INHALTSVERZEICHNIS
Nazis
demonstrierten in Gera... mal wieder!
Pforzheim: AZ Schlauch bleibt !
Köln: ehemaliges Fitness-Studio besetzt
Münster: Uppenbergschule geräumt
Frankfurt: Vernichtung des Projektgeländes
Michael Barrax nimmt ihren Lauf
Heidelberg: Besetztes Haus geräumt
Aachen: Freisprüche im CDU-Prozeß
Wien: Weitere Demos, verstärkte Repression!
England: Freiheit für Satpal Ram
Frankreich: Erneuter Mordfall im Knast
Hausdurchsuchung bei SKULD RELEASES am 16. 03.
'00
Eberswalde:
Brandanschlag auf Afrikanischen Kulturverein "Palanca e.V."
Wriezen:
Versuchter Mord an Jugendlichem
Berlin:
Massiver Widerstand gegen NPD - Aufmarsch!
Guben:
Diskussion um neuen Gedenkstein für Farid Guendoul
Norderstedt:
Einen DVU-Treffpunkt besetzt ...
Leipzig:
"Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein!
Essen:
Naziaufmarsch am 6.5. verhindern !
Berlin/Hellersdorf:
Naziaufmarsch am 1.Mai geplant
Bad
Blankenburg bei Rudolstadt
Also, einige Monate sind vorbei, und damit
ist es mal wieder Zeit für eine FUTURE. Nur die PessimistInnen können gehofft
haben, daß keine neue FUTURE mehr rumflattert. Pech gehabt.
Wie vielleicht schon bemerkt, nimmt einen
großen Teil des Platzes der Komplex Repression ein. Dieses Thema wird in
Zukunft auch für uns eine immer stärkere Rolle spielen. Gleiches gilt natürlich
für Freiräume! Ferner soll die FUTURE eine Grundlage für Diskussionen über
Theorie und Zukunftsvorstellungen bieten. Seitens der FUTURE wird Anarchismus
bevorzugt, nur damit keine falschen Vorstellungen aufkommen. So, bis bald.
projekt
FUTURE
c/o
Infoladen&Archiv
„Schwarzes Loch“
PF 10
08 41
07708
Jena
oder
the.future.is.unwritten@gmx.net
Diese 20 Seiten sind keine Veröffentlichung
im Sinne des Pressegesetzes. Deshalb gibt’s auch kein VISDP usw. usw.
Zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres
hatte sich die NPD diese Stadt für einen Aufmarsch ausgesucht. Das war kein
Zufall. In keiner anderen thüringischen Großstadt ist es den Nazis möglich,
derart offen aufzutreten, ohne dabei auf nennenswerten Widerstand von Seiten
der Stadt, engagierten BürgerInnen oder lokalen AntifaschistInnen zu stoßen.
Die Nazidominanz in Gera ist in den letzten Jahren offensichtlich
geworden. Denkbar schlecht stellt sich hier die Situation für MigrantInnen,
AntifaschistInnen, Punks, Skater und alle dar, die nicht in das Weltbild der
Nazis passen. Praktisch läuft hier jedeR, der/die sich den Faschisten nicht
anpaßt, Gefahr Opfer rechter Gewalt zu werden.
Offensichtlich sind in Gera auch die
Zusammenhänge zwischen prügelnden Stiefelnazis, der organisierten Skinheadszene
(Blood & Honour) und den parteilich organisierten Kadern. So standen Jörg
Krautheim und Jan Stöckel, beide führende Köpfe in der militanten Kameradschaft
Gera, bei den Landtagswahlen 1999 auf der Landesliste der NPD. Die
Blood&Honour-Szene bringt in Gera vier Skinhead-Bands hervor. 1998 fand in
und um Gera praktisch jeden Monat ein Naziskin-Konzert statt.
Die Stadt scheint offenbar nichts gegen die
Faschisten zu unternehmen. Im Gegenteil: Ein Geraer Antifaschist, der bei der
Veranstaltung zur Reichspogromnacht am 9.11.99 in seinem Redebeitrag unter
anderem die Situation der Flüchtlinge in Deutschland kritisierte, bekam von den
zuständigen Behörden eine Anzeige wegen Verleumdung und Volksverhetzung. In die
Wege geleitet wurde das Verfahren durch Ralf Rauch (parteilos und CDU-nah), dem
Oberbürgermeister von Gera. Die Nazis hingegen können ungestört ihre Propaganda
verbreiten. So wie jetzt gegen das Asylbewerberheim.
Vor der Einrichtung der Sammelunterkunft gab
es schon zwei weitere Objekte, welche aufgrund von „BürgerInnenprotesten“ nicht
bezogen wurden. Seit Bestehen der Sammelunterkunft mußten mehrere Asylbewerber
ihre Wohnungen aufgeben und ins Heim ziehen. Wir solidarisieren uns mit den
Flüchtlingen und fordern, daß sie in einzelnen Wohnungen untergebracht werden,
damit sie menschenwürdig leben können – und das nicht nur in Gera! In
AsylbewerberInnenheimen ist dies nicht mehr möglich - hier werden Menschen
gegen ihren Willen konzentriert untergebracht.
(ganz rechts mit Bart: Andreas Storr; ganz links mit hellem
Mantel: diese Person verkehrt(e) im Umfeld der Burschenschaft Jenensia und war
auch schon 1999 in Gera auf der NPD-Demo; vorne mit Mützen: Jenaer Nazis aus
dem THS, dahinter halb verborgen: Christina Schramm aus Jena)
Die NPD versuchte nun, die Stimmung gegen die
AsylbewerberInnen aufzuheizen. So sollte unter dem Motto “Kein Asylantenheim im
Stadtzentrum von Gera” demonstriert werden. Hauptredner war Holger Apfel,
Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten. Tatsächlich erschienen neben den
Mitgliedern von JN/NPD eine größere Anzahl Freier Kameradschaften und
Blood&Honour-AktivistInnen, so u.a. aus Brandenburg, Essen, Bochum, Kassel,
Coburg, den Niederlanden usw. Der Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Berlin,
Andreas Storr, erreichte Gera in einem PKW aus dem Burgenlandkreis (Region
Naumburg), also gar nicht so weit weg. Außerdem soll er auf der NPD-Demo in
Weimar am 1. Mai 2000 reden. Aus Thüringen traten insbesondere FaschistInnen
aus Erfurt, Weimar (mit Trommel), Jena, Gera und Saalfeld/Rudolstadt (der sog.
„Jungsturm Schwarza“) auf.
Insgesamt
marschierten etwa 5-600 Neonazis auf, darunter erstaunlich viele Frauen. Fahnen
und ausländerInnenfeindliche Parolen waren durch Auflagen verboten, wurden aber
von der sehr nazi-freundlichen Polizei nicht verfolgt. Andernfalls wären statt
15 verhafteter Neonazis bei den Vorkontrollen wegen Tragen
nationalsozialistischer Symbole und Verstöße gegen das Waffengesetz (Einer der
Festgenommenen führte einen selbstgebauten Sprengsatz bei sich.) mehrere
Hundert das Resultat gewesen. Auch der strafbare Kühnengruß wurde nicht
geahndet. Ganz anders die Situation auf der Antifa-Demo: Das Zeigen des
Mittelfingers („Stinkefinger“) führte sofort zur Verhaftung, aus der angeblichen
Personalienfeststellung innerhalb der „versprochenen“ halben Stunde wurden mal
ganz locker eine ED-Mißhandlung und mehrere Stunden. Provokationen von Neonazis
direkt vor dem Polizeigebäude gegen wartende Antifas bewegte die Polizei trotz
Protesten nicht zum Schutz, zu der sie nach eigenen Gesetzen verpflichtet wäre.
Ganz anders wäre die Situation gewesen, wenn Antifas „provoziert“ oder sich gar
gewehrt hätten.
Ebenso konsequent stellte sich die Situation
in den Zügen dar: Züge mit abreisenden Antifas wurden am Hauptbahnhof von Nazis
angegriffen, und die Polizei schritt nur zögerlich ein. Antifas dagegen, die
beispielsweise den tobenden Faschomob fotografieren wollten, wurden mit dem
Schlagstock bedroht. Schließlich „reservierte“ BGS die hinteren Abteile für die
Nazis aus Weimar und Jena, die sich bei Zwischenstopps in Hermsdorf mit
Knüppeln bewaffnen konnten – vor den Augen der Polizei. Auch vor deren Augen
bewarfen die Jenaer Nazis in Jena-Göschwitz, wo sie von Ralf Wohlleben erwartet
wurden, den Zug mit Steinen. Am Jenaer Westbahnhof, wo ein Großteil der Antifas
ausstieg, kehrte sich die Situation um: Der BGS drohte diesen für den Fall, daß
auch nur ein Stein fliegen sollte, daß der Zug sofort angehalten würde und sie
eingriffen. Tatsächlich warfen auch hier wieder die Nazis als Erste mit
Flaschen, Knüpeln und Flugblättern; einer von ihnen fuchtelte mit einem Messer
mit einer etwas 20cm langen Klinge aus dem Fenster. Natürlich wurden diese
Provokationen entsprechend sanktioniert: Geantwortet wurde mit Flaschen und
Steinen, ein Fascho kippte nach einem Treffer an der Stirn rückwärts ins
Abteil.
Noch einmal ein kleiner Rückblick: Am 4.
September 1999 fand die vorletzte Demonstration der NPD in Gera statt. Unter
massivem Polizeischutz marschierten 350 Nazis durch die Stadt. Es gelang auch
hier nicht, den Aufmarsch zu
verhindern. Bürgerliche Kräfte von CDU bis PDS ließen sich auf ein
“Friedensfest” fernab der Nazi-Demoroute vertrösten...
Und auch diesmal erklärte OB Ralf Rauch, ein
Verbot der Nazidemo sei aus rechtlichen Gründen nicht durchsetzbar. Die
Stadtverwaltung erließ daraufhin oben erwähnte Auflagen. (Vgl. OTZ 12.02.00)
Immerhin nahmen an der Gegendemonstration diesmal etwa 1000 Menschen teil,
jedoch kaum aus Gera. In seinem Monatsberichten sprach der Thüringer VS
übrigens davon, daß die Nazis Applaus bekommen hätten – eine Einschätzung, die
von verschiedenen Personen, die die Nazi-Demo beobachteten, absolut nicht
geteilt wird!
Eine Auswahl aus den Nazi-Übergriffen der
letzten Zeit in Gera:
15. Mai 1999: 20 Neonazis überfallen einen
Jugendclub bei Gera. Dabei werden 8 Personen verletzt.
Juli 1999: ein Skinhead versucht, 3
Jugendliche mit seinem Auto zu überfahren
Juli 1999: Neonazis pöbeln Jugendliche
während eines Theaterstücks im Knochenpark an, stoßen sie herum und schlagen
einige. Security-Beamte werden auch angepöbelt und verziehen sich. Polizei läßt
sich nicht blicken.
17.01.2000: Zwei Neonazis betreten den
Jugendclub “Shalom” und greifen einige Gäste unter “Heil Hitler”-Rufen tätlich
an.
Im Oktober `99 wurde das AZ Schlauch wegen
fehlender Sicherheitsvorkehrungen vom Amt für öffentliche Ordnung geschlossen.
Nach Monaten kostspieliger
Renovierungsarbeiten, standen wir vor der nächsten großen Hürde:
Am 31.03.2000 läuft unser Mietvertrag bei der
Stadtbau GmbH aus. Die AWO, bisherige Hauptträgerin, ist nicht bereit, ein
neues Mietverhältnis anzustrengen. Um eineN neueN MieterIn für uns zu gewinnen,
waren wir gezwungen, Kompromisse einzugehen. Mit verbesserter Konzeption und
Organisationsveränderungen war nun der Schlauch-Hilfe-Verein bereit,
Trägerverein zu werden. Wenn wir auch einigen Neuerungen etwas mißtrauisch gegenüberstehen, hielten wir
diese Lösung gegenüber der drohenden
Schließung für die bessere.
Diesbezüglich fand auch vor ca. zwei Monaten
ein Treffen im CDU-Fraktionszimmer statt, bei dem ein Vertreter des
Schlauch-Hilfe-Vereins das neue Konzept vorstellte, und der CDU die Unterlagen
zum Studium überließ. In einem Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 28.01.00
sprach sich die CDU-Fraktion für die Streichung der Gelder für den Schlauch
aus, da unter anderem ein neues Konzept fehle. So scheint die Amnesie-Seuche
der Bundes-CDU bereits ihre Vertreter auf Lokalebene erreicht zu haben...
Doch es kam noch dicker: In der selben Woche
erfuhren wir aus einem weiteren Artikel der PZ vom 02. Februar (Titel:
"Schlauch kommt weg"), daß bereits seit geraumer Zeit eine
Umsiedlung" geplant ist. Die zuständigen Behörden haben zu diesem Thema
bereits "bemerkenswertes Engagement" gezeigt: In den letzten Jahren
wurden so mehrere in Frage kommende Ersatzobjekte auf ihre Tauglichkeit hin
überprüft, wobei natürlich Hauptanliegen war, uns möglichst weit aus der
Innenstadt herauszustoßen. Selbst nach dem besagten Artikel hielt man es nicht
für nötig, uns zu kontaktieren. Man "dachte" wohl, wir brächten das
Geld für die Renovierungsarbeiten ohnehin nicht auf, und sah zu, wie wir uns
abrackerten und uns mehr und mehr verschuldeten. Doch mit derartigen Methoden,
mögen sie auch auf Regierungsebene an der Tagesordnung stehen, lassen wir uns
nicht kleinkriegen!!!
Denn: Schlauch ist wichtig ! (Stand:
14.02.2000)
Seit einiger Zeit hat Köln wieder ein AZ.
Besetzt wurde ein ehemaliges
Fitness-Studio. Am ersten Abend waren so
zwischen 100 und 200 (!!) Leute da.
Hier die Stellungnahme der AZ-Gruppe Köln:
"Köln, du wirst uns nicht mehr
los!"
Unter diesem Motto kämpfen wir seit Sommer
1998 für ein Autonomes Zentrum in Köln.
Nach dem ehemaligen Eichamt in der
Spichernstraße im November 1998, der ehemaligen Außenstelle des Amtes für Stadtentwässerung in der Luxemburger Straße im Februar 1999 und einer
alten leerstehenden Zoohandlung in der
Aachener Straße im Mai / Juni 1999
haben wir jetzt ein Gebäude in der
Venloer Straße besetzt. Dieses Gebäude steht seit mehreren Jahren leer
und wird von niemandem genutzt.
Wozu besetzen wir das Gebäude?
Da das Gebäude offensichtlich von niemandem
gebraucht wird, wollen wir in ihm
unsere Vorstellung von einem Autonomen
Zentrum verwirklichen. Das heißt, es soll zu einem Zentrum werden, in dem sich Menschen frei begegnen können. Freiheit
bedeutet, sich ohne staatliche oder
gesellschaftliche Repression entfalten
zu können. Das bedeutet aber auch, aktiven
Widerstand gegen alle zu leisten, die diese Freiheit anderer nicht
akzeptieren. Formen von Rassismus,
Rechtspopulismus, Sexismus und Intoleranz andersdenkenden, -fühlenden, -aussehenden, -sprechenden Menschen
gegenüber sollen von diesem Ort aus
politisch und kulturell bekämpft werden.
Was ist konkret geplant?
Es wird im Autonomen Zentrum politische und
kulturelle Veranstaltungen aller Art
geben. Vorträge, Planung von Aktionen
und Demos, Kampagnen etc. werden hier genauso
laufen wie Café, Kneipe und Konzerte. Es soll Zufluchtsort für Bands und
Gruppen sein, die sich teure Raummieten
für Proben und Veranstaltungen nicht leisten
können.
Wir hoffen auf Akzeptanz und Unterstützung in
unseren Bemühungen, dem
kommerzialisierten Leben in Köln einen
freieren Ort entgegenzustellen. Wir nutzen dazu Räume, die sowieso
niemand braucht."
Die AZ-Gruppe Köln (Stand: 26.02.2000)
Am Morgen des 10.2.2000 wurde die ehemals
leerstehende Uppenbergschule nach 41tägiger Besetzung geräumt.
Mit einem martialischen Polizeiaufgebot
wurden die 25 anwesenden BesetzerInnen genötigt, das Gebäude zu verlassen. Der
Vertreter der Stadt, Herr Uetz hatte ihnen um 6.00 Uhr mit Anzeige und
Zwangsräumung durch die über 200 anwesenden Polizisten gedroht.
Die BesetzerInnen verhielten sich jedoch
besonnen und verhinderten so eine Eskalation. Eine Vertreterin der
BesetzerInnen meinte dazu: "Wir lassen uns auch zu dieser frühen Stunde
nicht von Schlägertrupps mit Schlagstöcken und Helmen provozieren. Es ist heute
klar geworden, von wem die Gewalt ausgeht."
Als die BesetzerInnen der "Uppe"
gegen 7.10 Uhr das Gebäude verließen, wurden sie von den zahlreichen
UnterstützerInnen mit lautstarkem Applaus empfangen. Gemeinsam zogen die ca.
100 Personen zur Steinfurter Straße, wo sie in einer Spontandemonstration ihrem
Unmut Luft machten. Direkt nach dem Verlassen des Gebäudes durch die
BesetzerInnen wurde von der Stadt mit den Abrissarbeiten begonnen, Fenster
wurden eingeschlagen und Holzplanken aus dem Boden gerissen.
Erst am Vorabend der Räumung wurde der Abriß
der Uppenbergschule vom Rat der Stadt Münster beschlossen. Nur Grüne und PDS
widersetzten sich geschlossen dem Antrag von CDU und SPD. Die Grüne
Ratsfraktion hatte in einem eigenen Antrag gefordert, die Uppenbergschule für
zwei Jahre den BesetzerInnen zur Verfügung zu stellen, da die Aufstellung des
Bebauungsplan eine Nutzung des Geländes nicht vor diesem Zeitpunkt vorsieht.
Statt dessen drohe nun für lange Zeit eine eingezäunte Schutthalde. "Mit
einer schnellen Räumung sollten wohl Fakten geschaffen werden, offenbar hat man
Angst vor einer weiteren Integration eines
freien sozialen und kulturellen Zentrums "Uppenbergschule" im
Kreuzviertel." stellte eine Sprecherin des BesetzerInnenrates fest.
Bestätigung dieser These sahen die
BesetzerInnen auch in dem Verhandlungsverhalten der Stadt. So erschien die
Rechtsdezernentin zu einem vereinbarten Gesprächstermin am 1.2. nicht. Statt
dessen wurde wenige Tage später ein Nachricht mit dem Angebot geschickt, die
über 1000 qm der Uppenbergschule gegen einen 65qm kleinen Raum an der Grevener
Straße einzutauschen. Die Besichtigung bestätigte laut eines Besetzers die
Vermutung, daß "dies kein ernstgemeintes Angebot sein kann".
Trotz dieser Entwicklung wollen die
BesetzerInnen ihr Projekt, ein selbstverwaltetes Zentrum zu errichten,
weiterhin forcieren. In vielfältigen Aktionsformen wollen sie ihr Anliegen auch
in Zukunft publik machen. Zitat einer Besetzerin: "Die Uppe war erst der
Anfang!" (Stand: 11.02.2000)
Am Morgen des 29.02.00 um 630 Uhr nimmt eine
Hundertschaft aus etwa 120 Bullen der Bereitschafts- und Einsatzpolizei den Hof
der Michael Barrax in Frankfurt am Main ein. In ihrer Begleitung befinden sich
die Verantwortlichen aus KEG, NH und BSMF, als auch die vollstreckende
Gerichtsvollzieherin Kirchner. Nach den letzten gescheiterten Zwangsräumungen
vom 10.12.99, 17.01. und 31.01.00 kündigen sich die destruktiven Kräfte diesmal
nicht vorher an.
Nachdem ein Räumfahrzeug der Barrikade ihre
Funktion nimmt und die anwesenden Bauarbeiter der Firma Seipl sowie die
Möbelpacker des Transportunternehmens Kümmel freien Zutritt haben, beginnen
diese damit, mit ihren Lastfahrzeugen das Gelände zu befahren. Parallel dazu
werden die beiden Zufahrtsstraßen Josef-Fenzl-Str. und Windhorststr.
abgesperrt, während ein Bagger beginnt, unsere Ostmauer einzureißen. Um den
ummauerten Eingangsbereich tummeln sich an die 70 Schergen, die
Ausweiskontrollen durchführen und niemandem Zutritt gewähren, der nicht bei uns
gemeldet ist. Mindestens 30 Einsatzwagen, einige Hafttransporter
(prophylaktisch für die potentiell Kriminellen) und ein Sanitätsfahrzeug parken
rund ums Gelände, ein Wasserwerfer steht direkt vor dem Tor und zielt auf die
BewohnerInnen.
Als erstes beginnen die Bauarbeiter damit,
den zentralen Hof, der von unter Naturschutz stehenden, alten Platanen
bestanden ist, einzuzäunen und den Spielplatz der Kinder ohne ersichtlichen
Grund zu zerstören. Die erste Festnahme
erfolgt, als ein Bewohner über den Zaun steigt, um zu seinem Bus zu gelangen,
in dem er lebt. Weil er nicht sofort auf den ausgesprochenen Platzverweis
reagiert, wird er mehrere Stunden in Verwahrung genommen, ohne ein
Anwaltstelefonat durchführen zu dürfen. Er muß eine ED- (erkennungsdienstliche)
Behandlung sich ergehen lassen, obwohl es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit
handelt. Zu den beiden akut betroffenen Häusern gibt es kein Durchkommen mehr,
uns wird untersagt, nach der hochschwangeren Bewohnerin zu sehen, keiner darf
den abgesperrten Raum betreten, Platzverbote werden ausgesprochen.
Bauarbeiter montieren unsere Briefkästen ab
und tragen sie weg, während die BewohnerInnen der Häuser 826 und 827
aufgefordert werden, zügig ihre Habseligkeiten in die bereitstehenden Lkws zu
räumen. Den von uns angerufenen SympathisantInnen und UnterstützerInnen wird
unterdessen von den draußen abgestellten Beamten der Zutritt zum Hof verwehrt,
viele gehen wieder heim, ohne uns helfen zu können. Wir bemerken um etwa 8:30
Uhr, daß die Strom- und Wasserversorgung des gesamten Geländes unterbrochen
ist, dieser Zustand hält bis in die frühen Nachmittagsstunden an, in einigen
Häusern auch länger.
VertreterInnen der Presse, drei Fernsehteams
und ca. 30 SympathisantInnen, die sich durch diverse Tricks auf den Hof begeben
konnten, finden sich auf dem wieder eröffneten militärischen Stützpunkt Michael
Barrax ein. Unser Anwalt, der gegen 10:00 Uhr eintrifft, versucht, die
Gerichtsvollzieherin davon zu überzeugen, daß der angedrohte Abriß des Hauses
827 wegen der noch anhängigen Verhandlung um die Gemeinschaftsräume des WAL
(Verein Wohnen Arbeiten Leben e.V., über den sich die BewohnerInnen selbst
verwalten) womöglich rechtswidrig ist. Bis etwa 14:00 Uhr werden wir in dem
Glauben gelassen, Frau Kirchner sehe dies ein, die angestrengten Verhandlungen
um die 827 erstrecken sich über mehrere Stunden.
Als der Rechtsanwalt der Gegenseite, Herr
Arnoul, um 14:00 Uhr auf der bereits im regen Betrieb florierenden Baustelle eintrifft,
zeigt er ein Urteil des Landgerichts vom 19.02.00 vor, welches bis heute, 10
Tage später, weder uns noch unserem Anwalt zugestellt worden ist. Daraufhin
versucht die Vollstreckerin Kirchner vergeblich, den Wisch einem „Organwalter“
des WAL zu überreichen und wählt dann den Weg in die Offensive, als sie den
Titel in Vereinsräumlichkeiten niederlegen will. Dabei praktizieren sie und die
beteiligten Bullen Sachbeschädigung, bei der vor dem Eingang deponierter
Hausrat zu Bruch geht. Auch vor Hausfriedensbruch schrecken die gut gelaunten
Einsatzkräfte nicht zurück, denn gegen das gestürmte Haus 829 besteht kein
Vollstreckungstitel, es wird legal bewohnt und gemietet. Die BewohnerInnen
nutzen ihr Hausrecht und versuchen, den Zutritt zu verweigern, indem sie sich
vor den Eingang stellen, wobei sie maximal zu viert sind, weil die Exekutive
mit mindestens 20! Mann sofort interveniert. Bei dem entstehenden Angriff auf
die BewohnerInnen wird eine Frau zu Boden geworfen, geschlagen und am Kopf
getreten. Ein Mann, der ihr zu Hilfe kommen will, wird verhaftet, weil der
Prügelknabe simuliert, er habe ihn mit seinem Funkgerät auf den Kopf
geschlagen. Der Helfer wird über acht Stunden festgehalten, auch er wird Opfer
einer ED-Maßnahme, darüber hinaus wird ihm sogar Blut abgenommen!
Weitere Schikanen erfolgen durch einen
Menschen, der sich als Mitarbeiter des Amtes für Staatsschutz vorstellt und
Fotos macht, Leute anquatscht und ausfragt. Einem Bewohner des Hauses 834 wird
eine Summe in Höhe von DM 500,- sowie sofortiger Ersatzwohnraum angeboten, wenn
dieser seine Wohnung räumt. Die 834 ist das nächste Haus auf der schwarzen
Liste der NH respektive des Projektleiters Kaleve, der offensichtlich keine
Mittel scheut.
Während all dies passiert, decken Arbeiter
mit weißen Schutzanzügen und Mundschutz das angeblich asbestverseuchte Dach des
Hauses 826 ab. Weder die Sicherheitsvorkehrungen noch der Umgang mit den
vorgeblich asbesthaltigen Schindeln entspricht den gesetzlichen
Richtlinien. Die BewohnerInnen des
Hauses haben – wenn das Argument Asbestverseuchung faktisch richtig ist –
jahrelang in kontaminierten Räumlichkeiten gelebt, was keinen der
Entscheidungsträger je interessiert hätte. Jetzt, wo ein schneller Abriß wegen
„Gesundheitsgefährdung“ gerechtfertigt werden soll, sind diejenigen sehr
besorgt um uns, die jahrelang Miete für die verseuchten Räume kassiert haben
und denen es nichts ausmacht, eine Hochschwangere und eine Mutter mit Kleinkind
aus ihren Wohnungen zu vertreiben und durch den Abriß zweier Häuser fast zehn
Menschen obdachlos zu machen.
Nachdem die Dachschindeln dilettantisch
entfernt worden sind, erscheint eine Sondereinheit aus etwa 20 Bullen im
Kampfanzug, die sich demonstrativ in einer Kette um den Bauzaun postieren.
Trotzdem wir der Räumungsfetischistin Kirchner einen schriftlichen Einspruch
unseres RA gegen das Urteil des LG vorlegen, ignoriert diese die Tatsache und
schafft Fakten, indem sie den Abriß beider Häuser genehmigt. Um ca. 17:00 Uhr
beginnen die Bauarbeiter, die Häuser zu zerstören, die Bagger fressen sich
durch die über 70 Jahre alten Gemäuer, die nach einem Gutachten von 1993 als
„denkmalschutzwürdig“ erachtet wurden.
U N
S E R E B
I L A N Z:
Das brutale Vorgehen der Entscheidungsträger
aus KEG und NH und deren Vollstrecker am 29.02.00 hat uns und der Stadt
Frankfurt folgende Konsequenzen
gebracht:
- durch den Abriß zweier Häuser haben acht
Erwachsene und zwei Kinder (eines noch ungeboren) ihre Wohnungen verloren und
sind vorerst obdachlos,
- den
Verlust der Gemeinschaft, zu der die BewohnerInnen der beiden Häuser
zusammengewachsen sind,
- die Zerstörung eines selbstbestimmten
Lebensraumes, in dem in den letzten Jahren Lernprozesse stattfinden konnten,
die in der anonymisierten Mainstream-Gesellschaft unmöglich wären und in die
auch die BewohnerInnen der Nachbarschaft involviert sind,
- die Zerschlagung einer Gemeinschaft, die
sich momentan aus Menschen zusammensetzt, die durch ihre existentielle
Bedrohung extremen psychischen
Belastungen ausgesetzt sind,
- eine katastrophale Wohn-, Lebens- und
Arbeitssituation, die von der permanenten Präsenz der Bauarbeiter und ihrer
Gerätschaften auf unserem Hof, der jetzt zur Dauerbaustelle mutiert,
- eine erhebliche Beschränkung der freien
Entfaltung und der Entwicklung der Kinder und Erwachsenen, die u. a. durch den
Geräuschpegel der Baustelle, die von den frühen Morgen- bis in die späten
Nachtstunden in Betrieb ist, die Einzäunung unseres Hofes und die mutwillige
Zerstörung des Kinderspielplatzes ausgelöst wird,
- die Vernichtung unserer Perspektiven, in
deren Umsetzung wir viel Zeit und Geld investiert haben und die wir nun
teilweise aufgeben müssen,
- die Gefährdung der unter Naturschutz
stehenden, sehr alten Platanen, über deren Wurzeln jetzt die Bagger rollen,
- zwei Anzeigen und zwei Festnahmen,
-
Sachbeschädigung am Eigentum der BewohnerInnen,
- die
Reduktion kultureller, integrativer und sozialer Initiativen und Angebote für
die Stadt Frankfurt,
- und
viele persönliche Konsequenzen mehr.
...trotz alledem... - wir machen weiter!!!
Am Mittwoch, den 01.03.00 haben wir einen
spontanen Demonstrationszug durch die Innenstadt Frankfurts initiiert, unser
Ziel war das Stadtparlament, vor dem sich die etwa 20 DemonstrantInnen
versammelt haben. Dabei wurden Flugblätter verteilt, Musik gehört und
Unterschriftenlisten
ZUSAMMEN KÄMPFEN GEGEN DIE REDUKTION
AUTONOMER SOZIALER UND KULTURELLER ORGANISATIONSFORMEN und FÜR DEN ERHALT
SELBSTBESTIMMTER LEBENSRÄUME ! (Stand: 14.03.2000)
Das erst in der Nacht zum Samstag vom
"unabhängigen Komittee Kein Tag ohne Autonomes Zentrum" besetzte
Gebäude ist bereits am Sonntag Mittag von der Polizei gewaltsam geräumt worden.
Die Bahn AG, Besitzerin des Gebäudes, hatte
einen Strafantrag gestellt, der trotz anderslautender Versicherungen von der
Polizei sofort verfolgt wurde. Alle Verhafteten kamen bis zum Abend wieder
frei.
In der Innenstadt gab es eine spontane
Demonstration. (Stand: 7.02.2000)
Verurteilt wurde ein Mensch, weil er angeblich versucht hatte, mit
seinem PKW André Kapke, Jenas dickster Neonazi, zu überfahren. So soll er 16
mal auf ihn zu gefahren sein, auch über die Gegenfahrbahn. Und auf ihn
geschossen haben, sollte er auch. Auch wenn insbesondere letzter Vorwurf, die
Schüsse betreffend, von AnwohnerInnen nicht bestätigt werden konnte, folgte das
Gericht den Ausführungen eines notorischen Lügners. In seinem Urteilsspruch
setzte das Gericht eine Haftstrafe von 18 Monaten zu 3 Jahren Bewährung aus.
Anders dagegen ein weiterer Fall mit André
Kapke als Zeugen: Er beschuldigte u.a. den obigen Antifa sowie weitere teils
ihm bekannte, teils unbekannte Antifas, ihn und einige seiner Kameraden bedroht
zu haben. Eine „zufällig“ anwesende halbe Hundertschaft nahm daraufhin im
Beisein Kapkes zwei Personen fest. Ein eingeleitetes Verfahren wurde dann kurz
vor dem angesetzten Gerichtstermin doch noch eingestellt.
Ein weiteres Verfahren gegen einen Antifa
wurde eingestellt: Ihm wurde Sachbeschädigung und gefährlicher Eingriff in den
Straßenverkehr vorgeworfen. Er soll einen (fahrenden) Bus der faschistischen
DVU mit Steinen beworfen haben. Glücklicherweise erwiesen sich die
schwerwiegenden Anschuldigungen als haltlos.
Im ersten von zwei Prozessen wegen der
rassistischen Unterschriftenkampagne der CDU kam es am 24.03.2000 zu folgendem
Ergebnis: Ein Jugendlicher wurde wegen Beleidigung gegen die CDU, Widerstand
gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung an einem Beamten zu 50
Arbeitsstunden verurteilt. Auf Grund des relativ geringen Strafmaßes angesichts
der Schwere der Vorwürfe und der Vielzahl der ZeugInnen – drei CDUlerInnen und
vier BullETTen kann die Richterin den ZeugInnen der Staatsanwaltschaft nicht
gerade viel Vertrauen entgegengebracht haben...
Aus den Äußerungen der anwesenden CDUlerInnen
einerseits und einem Urteil des Landgerichts Gera (dies war nötig geworden,
weil das Amtsgericht Jena eine Verschiebung ablehnte, obwohl die Verteidigung
aus terminlichen Gründen bat und statt dessen mitteilen ließ, eine Verteidigung
sei ja wohl nicht notwendig) bezüglich des zweiten Prozesses andererseits, wird
das Bemühen von Staatsanwaltschaft und CDU deutlich sichtbar, einen angeblichen
Rädelsführer zu präsentieren. Als quasi antifaschistisches Multitalent soll der
zweite Beschuldigte mehr oder weniger gleichzeitig Unterschriftenlisten geklaut
und weiter weg versteckt haben, Schneebälle geworfen, Parolen geschrien,
beleidigt und diskutiert haben, während er „nebenbei“ wiederum im
Hinter(Unter?!)grund die tobende Menge aufgewiegelt hat. Die Staatsanwaltschaft
warf ihm vor, die CDU mit Parolen wie „NAZIES (oh ja, und wie – aber in eurem
Kopf!)! DAS IST HIER EIN FASCHISTISCHES VORGEHEN!“ beleidigt zu haben. Den
Vorwurf des Rassismus gehen sie dagegen nur ungern an. Zwar wandte sich die
Kandidatin der CDU für den Posten der Oberbürgermeisterin an die Presse ob
ihrer angeblichen Verfolgung durch die bösen Antifas vor einem Jahr, aber die
neueste Dummheit von Ex-Bildungsminister und – natürlich – CDU-Mitglied
Rüttgers zum Thema „Green Card“ bringt nicht nur der krisengeschüttelteten CDU
keine Punkte, sondern im Gegenteil u.a. folgende Kritik ein: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD), Manfred Kock, verurteilte die von Rüttgers geplante
Postkartenaktion gegen die Green Card im Saarländischen Rundfunk mit den
Worten: «Die Verknüpfung von Wahlkampf und solchen fremdenfeindlichen,
populistischen Kampagnen, die ist unsäglich und darf nicht sein». Oder: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident
Wolfgang Clement verglich die Postkartenaktion der CDU mit ausländerfeindlichen
Aktionen des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider. Der SPD-Politiker
sprach am Sonntag im Deutschlandfunk von «erbärmlichem Opportunismus». Dagegen
soll die CDU mal klagen, hier wird sie von ganz oben als rassistisch
bezeichnet. Interessant wird hier wieder das Verhalten der Ost-CDU: Angela
Merkel, Kohls Nachfolgerin an der Parteispitze und Ostfrau wie OB-Kandidatin
Hübscher oder letztes Jahr die Beleidigte und Anzeigenerstatterin Ruth König
aus Jena. Wenn es der CDU mal nicht so toll geht im Wahlkampf (letztes Jahr
Hessen, dieses Jahr NRW), dann greift die CDU tief in die braune Kiste
völkischer und rassistischer Vorurteile. So schnell möchte sie vergessen
machen, daß sie einem Konstrukt ähnelt, welches sie selber zur permanenten
Bedrohung für die „FDGO (Freiheitlich-Demokratische GrundOrdnung)“ auserkor:
die Organisierte Kriminaltät. Nur wars diesmal nicht die „Russenmafia“, sondern
der Deutsche Schäferhund unter den Parteien. Auch in Jena ist die CDU im Sumpf
von Korruption und Betrug verstrickt, wenn der „Spiegel“ nicht gelogen hat:
Eine schlappe halbe Million (540.000 DM plus einige Tausend DM Gebühren) sparte
die hiesige CDU, als sie statt 710.000 DM nur 170.000 DM für ihr schnuckeliges
Parteigebäude im Citygebiet von der Stadt erwarb. Sollten diese Vorwürfe
stimmen, und das werden sie, sonst hätte die fixe CDU Jena schon geklagt, so
hat die Organisierte Kriminalität endlich in Jena Einzug gehalten – und die CDU
könnte doch endlich mal die komplette Videoüberwachung des Saale-Holzkopfland-Kreises
einschließlich Jenas fordern. Wir akzeptieren natürlich auch dankend einen
solchen Vorschlag seitens der SPD, vorausgesetzt, diese fordert die Überwachung
besonders der Waschanlagen, um endlich die CDU mal „live“ überführen zu können.
Oder den Vorschlag der BündnisGrünen, die Überwachenden zu überwachen, worauf
auch die PDS endlich einen eigenen Vorschlag machen kann, welcher nicht nur die
Überwachung aller ÜberwacherInnen vorsieht, sondern auch Arbeitsplätze schaffen
könnte. Die restlichen Parteien zwischen NPD-FDP-DKP-MLPDusw. können dann nur
noch fordern, daß die dringend notwendigen Arbeitsplätze hier oder dort
entstehen, aber immer eben in Deutschland!. Schließlich sollen ja einige auch
mal arbeiten, bevor sie endlich wieder in Ruhe ihre viel zu hohen
Sozialhilfesätze oder ähnliches verprassen... Und während dann BIG SISTER CDU
dann endlich wieder zu einem Wahlsieg ansetzen kann, finden sich bestimmt ein
paar neue SpenderInnen, die auf eine „geistig-moralische Wende“ (H.Kohl 1982)
in Richtung schwarz-braunen Sumpf á la Österreich setzen.
Aber – so geht es doch auch:
Im Prozeß wegen der Besetzung der Aachener
CDU-Fraktionsbüros im Januar 1999 aus Protest gegen die rassistische Unterschriftensammlung
gegen die Teileinführung der Doppelten StaatsbürgerInnenschaft sind am Mittwoch
alle drei Angeklagten freigesprochen worden. Es war nicht nachzuweisen, ob sie
sich tatsächlich an der Besetzung beteiligt haben.
Mit andauerndem Gelächter quittierten die ca.
30 UnterstützerInnen der Angeklagten die Aussagen von vier CDU-MitarbeiterInnen
(inkl. örtlicher Prominenz) und drei Bullen. Im wesentlichen ging es um das
Outfit der Beteiligten und die Frage, wer wann wo einen Hund dabei gehabt hätte.
Alle CDU-ZeugInnen wähnten sich zwar in der Lage, sowohl die BesetzerInnen als
auch die später von den Bullen eingekesselten Menschen als ein- und dieselbe
Personengruppe zu identifizieren - mit einzelnen Personen fiel ihnen das aber
um so schwerer, da „die Linken ja alle irgendwie ähnlich aussehen". Für
die Bullen war klar, daß die „Gruppe aus dem linken Spektrum, also die
Autonomen" die TäterInnen sein mußten, weil „das war so als Gruppe ganz
deutlich zu erkennen, daß die nichts Gutes im Schilde führten". Einer der
Bullen wußte noch zu ergänzen, daß ihm nicht so genau aufgefallen sei, wie
viele der Verdächtigen mit einem Hund unterwegs gewesen seien - aber es sei „in
diesen Kreise halt üblich, Hunde mit sich zu führen". Usw...
Obwohl die ZeugInnen von der CDU sich an sehr
verschiedene Personen aus der BesetzerInnengruppe erinnern konnten (je nach
Haustier, Haarlänge und Haltung), die als größtes, gemeinsames Vielfaches
eindeutig auf zwei Männer und eine Frau hinausliefen, machte der
verantwortliche Bulle daraus im Vernehmungsprotokoll zwei Frauen und einen Mann
- die späteren Angeklagten. Mit diesem Widerspruch konfrontiert, berief der
Bulle sich auf seine schlechte Erinnerung wegen der langen Zeit, die
verstrichen sei (von der Besetzung bis zur Vernehmung waren das genau 20
Stunden...) – und darauf, daß ja der Staatsschutz die eigentlichen Ermittlungen
übernommen habe. Der hatte zwar keinen Zeugen aufgeboten, aber unsere
Einschätzung, daß es primär darum ging, bestimmte Personen in ihrem politischen
Engagement einzuschüchtern, sehen wir erstaunlich offen bestätigt.
Am Ende sah sogar der Staatsanwalt keine
andere Möglichkeit, als Freispruch mangels Beweisen zu fordern. Sichtlich
getroffen von zahlreichen Vorwürfen der VerteidigerInnen betonte er allerdings,
es habe sich dennoch um eine Straftat mit erheblicher krimineller
Energieleistung gehandelt – um politische Motive gehe es hierbei nicht - und
außerdem sähe die Gegenseite alles wohl anders, wenn es sich z.B. um eine
Besetzung irgendwelcher SPD-Büros durch Rechte gehandelt hätte...
Während die Angeklagten es vorzogen, den
Prozeß schweigend zu genießen - und nebenher eben auszusehen, wie Linke nun mal
aussehen - verzichtete auch die Verteidigung auf die wohl nötige Aufklärung des
- sehr jungen - Staatsanwalts über Totalitarismustheorien. Statt dessen fragte
sie sich, wie es wohl überhaupt zu diesem Verfahren gekommen sei.
„Wie
will ausgerechnet die CDU glaubhafte Sorge um Recht und Ordnung zeigen?"
„Während die Justiz klagt, daß sie überlastet sei, ermittelt die
Staatsanwaltschaft trotz stümperhafter Anfängerfehler der Polizei."
„Interessanter Anschauungsunterricht, wie der Staat bei politischem
Engagement verfährt" „Es hat bloßer
politischer Verfolgungswille geherrscht. Devise: Wer die falsche Kleidung hat,
ist dran." Mit diesen Statements faßte die Verteidigung den Eindruck
zusammen, den dieser dreistündige Prozeß bei allen ZuschauerInnen hinterließ
(selbst der Richter grinste die meiste Zeit vor sich hin...) - vor allem die
Motive hinter den offensichtlich von den Bullen gefälschten ZeugInnenaussagen
blieben ungeklärt.
Ergebnisse:
1. Wäre es anders gelaufen, wären nicht zum
ersten mal Menschen nur aufgrund eines Verdachts, einer politischen
Verfolgungsabsicht oder ihres Äußeren Erscheinungsbildes - aber ohne Beweise -
verurteilt worden. Es hat sich aber auch gezeigt, daß entschlossenes und
offensives Auftreten gegen die Staatsschutzangriffe durchaus erfolgreich sein
kann.
2. Die Staatskasse verbucht nach
Presseberichten ein fettes Minus von 5000 DM.
3. Die Presseresonanz fiel trotz bescheidener
Arbeit im Vorfeld sehr gut aus.
RASSISMUS BEKÄMPFEN!!!
STAATSSCHUTZANGRIFFE ZURÜCKSCHLAGEN!!!
DIE LETZTE SCHLACHT GEWINNEN WIR!!!
Aachen, im März 2000
Während die Proteste gegen die
FPÖ/ÖVP-Regierung nicht abreißen, setzt der Staat alles daran, den
linksradikalen Teil des Widerstandes zu kriminalisieren. Erste konkrete
Schritte wurden von der Polizei eingeleitet. Nach der Großdemonstration vom 19.
Februar, an der fast 300.000 Menschen teilnahmen, setzte es am Donnerstag, dem
24. Februar die nächste, an der sich über 12.000 Personen beteiligten. Die Demo
ging, wie die anderen zuvor, durch verschiedene Bezirke, auch diesmal mit Jubel
aus Fenstern und Gasthäusern begleitet. Unter dem Motto Volkstanz findet jetzt
auch jeden Samstag auf der Ringstraße ein Protestzug, begleitet von DJs statt.
So auf die Art: Wir gehen erst, wenn
ihr geht.
Am Montag ist Jörg Haider als Parteichef
zurückgetreten, auch der Justizminister warf das Handtuch. Das bedeutet aber
keinesfalls eine Entspannung der Situation: Haider setzt weiter darauf,
Bundeskanzler zu werden, und zieht noch immer im Hintergrund die Fäden. Der
Opernball fiel heuer auf die Donnerstagsdemo, die dadurch zur Opernballdemo
mutierte. Die Medien griffen das Thema gern auf, und verfielen in eine
gnadenlose Hetze gegen die radikale Linke und wärmte die Geschichten der
turbulenten Opernballdemos Ende der 80er Jahre auf. Die TeilnehmerInnen wollten
den Medien und der Polizei aber keinesfalls den Gefallen tun, und deren
Erwartungen von “randalierenden Autonomen" erfüllen. So wurde dies als
antifaschistischer Karneval angemeldet, um die Regierung und ihren Provinzball
auszulachen. Dazu fanden sich ca. 16.000 Menschen ein, bunt verkleidet, laut,
fröhlich und gehässig. Die Polizei konnte keinen ersichtlichen Grund zum
Einschreiten finden, wurde sie doch maximal mit Konfetti und Papierschlangen
beworfen.
Trotzdem verprügelte sie bei Gelegenheit immer
wieder vereinzelte DemonstrantInnen. Es waren auch viele (laut Polizei 200 in
der Demo) Zivilbullen unterwegs, teilweise vermummt und mit Lederjacken. Genau
diese haben nach der Demonstration 4 Leute mit vorgehaltener Dienstwaffe
(Pistole) aus einem Taxi gezerrt. 2 wurden festgenommen, und in U-Haft
überstellt. Ihnen wird vorgeworfen: Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, und
Widerstand gegen die Staatsgewalt. Ferner werden sie als Rädelsführer
bezeichnet. Die Medien wollen sie gar als den harten Kern der Autonomen Szene
hinstellen. Dasselbe versuchen sie auch einer anderen Frau vorzuwerfen, die
kurz zuvor brutal festgenommen wurde. Was diese 3 Menschen gemeinsam haben,
ist, daß sie sich gegen diese Regierung und gegen den Rassismus engagiert
haben. Und weil sie zur radikalen Linken gehören, sollen sie kriminalisiert
werden. Alles, was die Polizei hat, ist ein Konstrukt, das wohl so merkwürdig
ist, daß sie es der Öffentlichkeit vorenthält. Der bürgerliche Teil des
Widerstandes schweigt bis jetzt...
Im November 1986, aß Satpal in einem
Restaurant in Birmingham (England), als er plötzlich rassistisch beschimpft
wurde von einer sechsköpfigen Gruppe weißer Leute. Einer von denen zerschlug
ein Glas und griff Satpal damit an. Letzterer wurde ins Gesicht gestochen und
schaffte es irgendwie seinen Angreifer abzuwehren, wurde dabei aber wiederum in
Gesicht und Arme gestochen. Um sein Leben fürchtend und in einer Lage ohne
Fluchtmöglichkeiten, versuchte Satpal sich mit einem kleinen Messer zu
verteidigen, welches er bei seiner Arbeit benutzte. Satpal und sein Angreifer
wurden kurze Zeit später ins Krankenhaus eingeliefert, wo Satpals Verwundungen
genäht werden mußten. Sein Angreifer hingegen verweigerte die medizinische
Behandlung und verstarb kurze Zeit später im Spital. Satpal wurde daraufhin des
Mordes angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Anwalt hatte ihn
davor nur ein einziges Mal besuchen dürfen (für ganze 40 Minuten). Außerdem
hielt der Richter es nicht für angebracht ÜbersetzerInnen kommen zu lassen,
obschon die Kellner des Lokals nur Bengali sprachen, aber äußerst wichtige
Zeugen in diesem Prozeß waren. So wurde Satpal von einer rein weißen Jury für
schuldig bekannt. Mittlerweile sitzt Satpal seit 13 Jahren im Knast, nur weil
er sich gegen eine rassistische Attacke gewehrt hat. Am 12. Dezember 1997 wurde
Satpals Anhörung auf frühzeitige Entlassung verworfen. Lord Lane, der oberste
Chef der Justiz, hatte Satpals Haftdauer auf 10 Jahre beschränkt, diese Zeit
ist jedoch längst überschritten und Satpal sitzt immer noch hinter Gittern.
Zusätzlich wurde Satpal 59 Mal von einem Knast in den anderen verlegt, was auch
die Solidarität mit ihm erschwert, da seine Adresse tagtäglich ändern kann.
Dabei liegt die durchschnittliche Verlegungszahl in England bei 6 Mal. Satpal
wurde viele Monate in Isolationshaft gehalten, erlitt physische und psychische
"Folter" und wurde sogar fast zu Tode gehungert. Darüber hinaus ist
er ständigen rassistischen Angriffen und Beschimpfungen ausgesetzt, sowohl
durch die Wärter als auch durch faschistische Gefangene.
Satpal Ram
E94164
HMP Frankland
Brasside
Durham DH1 5YD
England
Wer per e-mail eine Nachricht an Satpal
schicken möchte kann dies unter nachfolgender Adresse tun. Die e-mails werden
zweimal pro Woche an Satpal weitergeleitet: FreeSatpalRam@ncadc.demon.co.uk
Am 8. Februar 2000 wurde ZAMANI DERNI tot in
seiner Zelle im Gefängnis von Nantes aufgefunden. Eine zuständige Person des
Gefängnisses überbrachte die Nachricht der Schwester von Zamani per Telefon,
und teilte ihr mit, daß ihr Bruder sich erhängt hätte. Der Hals des Opfer trug
lediglich eine kurze Kratzspur. Wohingegen sein Kopf mehrere Anzeichen von
Schlägen aufwies, und andere Körperteile wie Achselhöhlen, Knöcheln, Hüften, Knien und Beinen von
Platzwunden übersät waren.
Der Leichnam von Zamani wird der Familie,
auch auf mehrmaliges Bestehen, erst nach 72 Stunden gezeigt. Die
Gefängnisleitung weicht den Fragen der Familie aus, und sieht sich dann
schlußendlich der Beweise ausgesetzt und behauptet eine Woche später, daß
Zamani seinen Kopf gegen die Wände gehaut hätte. Zamani (am 21. Februar 1975)
geboren und Vater eines Kindes, soll Selbstmord begangen haben, obschon er
"nur" noch einen einzigen Monat vor seiner Entlassung stand?
Angesichts der recht eindeutigen Beweislage doch sehr zweifelhaft. In
Frankreich sind bis dato mehr als 140 solcher Mordfälle bekannt.
Am 16.03. fand bei SKULD RELEASES unter dem
Vorwurf der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole (§86aAbs.1Nr.2StGB), das
widerrechtliche Verwenden von geschützten Markenzeichen (§143 MarkenG) und dem Verdacht der
Steuerhinterziehung (§ 370Abs.1Nr.1AO) eine Hausdurchsuchung statt.
Die Vorgeschichte dazu ist, daß eine
Lieferung aus den USA gründlich gefilzt
und dabei die 'DOOM - POLICE BASTARD'-7' von der Zollfahndung an den
Verfassungsschutz weitergereicht wurde. Weiterhin wurde beanstandet, daß die
Band 'ARMISTICE' einen Bären als Logo hat, der 'Winnie the Pooh'sehen soll.
Walt-Disney-Deutschland hat inzwischen eine Anzeige gegen SKULD RELEASES
erstattet (§143 MarkenG). Der Vorwurf der Steuerhinterziehungberuht darauf, daß
lt. Zollrechnung Waren im Wert von US$ 195.30 nicht deklariert wurden (die
Einfuhrsteuer darauf beträgt ca. 30DM). Auf diesen Grundlagen wurde ein
Durchsuchungsbefehl erwirkt und richterlich bestätigt. Bei der 4stündigen
Durchsuchung selbst wurde alles sichergestellt, was im entferntesten mit oben
genannten Vorwürfen in Zusammenhang gebracht werden konnte. Es wurden bspw.
Ausgangsrechnungen von Januar '98 bis Februar 00, Teile der Buchhaltung und
Schallplatten, die hauptsächlich mit zerschlagenen Hakenkreuzen verziert waren
oder deren Verwendung einen eindeutigen antifaschistischen Kontext hatten,
sichergestellt. Es wurde zum wiederholten Male das rechtliche Instrumentarium
des Staates, um gegen rechte Strukturen vorzugehen, gegen AntifaschistInnen
angewendet, was auch von den ermittelnden Beamten bestätigt wurde. Aber Gesetz
ist Gesetz, „MAN“ hat ja die deutsche Pflicht, gegen böse Nazisymbole etwas zu
unternehmen, egal in welchem Zusammenhang sie verwendet werden. Somit wurde
bewußt eine Begriffsverdrehung vorgenommen, die ihnen auch noch die moralische
Rechtfertigung bietet, gegen linke Politik vorgehen zu können. Diese
Sicherstellung hatte nur das eine Ziel: antifaschistische Musikgruppen,
ProduzentInnen, HerstellerInnen, Vertriebe & KonsumentInnen, kurz: linke,
antifaschistische (Punk)Strukturen zu durchleuchten und einen erneuten
Kriminalisierungsversuch gegen eine antifaschistische Gegenkultur zu
unternehmen.
DABEI GEHT ES NICHT VORNEHMLICH UM SKULD
RELEASES SELBST, SONDERN SKULDRELEASES STEHT IN DIESEM MOMENT NUR
STELLVERTRETEND FÜR JEDEN, DER NOCHFÜR
ANTIFASCHISTISCHE IDEALE EINSTEHT! SIE KOMMEN NUR SOWEIT, WIE WIR BEREIT SIND
SIE ZU LASSEN. KEINE ZENSUR! - KEINE KRIMINALISIERUNG!
Am
26.02.2000 demonstrierten unter Federführung der "Interessengemeinschaft
Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands e.V" (IWG) in Erfurt ca. 500 Personen
eines sehr breiten braunen Spektrums aller Schattierungen. Für den 25.03 war
eine Demonstration in Dresden und für den 29.04. in Jena angekündigt.
Mittlerweile hat die IWG bekanntgegeben, alle weiteren geplanten
Demonstrationen, also auch die für Jena geplante, in Dresden durchzuführen.
Dabei kamen am 25.03. nur ca. 50 Nazis und runde 250 Antifas.
Hinter
der wenig bekannten IWG verbirgt sich offenbar ein Bündnis revanchistischer und
revisionistischer Gruppen und Vertriebenenorganisationen. Der
Demonstrationsaufruf von Erfurt war von etlichen im rechten Spektrum
einschlägig bekannten Personen und Gruppierungen unterzeichnet. Enge Beziehungen der IWG bestehen augenscheinlich
u.a. zu: "Deutsche Liga für Volk und Heimat", "Sudentendeutsche
Landsmannschaft", "Deutsche Gildenschaft",
"Witiko-Bund", "Bund für Gesamtdeutschland", "Bündnis
für Deutschland", "Bund der Vertriebenen", "Gesellschaft
für freie Publizistik".
Vorsitzender
der IWG ist der Pleinfelder Georg Paletta, 1993 noch im Landesvorstand des
revanchistischen "Bund für Gesamtdeutschland" aktiv, zweiter
Vorsitzender ist Klaus Peter Seifert, ein ehemaliges Mitglied der
"Republikaner". Die guten Kontakte der IWG ins offen neofaschistische
Lager dokumentierte die für die Erfurter Demo angegebene Kontaktnummer, bei der
weitere Informationen erfragt werden konnten. Sie gehörte zum
rechtsextremistischen "Lübecker Bündnis Rechts".
In der Nacht zum 21.03.2000 ist der
Afrikanische Kulturverein "Palanca e.V." bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, das es sich um
Brandstiftung handelt.- Es wurden zwar kein Brandbeschleuniger wie z.B. Benzin
gefunden, aber die Möbel wurden umgestoßen und die Fenster waren eingeschlagen.
Die Polizei ermittelt weiter, ist sich aber
noch nicht sicher, ob es sich um eine politisch motivierte Gewalttat handelt,
oder ob ein Einbruchsdiebstahl gehandelt hat, bei dem die Täter ihre Spuren
verwischen wollten. Zu holen gab es nichts, da der Verein nicht gerade
wohlhabend war und die einzigen Wertgegenstände, wie Fernseher und
Videorecorder, mit verbrannten.
Am Freitag, 10.03.2000, wurde in
Wriezen/Brandenburg ein 14jähriger Jugendlicher von einer Gruppe Neonazis
angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Er erlitt u. a. einen Lungenriß,
schwere Knochenbrüche und Prellungen. Diese klar politisch motivierte Tat wird
in Wriezen heruntergespielt und verharmlost.
Am 12.3. ist es wieder einmal gelungen -
militanter Widerstand versperrte dem NPD-Aufzug wenigstens kurzfristig die
Demonstrationsroute. In Berlin Kreuzberg sorgten einige hundert Autonome dafür,
daß die NPD auf eine andere Route umschwenken mußte. Schon bevor sich der
braune Mob losbewegte, sorgten aktive Antifaschisten für die unplanmäßige
Routenänderung. Zur gleichen Zeit versammelten sich 1000 - 2000 Antifaschisten
am Rosa-Luxemburg-Platz. Am Pariser Platz fanden sich nur wenige Menschen ein,
erst als die Antifa-Demonstration ankam wurde die Stimmung am Brandenburger Tor
besser.
An der Demonstration der NPD beteiligten sich
400 Personen, unter anderem waren organisierend dabei der NPD-Vorsitzende Udo
Voigt, Holger Apfel, der Berliner NPD-Vorsitzende Andreas Storr, Klaus Beier,
der Hamburger Nazikader Christian Worch, der Berliner Nazikader Oliver
Schweigert, Jörg Hähnel/JN, der Naziterrorist Peter Naumann und weitere
bekannte Nazikader. Die Kameradschaft Gera fiel durch ein auffälliges
Stocktransparent auf – eben jenes, welches sie seit einiger Zeit auf allen
Demonstrationen Gassi führt und mit antifaschistischem Symbol daherkommt; auch
der Hamburger Sturm war mal wieder am Start. Einige KameradInnen mußten wegen
der Wurfgeschosse Blessuren mit auf die Heimfahrt nehmen, andere konnten erst
gar nicht zur Demo [circa 10 Festnahmen].
In der Nacht zum 13. Februar 1999 starb in Guben
der algerische Asylsuchende Farid Guendoul, nachdem er sich in Panik vor einer
Gruppe Rechtsradikaler in einem Hauseingang in Sicherheit bringen wollte und
sich dabei schwer verletzte.
Die Antifa Guben setzte im Sommer 1999 zur
Erinnerung an diese Tat in unmittelbarer Nähe des Hauses eine Gedenkplatte.
Diese wurde in der Folgezeit unzählige Male geschändet und in der
Silversternacht irreparabel zerstört. Eine neu angebrachte Gedenktafel wurde
nur 3 Wochen nach ihrer Einweihung, in der Nacht vom 3. zum 4. März 2000
gestohlen.
Das Gubener Forum gegen Gewalt und
Fremdenfeindlichkeit, an dem VertreterInnen verschiedener Parteien, Vereine und
anderer Institutionen teilhaben, setzte sich daraufhin zusammen, um eine neue
Inschrift vorzuschlagen: "Farid Guendoul (28 Jahre), verblutet am 13.
Februar 1999. Mahnmal gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen
Gewalt. Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Diese neue Inschrift verwischt die Tatsachen
und das Geschehen in dieser Nacht. Wie auch in dem seit Juni 1999
stattfindenden Prozeß gegen 11 der mutmaßlichen Täter vor dem Cottbuser
Landgericht, wird hier versucht, die Täter und ihre Motivation außen vor zu
lassen. Die Inschrift läßt offen, wie Farid Guendoul starb. Er
"verblutete". Warum? Angesichts der Tatsache, daß es viele Stimmen
gibt, die Farid Guendoul eine Mitschuld an seinem Tod zusprechen, erscheint es
uns unerläßlich, die Umstände und die Täter nicht außen vor zu lassen.
"Die Würde des Menschen ist
unantastbar." ist der erste Satz des Artikels 1 des Grundgesetzes. Es ist
ein Hohn, angesichts der rassistischen Umstände, unter denen Asylsuchende in
diesem Land leben und die wiederholt zum Tod von Flüchtlingen führten, diesen
Satz in Stein zu meißeln. Farid Guendouls Würde wurde mehr als einmal und nicht
nur von Rechtsextremen angetastet. Auch eine Gesetzgebung, die ihn - wie alle
anderen Flüchtlinge - zwang, als Mensch zweiter Klasse zu leben, ist
mitverantwortlich für ein Klima, das rassistische Angriffe ermöglicht und immer
wieder erzeugen wird.
Es kann nicht darum gehen, daß die meisten
GubenerInnen mit der Inschrift des Steins leben können, oder darum, den
Gedenkstein aus dem unmittelbaren Umfeld der Tat zu nehmen, wo er als
Provokation angesehen wird. Vielmehr sollte es Anliegen sein, die Umstände, die
zum Tod von Farid Guendoul führten, klar zu benennen und nicht mit sehr
allgemeinen Aussagen zu verwässern. Es ist ein Akt der Solidarität, die
Sichtweise der Opfer zu akzeptieren, für die es sich in dieser Nacht um eine
"rassistische Hetzjagd durch rechte Gubener Jugendliche" handelte.
Schutz der Täter, der Wunsch, endlich Ruhe zu haben, oder die Angst, daß das
Gerichtsurteil nicht der Inschrift entsprechend ausfallen könnte, dürfen
dagegen nicht zur Motivation für eine Inschrift werden.
... haben am Mittag des 1. April rund 25
AntifaschistInnen in Norderstedt-Mitte. Die DVU hatte zuvor zu einer
landesweiten Veranstaltung mit dem millionenschweren Parteipatriarchen
"Dr." Gerhard Frey geladen, die Mitglieder und AnhängerInnen der
faschistischen DVU konnten sich an insgesamt rund 20 Sammelstellen in
Schleswig-Holstein von Bussen abholen lassen, um dann gemeinsam zum geheimen
Veranstaltungsort zu fahren. Für Norderstedt wurde ein Treffpunkt direkt am Rathaus
der Stadt angegeben, doch nur einige wenige DVUler erschienen dort bis zur
angegebenen Zeit überhaupt. Und von denen, die "sichtbar" als
potentielle DVU-AnhängerInnen auszumachen waren, suchte ein Großteil nach
Erblicken der antifaschistischen Kundgebung gleich wieder das Weite. Dennoch
konnte der Sammelpunkt nicht komplett sabotiert werden, denn rund 40 (!)
zusammengezogene PolizistInnen konnten vereinzelte Altnazis zu einem
Ausweichort in etwa 200 Metern Entfernung geleiten und rechtzeitig in den Nazibus
dirigieren, der übrigens ebenfalls nur mit wenigen Menschen besetzt war. Die 25
AntifaschistInnen bemerkten den "Trick" etwas zu spät und erschienen
nach einem Hindernislauf durch wartende PKW und Polizeieinsatzwagen erst kurz
nach Abfahrt des Busses. Es gab keine Personalienkontrollen, die Polizei
"tolerierte" die unangemeldete Aktion. Kritik gab es auf Seiten der
Antifas lediglich daran, daß die zumindest
etliche Stunden (wenn nicht Tage) im Voraus
bekannte Information der DVU-Veranstaltung von Hamburger AntifaschistInnen
weder nach Norderstedt, noch in andere schleswig-holsteinische Städte
weitergeleitet worden sind. Nur durch Zufall kamen die NorderstedterInnen in
den Besitz der Nachricht und hatten nur noch einige Stunden zur Mobilisierung,
die aber bei zwei Parallelterminen in der Region als "Erfolg"
bewerten wurde.
Aus dem Demoaufruf von Grünauer Jugendlichen
für die Antifa-Demo in Leipzig/Grünau am 17.06.2000:
"Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung
sein! Die Zeit ist reif- für eine antifaschistischen Demonstration durch
Leipzig-Grünau"
In einem Wald aus Betonklötzen fand schon in
den frühen 90`er Jahren die sächsische NPD fruchtbaren Nährboden für ihre neue
Wählerschaft in Ostdeutschland. Die von nun an ständig ansteigende Zahl von
NPD-Anhängern im Stadtteil wurde mehr und mehr auch auf der Straße präsent. Es
häuften sich Überfällen auf Cliquen, MigrantInnen und Jugendclubs, sowie
Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußgängerzonen. ...
Unterstützt durch die Integration von
mittlerweile verbotenen faschistischen Organisationen in die NPD, wie u.a. der
FAP und der Wiking-Jugend, konnten sich ausgeprägte Strukturen der Nazis in
Leipzig- Grünau etablieren. Begünstigt wurden dieses Vorgehen durch konzeptlose
Sozialarbeit mit Jugendlichen. Die Leipziger Stadtverwaltung schaute bei der
Verbreitung und Verfestigung eindeutiger nationalsozialistischer,
antisemitischer, ausländerfeindlicher und gewaltverherrlichender Ideologien
tatenlos zu. Erst als autonome Leipziger AntifaschistInnen durch lautstarke
Proteste in der Öffentlichkeit präsent wurden, wachten die Verantwortlichen
langsam auf.
Augenscheinlichstes Ergebnis dieser Proteste
war die umstrittenen Debatte der Leipziger Stadtverwaltung, Anfang 1999. Diese
Debatte war zu diesem Zeitpunkt eine unumgängliche Folge der Situation in
Grünau. Bei den Diskussionen ging es u.a. auch um den dubiosen Jugendtreff
"Kirschberghaus".
Die Bedeutung des Hauses als einschlägiger
Treffpunkt der sächsischen Naziszene und die Funktion als eine wichtige
Kontaktstelle Deutschland weit agierender Fascho-Organisationen, war selbst dem
Verfassungsschutz bekannt. ... Verschlimmert wird diese Situation durch eine
nach wie vor falsch angelegt Jugend- und Sozialarbeit. Die Schließung des
Jugendtreffs "Kirschberghaus" und eine versprochenes neues
Jugendkonzept für Leipzig ließen ein wenig Hoffnung aufkommen. Dennoch läuft
alles, ohne große Veränderungen, weiter wie bisher. ...
Der Kreisverband Essen der
Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD)/Junge Nationaldemokraten (JN)
hat für den 6.Mai einen Naziaufmarsch in Essen angekündigt. Das letzte Mal
probierten sie es 1969! Dieser Versuch scheiterte am entschlossenen Widerstand
der Essener Bürgerinnen.
...Nach dem Verbot zahlreicher
rechtsradikaler Parteien in den letzten Jahren wurden deren AktivistInnen von
der NPD/JN mit offenen Armen empfangen. So wurden im Ruhrgebiet z.B. die
Strukturen der FAP nahezu komplett übernommen. Der Verfassungsschutz NRW
berichtet schon 1998 von ca. 700 JN/NPD-Mitgliedern auf Landesebene, wobei
MitgliedsanwärterInnen und das direkte Umfeld unberücksichtigt bleiben. JN-
und/oder NPD-Gruppen bzw. Aktivitäten gibt es mittlerweile u.a. in Dortmund,
Bochum, Dorsten, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Herne, Castrop-Rauxel, Unna und
Essen. In Bochum-Wattenscheid befindet sich eine große Zentrale der NPD, von wo
aus die FaschistInnen organisiert arbeiten können. Bis vor einem Jahr war dies
sogar die Landesparteizentrale, seitdem ist ihr Sitz in Eschweiler. In NRW wird
die Partei von Udo Holtmann aus Oberhausen geführt. Wichtige Aktivisten aus
Essen sind Dietmar Breyl und Bernd Kremer (Vorsitzender des Regionalverbandes
Ruhr). NPD-Landesparteitage fanden regelmäßig in Essener Kneipen statt. ...
Auch der 1.Mai wird von der NPD, wie auch
schon im Dritten Reich, zweckentfremdet. Statt des ArbeiterInnenkampftages für
mehr Rechte, versucht die NPD jedes Jahr ihren Tag der Arbeit zu feiern, was in
den letzten Jahren aufgrund antifaschistischer Gegenaktivitäten nie
funktioniert hat. Falls dieses Jahr wieder einmal eine Pleite für die NPD dabei
herauskommt, könnte es jedoch sein, das der bisher landesweit geplante
Aufmarsch in Essen, kurzfristig ein bundesweiter und somit sogar noch größer
wird.
Die Situation in Essen...
Neben den Parteistrukturen gibt es auch freie
Kameradschaften sowie eine große unorganisierte Naziszene. Immer wieder werden
Menschen massiv bedroht, angegriffen, verletzt oder sogar getötet. Mittlerweile
gehören in fast allen Stadtteilen rechte Skinhead-Cliquen zum alltäglichen
Straßenbild. In der Kneipe "Im Briefkasten" am Hauptbahnhof z.B.
versammeln sich seit langer Zeit jeden Freitag Neonazis aus dem gesamten
Ruhrgebiet. Ausgehend von diesem Ort kam es schon mehrfach zu gewalttätigen
Übergriffen. Bei Rot-Weiss Essen existiert seit Jahren eine rechtsradikale Fan-
und Hooliganszene, bei den Spielen werden ausländerfeindliche Parolen gegrölt,
im Umfeld kommt es zu Ausschreitungen und Randale. Gerade dieser Ort dient zur
Rekrutierung des rechten Nachwuchses in Essen.
Die geplante NPD-Demo würde sicherlich zu
einer weiteren Festigung der rechten Szene beitragen. Die straff organisierten
Aufmärsche der NPD mit Trommeln und Fahnen erinnern stark an Bilder aus dem
Dritten Reich. Wir dürfen es nicht zulassen, das den Faschisten öffentlicher
Raum für ihre menschenverachtende Politik zur Verfügung steht. ...
Wie es scheint, will die NPD dieses Jahr ihre
bundesweite (?) Demo unter dem Motto ,,Arbeit zuerst für Deutsche'' im Berliner
Bezirk Hellersdorf abhalten. Die NPD hat in Hellersdorf für den 1. Mai 2000 im
Zeitraum von 11.00 bis 17.00 Uhr eine Demonstration angemeldet.
Jena hat „endlich“ eine eigene Nazizeitung. Vermutlich kommt diese aus
dem Umkreis der Naziband Eichenlaub aus Jena, die besonders nachdrücklich ihre
Sympathien mit den faschistischen BombenbastlerInnen des THS
Mundlos/Zschäpe/Bönhardt ausdrückte.
Neben Anzeigen von JLO und Völkischer Jugendbewegung wird auch das
Thema rechtsextreme Studenten/Burschenschafter angesprochen: Nach der
de-facto-Auflösung der Burschenschaft Jenensia durch die Altherrenschaft
gründeten die rausgeschmissenen Burschen die Burschenschaft Normannia. Sie
sehen sich selbst „als Zusammenschluß konservativer Kräfte“. Der Kontakt zu
ihnen läuft mal wieder über Multiaktivist Dirk Metzig bzw. sein Postfach.
Versprochen hat die Normannia vor allem eins: Es wird im Gegensatz zum
Geschehen in der Jenensia nach dem Vortrag Dehousts keine Rauswürfe geben –
statt dessen „Kritische Vorträge“ (die kennen wir ja schon). Festredner auf
der Gründungsveranstaltung war übrigens
CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer, der schon 1993 auf einem Burschentag der
Deutschen Burschenschaft in Jena auftrat. Nicht nur wegen ihm, aber auch, kam
es damals zu massiven Protesten und militanten Aktionen.
Besonders leicht macht es die Normannia ihren Mitburschenschaften in
Jena nicht, schließlich haftet auch an den eventuell gemäßigteren
Burschenschaften nicht zu Unrecht ein brauner Gestank an. Besonders Aloise
Gombault, Vorsitzender der Altherrenschaft der Arminia, hetzt gerne gegen ihm
mißliebige Personen und Organisationen, insbesondere die JG in der Johannisstraße.
Damit stellt er sich neben FOCUS, NPD und THS. Der FOCUS hat gerade seinen
Prozeß gegen die JG verloren, womit auch Gombault einiges von seiner
angeblichen Glaubwürdigkeit verloren hat, da er quasi als Hetzer besonders exponiert im umstrittenen
FOCUS-Artikel auftrat. Besonderer „Dank“ dürfte dabei der zehnte Farbanschlag
auf das Verbindungshaus der Arminia seit ihrer Sanierung 1994 gewesen sein. Ja,
Undank ist der Welten Hohn...
Am 4.4.00 kam es in der Nacht in der Johannisstraße zu einer Auseinandersetzung
zwischen einigen Jugendlichen und Nazis: Auf dem Nachhauseweg bemerkten drei
Jugendliche unter den Bäumen vier sich auffällig verhaltende Personen. Diese
steuerten auch recht bald und zügig auf die erste Gruppe zu und verfolgte diese
bis in die Johannisstraße. Dort kamen einige andere Leute den Verfolgten zu
Hilfe und wehrten die angreifenden Nazis ab. Daraufhin zog einer der Nazis eine
Schreckschußpistole und schoß viermal. Danach flüchtete er Richtung Johannistor
und stieg dort in ein Taxi. Dieser Nazi hatte die Frechheit, zu den Bullen zu
fahren und Anzeige zu erstatten – er und seine „Freunde“ wären mit
Baseballschlägern angegriffen wurden. Zwei Zivibullen und der Fascho machten
sich in einem Opel Astra auf den Weg vor die JG in der Johannisstraße. Dort
beschuldigte der Nazi wahllos mehrere Leute, von denen zwei festgenommen
wurden. Einer Person wurde dabei u.a. das Nasenbein gebrochen. Pech für die
Nazis und die Bullen: Es gibt etliche ZeugInnen, die zur fraglichen Zeit des
angeblichen Überfalls auf die Nazis die Beschuldigten ganz woanders gesehen
haben...
Nur drei Tage später bewarfen einige sogenannte (unpolitische) OI-Skins
von der Mensaplattform die darunter befindliche Skate-Anlage mit Bierflaschen
und schrien dabei „Sieg Heil!“. Als sie zur Rede gestellt wurden, meinten sie
nur lapidar, das Gegröle sei nur Provokation gewesen. Tja, unpolitisch macht
hirntot!
Ralf Wohlleben, NPD-Kreisverbandsvorsitzender in Jena, möchte sich zur
Wahl der/des OrtsbürgermeiserIn von Winzerla stellen. Allerdings vergaß er bei
seiner Wahlvorstellung zu erwähnen, daß er sogenannte Landsknechtstrommeln
(ganz stinknormale Trommeln, wie sie alle anderen Nazis auch verwenden)
sammelt, um einen „Spielmannszug“ für „nationale Demonstrationen“ auf die Beine
zu stellen.
Für den 1.Mai hat Nazi-Kader Tino Brandt in Weimar eine Demonstration
angemeldet, auf der er selber und Andreas Storr, NPD-/JN-Kader aus Berlin, als
Redner auftreten sollen. Es ist nicht unbedingt wahrscheinlich, daß die NPD
tatsächlich an diesem Tag marschieren darf. Dennoch sollten alle sich diesen
Tag unbedingt freihalten, da auch die Möglichkeit besteht, daß die NPD z.B. in
Gera marschieren will. Sollten die Verbotsverfügungen durch die Gerichte
bestätigt werden, können alle an diesem Tag in Jena an der
Antirassismusdemonstration des Karawane-Kongresses teilnehmen und so eigene
Inhalte transportieren.
Zum
Männertag/Himmelfahrt wollen die Nazis um Tino Brandt wieder Paintball bzw.
Gotcha spielen. Schon letztes Jahr krochen rings um die Flächen rings um die
Burg Greifenstein in Tarnanzügen durchs Unterholz und beschossen sich
gegenseitig, leider mit der falschen Munition. Ihr Fortbewegungsmittel war der
Jeep von Brandts Vater. In Bad Blankenburg ging Tino Brandt auf das Gymnasium
und gründete dort auch eine Schülerverbindung. Deshalb durfte er auch dieses
Jahr wieder am sogenannten Penne-Fasching teilnehmen. Offensichtlich fürchtete
er um seine Person, weshalb etliche auswärtige Nazis an diesem Abend rings um
das Gymnasium gesehen wurden.
1.1.: In der
Johannisstraße werden Jugendliche von jugendliche Neonazis mit
Silvesterknallern und Schreckschußpistolen angegriffen.
Am Busbahnhof werden einige
Punks von 4 Nazis, auch vom THS, angepöpelt, geschlagen und ihrer Aufnäher
beraubt.
2.1.: In Burgau werden 2
Frauen von ca. Nazis vom THS- und NPD-Umfeld überfallen und zwei Stunden lang
„verhört”, die Ausweise werden ihnen mit Gewalt weggenommen. Es wird ihnen für
den Fall einer Anzeige mit weiteren Folgen gedroht. Vor Gericht werden Andere
Kapke und Ralf Wohlleben, NPD-Kreisverbandsvorsitzender, zu jeweils mehreren
Tausend Mark Geldstrafe verurteilt; die ebenfalls beteiligten Christian Kapke,
Matthias Bratge und alle anderen werden gar nicht erst angeklagt.
14.1.: Eine Frau wird von
drei Nazis überfallen und mit einem Baseballschläger auf den Kopf und in den
Magen geschlagen.
16.1.:
Hakenkreuzschmierereien am Grünen Haus.
10.2.:
Unterschriftensammlung der CDU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft; im
Umkreis stehen viele vor allem jüngere Neonazis herum, die ihre Unterschrift
leisten wollen, wenn das Vaterland ruft.
17.2.:
Während
das rechtsextreme Bündnis 99 eine Pressekonferenz im Hotel Esplanade abhält,
greifen aus der Goethe-Galerie Faschsiten zwei Jugendliche an.
20.2.: Diesmal sammelt die
NPD mit Unterstützung des THS Unterschriften gegen die doppelte
Staatsbürgerschaft.
26.2.: Fünf Neonazis
greifen drei Jugendliche am Busbahnhof mit Flaschen und Steinen an.
27.2.: Ein betrunkener Rassist
bedroht und schlägt einen Migranten ins Gesicht sowie verletzt einen
eingreifenden Passanten.
In der Innenstadt und in
Lobeda sammelt die NPD erneut Unterschriften.
20.3.: Im früheren
Winzer-Klub und jetzigen Hugo spielt die Jenaer Naziband Vergeltung. Der Klub
ist immer schon als Treffpunkt gewaltbereiter Rechtsextremisten in Jena
bekannt.
17.4: Informationsstand
der NPD in Lobeda.
1.5: In Ziegenhain wird
eine Frau von Neonazis zusammengeschlagen.
8.5.: Aus einer fahrenden
Straßenbahn heraus zeigt ein Nazi den Hitlergruß.
15.5.: Nachdem in Triptis
ein Nazikonzert verboten wurde, versuchen die rechten BesucherInnen nach Jena
auszuweichen, dabei werden 69 von ihnen festgenommen.
2.6.: Bei der als
rechtsextrem bekannten Burschenschaft Jenensia hält der Nazi Dr. Rolf Sauerzopf
vom Hilfskomittee Südliches Afrika einen Vortrag über das „Deutschtum im
Ausland”.
18.6.: Vor einem Eiscafé
werden drei Jugendliche von sechs Nazis angegriffen. Einer Frau wird dabei in
den Bach getreten; den fliehenden Jugendlichen werden Flaschen
hinterhergeworfen.
23.7.:
Hakenkreuzschmierereien in der Nollendorfer Straße.
28.8.: Infostand der REPs
im Zentrum.
1.9.: Infostand der NPD
zur Landtagswahl in Lobeda.
6.9.: Infostand der NPD
in Winzerla.
7.9.: Werbeflugzeug der DVU.
8.9.: Ein Jugendlicher
wird auf dem Schulweg von einem bekanntem Nazi geschlagen und getreten.
10.9.: Werbeflugzeug der
DVU.
14.9.: Im städtischen
Stadtteilzentrum organisiert der THS einen Vortrag zum Verfassungsschutz mit
Dr. Claus Nordbruch vom Hilfskomittee Südliches Afrika (s.a. 2.6.).
14.10.: Während einer
Menschenrechtsdemo einer afrikanischen Selbsthilfeorganisation provozieren
Nazis durch Parolen.
29.10.: Am Westbahnhof wird
ein Flüchtling aus Kamerun von fünf Rassisten angegriffen, geschlagen und
schließlich seiner Brieftasche beraubt.
3.11.: Bei der
Burschenschaft Jenensia findet ein Vortrag zum Thema „Wehrmachtsausstellung -
Zweifelhafter Umgang mit historischen Fakten vor ca. 35 Burschenschaftern und
etlichen Neonazis von THS und NPD aus Jena und Gera statt.
14.11.: Am Volkstrauertag
kommt es u.a. in Jena zu Kranzniederlegungen durch NPD und THS.
22.11.: Vor einem Kino wird
eine Autoscheibe zrschlagen und ein Zettek mit einem Hakenkreuz hinterlassen.
27.11.: 30 Neonazis
versuchen in die Junge Gemeinde in der Johannisstraße einzudringen, was
schließlich zu einem Polizeieinsatz führt.
30.11.: In der
Johannisstraße jagen mehrere Dutzend Nazis, vorneweg u.a. Pierre Jüstel, mindestens zwei Jugendliche. Ein Punk wird
brutal zusammengeschlagen.
In den Eingangsbereich der
Jungen Gemeinde werden Flaschen geworfen.
3.12.: Spontaner Aufmarsch
von etwa 50 Neonazis, der von der Polizei begleitet wird, aber nicht eingreift,
als der rechte Mob drei Jugendliche angreift. Diese können zum Glück flüchten.
Später am Abend werden
PolizistInnen vom vermutlich gleichen Personenkreis in Burgau mit Steinen
beworfen, aber auch hier greift die Polizei nur zögerlich ein - sie spricht
gerade mal Platzverweise aus.
Diese Übersicht ist
wie jede Chronologie rechtsextremer Aktivitäten unvollständig und stellt nur
einen kleinen Teil der bekannten Geschehnisse dar. Sie basiert auf der Basis
antifaschistischeRecherchen von Gruppen aus ganz Thüringen. Bundesweit wurden
1999 neun Menschen von FaschistInnen ermordet, aber die offizielle Statistik
registriert nur drei Todesopfer. D.h., bei allen anderen Morden, und Tötung aus
niederen Bewegungründen wie rassistische, sexistische oder sonstwie niederen
Motivationen ist immer Mord laut dem Strafgesetzbuch, werden vertuscht. Seit
1990, dem Wiedererstarken des deutschen staatlichen Nationalismuses, sind weit
mehr als 100 Menschen Opfer rechtsextremer „verwirrter Einzeltäter” geworden...
Informationen können an
folgende Nummern durchgegeben werden:
Antifa-Infotelefon Erfurt 0361-566
1321
Antifa-Infotelefon Eisenach
0170-650 8125
Info-Sammelstelle Jena 01681-9704084
Das
Bild zeigt Jenaer Nazis am 3.10.99