herbei geholt haben. Es kam zu
körperlichen Attacken, Steine und Flaschen flogen. Ein Auto wurde beschädigt.
Daraufhin kam es zu einer Straßenschlacht mit etwa 100 Beteiligten Nazis und
Punks/Antifas. Dabei wurden drei Personen verletzt. Ein Großaufgebot der
Polizei konnte ihren eigenen Angaben zufolge die Gruppen nach rund 30 Minuten
trennen, musste aber bis gegen 02.00 Uhr vor Ort bleiben, um weitere
Ausschreitungen zu verhindern. Die Kriminalpolizei ermittelt jetzt wegen
schweren Landfriedensbruchs. Nur einer der Nazis wurde vorläufig
festgenommen...
In der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt
kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen rechter Jugendlicher. Zu den
schwersten Zwischenfällen zählte neben den Ausschreitungen zu Himmelfahrt 1994
der Überfall von 50 Naziskins auf eine Geburtstagsgesellschaft von Punks im Mai
1992. Dabei wurde der 23-jährige Torsten Lamprecht erschlagen. Im Februar 1997
ermordete ein 17 Jahre alter Nazi den gleichaltrigen Punk Frank Böttcher im
Plattenbaugebiet Olvenstedt mit Messerstichen und Tritten gegen den Kopf. Am 3.
Januar 1998 wurde der Punk Gordon Gaffert in der Wohnung des Bruders von Frank
Böttcher von mehreren rechten Jugendlichen überfallen und lebensgefährlich
verletzt.
Der tschechische Verleger von Hitlers «Mein
Kampf» ist der Förderung nationalsozialistischen Gedankenguts beschuldigt
worden, wie eine Polizeisprecherin in Prag mitteilte. Michal Zlitko drohe damit
eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren. Zlitko hatte bei der Veröffentlichung
der ersten ungekürzten tschechischen Ausgabe von «Mein Kampf» erklärt, er wolle
seinen Landsleuten Hitlers «monströse Ideologie» vor Augen führen. Er sagte
aber auch, dass der Nationalsozialismus nicht schlimmer als der Kommunismus
gewesen sei. Die erste Auflage von 10.000 Exemplaren war sofort ausverkauft. Die
Veröffentlichung wurde von antifaschistischen und jüdischen Organisationen
kritisiert.
Bei Verhandlungen über die Entschädigung
ehemaliger NS-ZwangsarbeiterInnen ist noch immer kein Ende in Sicht. Die
strittige Frage der Rechtssicherheit konnte nicht geklärt werden. Das teilte
der Unterhändler Deutschlands, Otto Graf Lambsdorff, mit. Die Verhandlungen
waren gestern in eine neue Runde gegangen. Deutschland will weitere Klagen aus
den USA ausschließen. Für die Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen
haben der deutsche Staat und die Wirtschaft jeweils fünf Milliarden Mark
zugesagt, die aber insbesondere seitens der Wirtschaft nicht ausgezahlt werden,
obwohl sie zu 50% von der Steuer absetzbar sind. Mit diesen 50% zahlen die
„SteuerzahlerInnen“ 7,5 Milliarden – die deutsche Wirtschaft profitierte
dagegen mit ca. 180 Milliarden Mark von der Beschäftigung von
ZwangsarbeiterInnen.
Bei der Saalveranstaltzung der NPD im
niederbayerischen Passau sind 51 Menschen festgenommen worden. Ein
Polizeisprecher teilte mit, die befürchteten Krawalle zwischen linken
DemonstrantInnen und Nazis seien aber weitgehend ausgeblieben. Rund 3500
NPD-AnhängerInnen versammelten sich in der Nibelungenhalle, die jedes Jahr
Schauplatz von Veranstaltungen der rechtsextremistischen Parteien DVU und NPD
ist. Die Polizei riegelte die schon von den Nazis im Dritten Reich genutzte
Halle ab, um Zusammenstöße mit Antiifas zu verhindern. Fast 1000 linke
GegendemonstrantInen blockierten zeitweilig eine Straßenkreuzung.
Die Polizei teilte mit, unter den 51
Festgenommenen seien 29 Personen aus dem linken Spektrum und 16
RechtsextremistInnen. Autonome hätten mehrere Busse der NPD-Anhänger mit Steinen
beworfen. Dabei seien auch Scheiben zu Bruch gegangen. Ein Polizist soll sich
ein Bein bzw. den Fuß gebrochen haben, als ihn ein Demonstrant vor einen Bus
der Rechten stieß. Der angebliche Täter wurde den Angaben zufolge festgenommen.
Die Polizei ging zum Teil auch mit Pfefferspray gegen linke DemonstrantInnen
vor. Dadurch sind mindestens vier Personen verletzt worden und mußten sich in
ärztliche Behandlung begeben.
Mehr als 1000 weitere Menschen demonstrierten
mit einem Sternmarsch gegen die NPD-Veranstaltung. SPD, Gewerkschaften und
kirchliche Organisationen hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto
"Passau gemeinsam für Demokratie ohne Rassismus" aufgerufen.
Zu den nicht dementierten Medienberichten,
wonach CSU-Generalsekretär Thomas Goppel der einschlägigen Neonazipublikation
"Zentralorgan" ein Interview gegeben hat, erklärt der Thüringer
PDS-Bundestagsabgeordnete Carsten Hübner:
„Die Tatsache, dass ein
CSU-Generalsekretär dem "Zentralorgan" der militanten Neonaziszene
der Bundesrepublik ein mehrseitiges freundliches Interview gibt, ist schon
erschreckend genug. Dass er sich auch nach einer entsprechenden
Veröffentlichung beharrlich weigert, selbst dazu Stellung zu beziehen und sich
unmissverständlich von seinen Gesprächspartnern zu distanzieren, befremdet
jedoch selbst Kenner der CSU.
Beim "Zentralorgan", dem Herr
Goppel Ende Februar auf einer Veranstaltung der "Preußischen Gesellschaft
Berlin-Brandenburg" jenes Interview gab, handelt es sich immerhin um die
bundesweit führende Neonazipublikation der sogenannten Freien Kameradschaften
um die Neonazikader Christian Worch und Thomas Wulff. Pikanterweise wurde die
vorletzte Ausgabe am 10. Januar von Polizei und Staatsanwaltschaft
beschlagnahmt und gegen die Herausgeber Ermittlungsverfahren wegen
Volksverhetzung eingeleitet, da sie den Wahlsieg der FPÖ unmissverständlich
antisemitisch mit "Juden raus aus Österreich" kommentierte. Ob dies
der Grund für die Neonazis war, sich um ein Interview mit Herrn Goppel zu
bemühen, kann nur vermutet werden. Zumindest in der Vergangenheit war diese
Strategie nicht selten erfolgreich: Sofort nachdem 1983 der damalige
CSU-Innenminister Zimmermann der rechtsextremen "Mut" ein längeres
Interview gegeben hatte, tauchte "Mut" nicht mehr länger im
Verfassungsschutzbericht auf und fand schließlich Eingang in rechtskonservative
Kreise. Um letztere handelt es sich auch bei der "Preußischen Gesellschaft
Berlin-Brandenburg". Der von Dr. Wolfgang Venohr, einem langjährigen
Mitglied der rechtsextremen "Unabhängigen Ökologen Deutschlands" und
glühendem Monarchisten, angeführte Verein bekundet in seiner Programmatik zwar
"Respekt für das Grundgesetz", ihr eigentlicher politischer
Bezugsrahmen ist aber in vordemokratischer Zeit zu finden. Dass sich in einer
Gesellschaft, die "für die Wahrung und Pflege preußisch-friderizianischen
Gedankengutes und preußischer Tugenden gegen den allgemeinen Werte- und
Sittenverfall in Deutschland" zu Felde zieht, Rechtsextreme aller Couleur
tummeln, verwundert daher weiter nicht. Die Frage bleibt, was macht ein
CSU-Generalsekretär dort, außer Interviews zu geben?...“
Sachsen-Anhalts Ausländerbeauftragter Piening hat dem CDU-Ortsverband Bernburg Rassismus vorgeworfen. Die ChristdemokratInnen hatten unter dem Motto "Kein Asyl dem Drogendeal" auf dem Marktplatz Unterschriften gesammelt. Das örtliche AsylbewerberInnenheim wurde als große Gefahr für die Jugend bezeichnet. Deutliche Kritik übte Piening auch am Sprachgebrauch. So werde ein Teil der AsylbewerberInnen als Gruppe bezeichnet, die unter "Asylalzheimer" leide. "Einen solchen zynischen und fremdenfeindlichen Sprachgebrauch habe ich bisher nur im Umfeld rechtsextremer Parteien gefunden", sagte Piening. Zudem verbreite die CDU vorsätzlich falsche Angaben über die Zahl der AsylbewerberInnen im Landkreis. Der habe im Vorjahr nur 294 statt der behaupteten 1053 AsylbewerberInnen aufnehmen müssen.
Die CDU-Fraktion im hessischen Hanau hat
mit den rechtsextremen Republikanern und drei Abweichlern der "Bürger für
Hanau" (BfH) am Montag im Parlament den Doppeletat 2000/2001 durchgesetzt.
Damit kippte sie die Vorlage des Hauptausschusses mit vielen zusätzlichen
sozialpolitischen Ausgaben. Der Grünen-Fraktionschef warf der CDU vor, sie
mache die Rechtsextremen "hof-, salon- und koalitionsfähig". Um
eigene Prestigeprojekte wie das Theater- und Kongresszentrum sowie die gut
dotierte Wirtschaftsförderung durchzusetzen, schrecke sie vor nichts zurück.
Der SPD-Fraktionschef hielt der CDU vor, den Konsens der DemokratInnen (?)
aufgekündigt zu haben. Die neue Mehrheit stehe für höhere Schulden und
"jugendpolitische Ignoranz".
Die CDU sei beim Werben um eine Mehrheit
bei den "Republikanern offenbar auf Meinungsgleichheiten" gestoßen,
begründete indes CDU-Fraktionschef Rolf Frodl die politische Liaison mit den
"Republikanern". Er warf SPD und Grünen "Intoleranz" gegen
die Rechtsextremen vor, weshalb er ablehnte, deren Vertreter von der
SchöffInnen-Kandidatenliste streichen zu lassen. "Republikaner"-Chef
Förster nannte seine Fraktion eine "Verantwortungspartei". Bei der
Abstimmung sei es weder um Posten noch einen Koalitionsvertrag gegangen.
Aus Nordhausen kamen einige merkwürdige
Nachrichten über eine Gruppe, die sich selbst „Deutsches Reich, Freistaat
Preußen“ bezeichnen und als offizielle, also staatliche Gruppe auftreten. in
ihren Vorstellungen ist das Dritte Reich nicht untergegangen, sondern besteht
nach wie vor in den Grenzen von 1937 fort – weil Kriege ja nicht um Territorien
geführt würden, sondern scheinbar aus irgendwelchen anderen Gründen: Ruhm,
Ehre, Mordlust? Jedenfalls sollen die besetzten Gebiete ja nur von Polen und
dem heutigen Rußland nur verwaltet sein; die eigentliche Regierungsgewalt liege
in den Händen einer Exilregierung. Eine Kontaktanschrift besitzt diese im
„Potthaus“ in 47627 Kevelaer. Bisher bekanntester Vertreter ist wohl der Herr
Dr. Oberlercher, Ex-APO, der im Film „Deckname: Dennis“ auch schon einmal eine
„Reichsordnung“ vorstellte, die beispielsweise Rotterdam als „Reichshafen“
einforderte. Und am 9.11.1999 wollte der „Bielefelder Arbeitsausschuß“ von
Horst Mahler in Leipzig drei Entwürfe für eine „Reichsordnung“ in der
Öfentlichkeit vorstellen. „Bei dieser Gelegenheit soll auch der Gedanke der
Reichsstatthalterschaft erörtert werden.“
Nun treten sie also neuerdings auch hier auf. So stellten sie sich selber eine Baugenehmigung aus, beriefen ein Reichsgericht in Berlin-Zehlendorf ein, daß auch schon mal mit der Todesstrafe drohte, nachdem das Bauordnungsamt Nordhausen das Bauvorhaben stoppen wollte und die Baustelle versiegelte. Dennoch wurde weitergebaut, woraufhin die Baugeräte beschlagnahmt wurden. Jetzt wurden die Nazis so dreist, daß sie ins Landratsamt marschierten und handgreiflich wurden. Mittlerweile sind Kriminalpolizei, Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft eingeschaltet – und Thüringen hat einen neuen Nazi-Skandal, denn der „Freistaat Preußen“ kann ja nicht erst seit ein paar Tagen in Nordhausen dort agieren, den Baumaßnahmen und –fortschritten zu urteilen. Nur aufgefallen ist es niemanden zu Zeiten Roewers.
Jenaer Neonazis sind seit Jahren aktiv in die entsprechenden rechtsextremistischen Netzwerke eingebunden und gehen dafür seit vielen Jahren oft und gerne auf Reisen – kein Wunder, schließlich sind sie zu fast 100% arbeitslos und werden dafür auch noch bezahlt.
André Kapke z.B. ist gesehen worden...
...am ...in:
07.04.1999
Coburg
30.04.2000
Kahla
06.05.2000
Blankenhain
08.05.2000
Mellingen
Christian Kapke:
05.04.1999 Görlitz
04.02.2000
Bad Blankenburg
05.02.2000
Halle
29.04.2000
Celle
27.05.2000
Kölleda
03.06.2000
Görlitz
Erklärungen sind relativ leicht zu liefern:
Coburg ist der Sitz der Zeitschrift und des Verlages „Nation Europa“, auch
arbeitet an „Nation Europa“ der THS-Kader Tino Brandt mit, der André Kapke
schon mal seinen Golf SLF-MK 72 bis zur Verschrottung fahren ließ oder aktuell
seinen roten Honda mit Coburger Kennzeichen. Im fränkischen Raum finden ebenso
Wehrsportübungen des THS und anderer neonazistischer Gruppen statt.
In Kahla wohnt der rechtsextremistische
Terrorist und Chef der gleichnamigen Wehrsportgruppe Hoffmann, der in seinen
Häusern(!) jugendliche Nazis wohnen läßt; es ist wohl kein Zufall, daß sich
ausgerechnet in dieser Stadt einen Tag vor dem 1.Mai André Kapke aufhielt. In
Jena selbst wurden am Morgen des 1.Mai 34 Neonazis festgenommen.
Görlitz, an der Grenze zu Polen gelegen,
kommt spekulativ eine besondere Bedeutung zu: Dort könnten sich Nazis relativ
leicht mit Waffen, aber auch mit Drogen eindecken – letztere dürften Christian
Kapke ja gar nicht so unbekannt sein. Er war ja schließlich nicht immer ein
Nazi. Gemerkt hat er aber, nach eigenen Bekunden, noch nie etwas... Grund für
seine Besuche ist wohl aber eher der Umstand, daß er Mitglied der Jungen
Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) und seit neuestem deren Landesvorsitzender in
Thüringen ist. Die JLO, von ihrer Mutterorganisation Landsmannschaft Ostpreußen
wegen allzu deutlicher rechtsextremistischer Umtriebe (und damit eine Gefahr
für deren Finanzierung durch das Bundesinnenministerium) rausgeschmissen, hat
ihren rechtslastigsten Landesverband in Niederschlesien – rund um Görlitz an
der polnischen Grenze...
Der Besuch in Celle schließlich wurde nur
eine Woche später durch die Ankündigung der „Freien Nationalen Jugend Celle“,
ein Konzert mit der neofaschistischen Neo-Folk-Band EICHENLAUB aus Jena zu
veranstalten, offenbar.
Was die restlichen (thüringer) Kleinstädte
betrifft – sie liegen eben in Gegenden mit einem hohen Anteil
rechtsextremistischer Jugendlicher.
André Kapke
ist übrigens seit einiger Zeit bei Animal Peace, einer Gruppe angeblicher
TierrechtlerInnen. Animal Peace hetzte schon mal gegen Autonome
TierschützerInnen oder freute sich über vegetarische Burger bei McDonalds – ein
an sich so offensichtlicher Widerspruch, daß die Blindheit schon sehr groß sein
muß. Nun ja, jetzt ist eben der Kapke auch dort gelandet.
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viel spaß, wenn ihr diese sachen in e-mails oder telefonate einbaut – big brother echelon hört auch euch!