FUTURE NR. 08 – Mai 1999 (unvollständig)

 

Guten Tach,

nach vielen Jahren, nämlich fast vier, meldet sich eine neue „FUTURE“-Ausgabe zurück an die „Front“. Davon gibt es momentan mehr als genug, und etliche verlaufen auch nicht gerade auf dem Balkan, sondern bei uns, und sind doch untrennbar mit dem dortigen Geschehen verbunden. Einige Menschen, ehemals antinational eingestellt, haben ihre Meinungen im Laufe weniger Wochen radikal verändert. Nur diesmal ist es nicht positiv. Auch auf einigen anderen Gebieten wechseln politische Ansichten mit wehenden Fahnen. „Ersatz“ liefert nun nicht gerade der Feind, aber Gruppen, die in den „Autonomen“ und „Antifas“ die Kinderkrankheit ihrer angeblichen Ideologie sehen. Sie nennen es Kommunismus, aber davon war bisher nicht allzuviel zu beobachten. Statt dessen sind Rassismus, Nationalismus, elitäres Denken und Handeln sowie Verschwörungstheorien mit Hang zum Antisemitismus Bestandteile ihrer wirren Gedankenwelt an ihrem runden Spieltisch. (Na, dieses Fettnäpfchen lag gerade auf dem Weg, das mußte einfach sein!)

Eventuell kommt die „FUTURE“ jetzt häufiger als alle vier Jahre, nämlich so rund 6mal pro Jahr und damit alle zwei Monate. Weiterhin ist sie (vorerst) kostenlos. Noch eine Änderung: Format A5 statt A4. Wen es interessiert, die alten Ausgaben sind noch erhältlich, kosten allerdings Geld. Nämlich 2,- DM pro Stück bzw. 10,- DM für alle sieben bisherigen Ausgaben. Plus Porto natürlich. Im Voraus und auch in Briefmarken. Wer beabsichtigt, die „FUTURE“ regelmäßig in seinem Briefkasten finden möchte, sollte diese Wünschen schriftlich bekanntgeben, aber lieber noch abwarten. Gern gesehen sind LeserInnenbriefe und sonstige Texte, möglichst auf Diskette oder als fertig layouteter Artikel. Nur lesbar sollte es sein.

Natürlich gibt die „FUTURE“ nur die Meinung ganz ganz weniger wieder und ist kein Sprachrohr des Infoladen Jena, dessen Adresse hier lediglich als Postfach mißbraucht wird. Ansonsten ist eine gewisse „Zukunft“ so eine Art persönlicher Rundbrief, der für interessierte Menschen gedacht ist.

Der Comic auf den letzten Seiten (nicht hier im Internet!) ist von einem guten Freund, der nichts von seinem „Glück“ der Veröffentlichung weiß, aber leider unerreichbar ist. Außerdem hatte er schon 1991 vor, diese Bilder zu veröffentlichen...

Eine Fehlerkorrektur darf natürlich auch nicht fehlen: Auf Seite 12 heißt es, ein Nazi sei durch einen Stich ins Bein etwas schwerer verletzt wurden. Offensichtlich war es wohl doch sein Rücken – früher hieß das Zuwenden desselbigen Feigheit vor dem Feind und wurde wesentlich schwerer bestraft. Meist so hart, daß selbst ein sehr langer Aufenthalt in den besten Kliniken nichts half. Tja, was ist da noch zu sagen? Glück gehabt, Neonazi! Früher wärest Du exekutiert worden. Sei froh, daß Du heute lebst, und für Deinen Angriff nicht noch mehr beschädigt wurdest! (wahrscheinlich wird er das hier eh´ nie lesen, ist auch besser so. Reichen schon die staatlichen SchnüfflerInnen.)

Ansonsten noch fix das

Inhaltsverzeichnis:

 

Deutschland braucht wieder einen 8. Mai!

Erläuterungen zum 8. Mai

DUR - Der Ton macht die Musik

Verfassungsschutz wirbt nicht nur an Schulen!

 

 

Deutschland braucht wieder einen 8. Mai!

 


 


Der 8. Mai ´45, Deutschland kapituliert, Deutschland hat den 2.Weltkrieg verloren, Deutschland ist vom Faschismus befreit worden.

So und so ähnlich wird es gesagt und ist es auch gewesen. Zumindest bis auf letzteres, denn tatsächlich befreit wurde es nicht. Die Faschisten hatten zwar die Führung über Deutschland verloren, aber weg waren die Nazis trotz der Nürnberger Prozesse trotzdem nicht.

Es wäre für das neue, das „demokratische rechtsstaatliche Deutschland“ auch fatal gewesen , wenn da nicht ein paar erfahrene Veteranen mit geholfen hätten. Schließlich wußten sie ja wie ein Staat aufgebaut wird. Dieser neue Staat sollte nicht so radikal sein, dennoch  beruhte er auf ähnlichen Prinzipien.

Und ein paar erfahrene Leute mußten den Laden ja schmeißen können. Schließlich wurden nach dem Krieg Naziverbrecher wieder in Aufgabenbereichen aktiv die sie vor dem 8. Mai ´45 schon besetzt hatten. So wurden aus Nazirichtern, die Leute ins KZ schickten oder Todesurteile vollstrecken ließen, Richter, Staatsanwälte, Anwälte, die wieder über das Leben anderer Menschen urteilen konnten. Aus SS-Offizieren und Wehrmachtsgenerälen wurden die Urväter der Bundeswehr und des MAD sowie Befehlshaber von NATO Streitkräften. Hitlers Diplomaten und Militärstrategen wurden zu Botschaftern ernannt.

Aus Gestapokadern wurde der BND und die Polizei zur Sicherung des dt. Staates  aufgebaut.

Kurz: Aus alten Nazis wurden hoffähige Diplomaten, Militärs, Geheimdienstler, Richter und Minister auf Bundes und vor allem Länderebene. Und in dieser Tradition wurde ein Staat geschaffen, der nun, mehr als 60 Jahre nach dem Ende der faschistischen Herrschaft, wieder in diese Richtung zu rutschen droht. So begannen Nazis aus den alten Bundesländern während der sogenannten Wiedervereinigung damit, Menschen aus den neuen Bundesländern für ihre Ideen zu gewinnen, und sie stießen dabei auf viel Zustimmung besonders bei jungen Leuten. Diese ließen sich zum Spielball für den momentanen gesellschaftlichen Konsens machen. Und so kam es knapp 2 Jahre nach der Wiedervereinigung zu den ersten Bildern, die wieder um die Welt gingen, Bilder, die an das 3. Reich erinnern. Nazis, die Häuser mitsamt den dort wohnenden Menschen anzündeten - und die Bevölkerung schaut zu und jubelt.  Diese Bilder waren für Deutschland außenpolitisch nicht sehr günstig. Wurden sie innenpolitisch – und erst recht außenpolitisch – doch voll ausgeschlachtet. Die Konsequenz war: wo keine Asylbewerber, keine unerwünschten Menschen sind, da gibt es auch keine Überfälle, keinen Rassismus. Die de-facto-Abschaffung des Asylrechtes und die generelle Verschärfung der AusländerInnengesetzgebung trägt diesem gesellschaftlichen Rechtsruck Rechnung. Im Laufe der letzten zehn Jahre ist der gesellschaftliche Konsens immer weiter und immer schneller nach rechts gerückt. Die CSU übernimmt mittlerweile die Positionen von REPs und DVU, die damit Wahlwerbung betreiben. Die CDU kann dem natürlich nicht nachstehen und rutscht ebenfalls mehrere Schritte weiter nach rechts. Die SPD, die vor vielen Jahrzehnten einmal sozialdemokratisch und vielleicht auch linksliberal war, gibt diese Position auf, um der CDU die Wähler abzunehmen und natürlich um die Wirtschaft bei Laune zu halten. Das heißt dann die Neue Mitte.

Das Problem des offenen Neofaschismus ist die momentane akute Gefahr auf der Straße. Eine große politische Bedeutung werden die DVU, die NPD, die REPs und wie sie alle heißen, nicht bekommen können, da ihre Positionen in den etablierten Parteien integriert werden – und damit auch wieder ihr Wählerpotential. Diese politische Entwicklung wird besonders durch eine SPD und das Bündnis 90/ Die Grünen mit vorangetrieben, da sie ihre Positionen als Linksparteien aufgegeben haben und sie mittlerweile  Parteien der bürgerlichen Mitte sind. Der politische Rechtsruck wurde von ihnen mehr vorangetrieben als dies die etablierten Rechtsparteien CDU, CSU hätten tun können, da deren Politik schon immer rechtskonserativ war.

Alibifunktionen für die sogenannte rot-grüne Regierung muß ausgerechnet der erste deutsche Angriffskrieg seit dem Ende des zweiten Weltkrieges übernehmen: Es gilt die Menschenrechte zu verteidigen, den serbischen Faschismus zu zerschlagen und den Bau von KZs zu verhindern. Das möchte uns zumindest die Regierung glauben machen. Aber wer hat schon die Beweise für die KZs im Kosovo gesehen, die Herr Scharping zu besitzen behauptet? Seit wann ist jeder kleine Diktator der Schöpfer seines eigenen Faschismus´? Dann ist ein großer Teil der NATO-Verbündeten ein Fall für den NATO-Terror, wie er in Jugoslawien gegen die Menschen ausgeübt wird. Was ist mit der Türkei, Indonesien, Nigeria, Kroatien? Natürlich muß „irgendwo“ mal angefangen werden, gegen die Unmenschlichkeit von Diktaturen und Regierungen anzugehen. Aber mit Unmenschlichkeit ist Menschlichkeit nicht zu erreichen! Erst die Angriffe der NATO haben massiv Opfer in Jugoslawien gefordert. Und ein Holocaust am albanischen Volk, wie ihn Herr Fischer gesehen haben will, kann nicht mehr sein als ein makaberer Scherz – oder ein Versuch, die deutsche Vergangenheit zu relativieren! Ganz im Sinne von Martin Walser, der in deutschen Amtsstuben wohl auf große Begeisterung und Zustimmung gestoßen sein dürfte. Ein Holocaust erfordert keine Vertreibungen, sondern Massenmorde. Die kann zum einen niemand beweisen, zum anderen sprechen die Flüchtlingszahlen dagegen. Sollte Milosevic ein Interesse an der Ausrottung der Kosovo-Albaner haben, würde er sie kaum ziehen lassen.

Ein Volk jedoch, das allein 6 Millionen jüdische Menschen und millionenfache Vertreibung auf dem Gewissen hat, hat jedoch keinerlei Recht, sich zum Retter der Menschlichkeit aufzuspielen. Erst recht nicht, wenn eben dieses deutsche Volk dank seiner „Volksvertreter“ den Nationalismus in eine Ecke der Welt getragen hat, in der dieser nur eine geringe Rolle spielte: nach Jugoslawien. Erst die deutsche Unterstützung hat den kroatischen und slowenischen Nationalismus zu einer hell leuchtenden Kriegsfackel entzündet. Bosnien.Herzegowina mußte folgen. Und jetzt eben Kosovo. Nicht allein diplomatische Unterstützung seitens Deutschland gab es, die NATO-Partner, innenpolitisch auch nicht gerade zimperlich in Sachen Menschenrechte, leisten ebenfalls ihren Beitrag, um ihre Ziele zu erreichen. Viel wichtiger sind für uns aber die deutschen Waffen, die auch hier wieder ihren Dienst verrichten dürfen.

Jugoslawien stand für ein Beispiel eines funktionierenden multiethnischen Staates, auch wenn die Staatsführung nicht unbedingt nett und freundlich zu ihrer Opposition war und ist. Aber seit wann dürfen die Deutschen die Maßstäbe anlegen? Die Repression hierzulande bedient sich wesentlich wirksamerer Mittel. Protest wird hier gerne unterdrückt, verboten, zerschlagen, isoliert. Folter ist auch in deutschen Polizeistellen nicht unüblich. Illegale Maßnahmen werden nach einer gewissen Zeit einfach per Gesetz legalisiert. Denunzination gehört zur Tagesordnung. Die Gesetzgebung basiert auf völkisch-nationalistischen und rassistischen Ressentiments. Wer deutsch sein darf, bestimmt die Stammtischfraktion. Nicht Integration, sondern Assimilation ist das Ziel: die totale Anpassung. Ist eine Assimilation nicht erwünscht oder auch sonst

 nicht möglich, wird abgeschoben. Deswegen mußte Jugoslawien sterbien! Kroatien als deutscher Exportartikel und willkommener Bündnispartner ist das Ziel: ein profaschistischer, fast ethnisch reiner Nationalstaat.

Deshalb ist auch die sogenannte Albanische Befreiungsarmee herzlich willkommen – schließlich ist auch deren Ziel ein ethnisch reiner Staat. Nächstes Ziel könnte die jugoslawische Provinz Wojwodina sein, auf die ein ehemaliger ungarischer Ministerpräsident ausgerechnet in Hamburg Anspruch erhob – wo sonst?

Das Grundübel war, ist und bleibt Deutschland und der Nationalismus. Wir brauchen wieder einen 8. Mai – einen Tag der Befreiung.

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Erläuterungen zum 8. Mai

 

Der Text „Deutschland braucht wieder einen 8. Mai!“ wurde als Flugblatt zu den „Feierlichkeiten“ zum 8. Mai 1999 in Jena auf dem Marktplatz verteilt. Ursprünglich auch noch als Redebeitrag vorgesehen, wurde dieses jedoch mutmaßlich von einem nicht unbekannten Pfarrer torpediert. Denn trotz Rücksprache und genereller Vereinbarung eines Redebeitrages kam dann am Sonnabend (um einen solchen handelte es sich am 8.5.) der Hinweis auf den Bündnischarakter der Kundgebung und da müsse eben vorher alles abgesprochen werden. So weit, so richtig. Doch war die Absprache schon erfolgt und der Redebeitrag schon eingeplant und auf den Flyern angekündigt. Einzig und allein die vortragende Person hatte sich kurzfristig geändert. Mutmaßungen, es könne sich hierbei um die Fortsetzung einer Auseinandersetzung mit anderen Mitteln handeln, werden hiermit eindeutig bekräftigt. Schade, schade, aber L.K. und die anderen Anwesenden haben etwas verpaßt.

Nichts verpaßt haben dagegen die Glücklichen, die eines dieser Flugblätter erhaschen konnten, handelte es sich doch immerhin um eine limitierte Erstauflage von ca. 250 Stück. Dennoch kam es zu Irritationen. Es kam zu Vermutungen, daß der Inhalt proserbisch wäre. Ist er nicht – er ist lediglich für die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, und für die Stellung bezogen wird. Ein Volk als ganzes und pauschal in Schutz zu nehmen, ist jedoch nicht möglich, wenn es sich selbst einem Nationalismuswahn verschreiben läßt. Über die Natur Milosevics als Diktator brauchen wir uns nicht streiten. Aber einen „Tyrannen“mord gutzuheißen, wie es angeblich zwei Drittel des deutschen Volkes momentan tun, ist etwas anderes. Denn mit imperialistischen Augen gibt es gute und böse Diktaturen, sprich pro- oder antiwestliche. Daß es sich bei Großbritannien, BRD und der USA um imperialistische Staaten handelt, hat sich bei der Art der Kriegsführung in Jugoslawien deutlichst gezeigt.

Letzten Endes handelt es sich aber auch bei Jugoslawien erstens um einen Staat und zweitens gar noch um einen solchen, der auf die Trumpfkarte des Nationalismus´ gesetzt hat. Das sind zwei Gründe, nicht proserbisch zu werden. Betroffen sind aber, wie immer, die Menschen auf dem Territorium dieses Staates. Diesen kann unsere Solidarität durchaus gelten. Schließlich konnten sie es sich nicht aussuchen, ob sie als SerbInnen oder AlbanerInnen  oder vielleicht doch lieber als Deutsche zur Welt kommen möchten.

Nationalismus jedoch ist etwas, was in jeder Form nur zu etwas Negativem führen kann. Deshalb ist sein Einsatz immer abzulehnen. Einige orthodoxe „KommunistInnen“ (ich glaube nicht, daß es sich bei diesen tatsächlich um KommunistInnen handelt, denn ihnen sollten alle Menschen gleich sein – aber sie behandeln sie nicht so!) glauben jedoch, dem Nationalismus etwas Gutes abgewinnen zu können. Letztendlich führt dies jedoch immer wieder zu Ungleichbehandlung – sei es, daß AlbanerInnen potentiell immer für den Krieg sein sollen oder albanische Frauen zwangssterilisiert werden müßten. Nachfragen in dieser Richtung bitte an den Roten Tisch, von dort stammt solche Scheiße. Rechtfertigungen erfolgen schließlich sogar mit dem faschistischen Argument der Überbevölkerung, um dem eigenen Rassismus ein ökonomisches Tarnmäntelchen umzuhängen. Aber mit dem Argument der Überbevölkerung haben die Planungsbehörden des Dritten Reiches den Holocaust begründet. Auch für diese Herren (und ganz wenige Frauen) gab es eine Überbevölkerung in den besetzten Gebieten. Daß vielleicht ein Verteilungsproblem und mangelnde Rationalisiserung/Technologisierung die Ursachen sein könnten, darauf kommt der Namensvetter eines Frankfurter Ex-Streetfigthers nicht. Das ist kein Kommunismus!

Am Ende ist es jedoch nicht unbedingt den VerfasserInnen zuzurechnen, daß einige LeserInnen Probleme bei der Ausdeutung des Flugblattes hatten. Offensichtlich bestehen doch noch einige Vorbehalte gegen bestimmte Gruppen (hier vielleicht die Infoladengang oder die JAPS), obwohl diese bei weitem nicht absolut homogen sind und auch nicht so auftreten. Das sollte eigentlich schon mehr Leuten bekannt (gewesen) sein. Da spielt beispielsweise auch jenes ominöse Transparent „Grüße an die jugoslawische Armee: SCHIESST DIE BOMBER AB!“ eine nicht unerhebliche Rolle. Angeblich war es nie als gemeinsames Transparent bestimmt gewesen, zumindest wurde es hinterher so dargestellt. Dennoch firmierte es unter einem gemeinsamen Namen. Dummheit oder Absicht? Natürlich ist es eine Provokation, und es können natürlich nicht genug Bomber abgeschossen werden, besonders solche mit „deutscher“ Besatzung – von wem auch immer. Aber Grüße an eine Armee? Und gar an die jugoslawische? Das ist Provokation pur und wird sogar von Leuten verteidigt, denen der beabsichtigte Redebeitrag als proserbisch erscheint. Verkehrte Welt... Die Rolle der jugoslawischen Armee ist geeignet genug, um eine weitere Betrachtung mit dem NATO-Krieg zu führen. An erster Stelle gehört die Anmerkung, daß es sich bei ihr um eine ganze normale und x-beliebige Armee handelt, vergleichbar mit Bundeswehr und was sonst noch gut getarnt im hohen Gras herumhopst. Daß sie an innerstaatlichen Konflikten teilhat und damit auch geradezu prädestiniert ist, Menschen zu töten oder zu vertreiben, ist damit einer ihrer Zwecke. Schließlich würde die Bundeswehr auch eingesetzt werden, sollte sich Bayern aus der BRD verabschieden wollen. Oder mensch denke an die Reichsexekutionen gegen die Koalitionsregierungen von SPD und KPD in Sachsen und Thüringen in der Zeit der Weimarer Republik, angeführt (wie immer?) von der Reichsregierungspartei SPD. Im Sinne staatlicher Logik und des eigenen Machterhalts kann die Abspaltung oder auch schon die geringfügige Abweichung von der von oben definierten Durchschnittlichkeit bzw. Einheitsstaaterei nicht toleriert werden. Nicht zufällig ist damit die sofort nach Milosevics Machtantritt Ende der 80er Jahre erfolgte Aufhebung der Autonomie für die Provinzen Kosovo und Vojvodina. In staatlicher Logik wiederum handelte es sich dabei jedoch nur um ganz normale Prozesse, nichts außergewöhnliches. Vielleicht ist an dieser Stelle auch der Hinweis auf den US-amerikanischen Bürgerkrieg erforderlich. Schließlich ging es da um wesentlich mehr Gebiete. Warum sollte dann ein so kleiner Staat auf jeden noch so kleinen Zipfel verzichten können – es sei denn, die militärischen Argumente der Gegenseite sind die besseren Argumente. Und in immer noch staatlicher Logik sind die mit terroristischen Mitteln agierenden „Freiheitskämpfer“ eben auszuschalten. Hier taucht dann wieder die Armee auf. Ist die türkische oder indonesische Armee von den ach so tollen Vorkämpfern für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte angegriffen worden? Nach einer Kosten-Nutzen-Analyse innerhalb staatlicher Parameter sind es gute Bündnispartner. Nur die Armee eines außerhalb der eigenen Seilschaften stehenden Staates ist böse.

Oder gut, wenn die innerstaatliche Opposition, egal ob rechts oder links, diesen offiziellen „Staatsfeind“ als Freund einstuft. Wenn Menschen, die lauthals schreien „Soldaten sind Mörder!“ (sind sie!!!), plötzlich einige dieser Mörder als „gute Mörder“ bezeichnen, dann stimmt etwas nicht. Als Provokation wäre das immerhin noch denkbar, sollte aber dennoch abgelehnt werden. Soldaten sind Mörder, weil sie zum Morden ausgebildet werden. Sicherlich auch zum Ausschalten einer feindlichen Kraft, sprich einer anderen Armee, aber viel wichtiger ist die Bedeutung einer Armee als Herrschaftsinstrument zur Absicherung nach innen. Deshalb sind Forderungen nach Abschaffung der Armee in allen Staaten so gut wie aussichtslos. Eher noch erfüllen die Regierungen den Wunsch nach Abschaffung der Wehrpflicht, denn damit läßt sich immerhin noch eine Berufsarmee aufbauen, die in innerstaatlichen Konfliktsituationen wesentlich emotionsloser agiert, weil sie ja „nur ihre Pflicht tun“. Parallelen zu den verschiedenen Polizeien sind an dieser Stelle ausdrücklich beabsichtigt.

Von den Ereignissen im Kosovo als Holocaust zu sprechen, ist in direkter Tradition des Holocaust aus deutscher Sicht nicht zufällig. Denn plötzlich ist aus der historischen Singularität eine immerwiederkehrende Angelegenheit geworden, so wie aus dem deutschen Durschnittstäter der NS-Zeit eine kleine radikale minimale Minderheit geworden ist: Die große Masse der Deutschen habe sich anständig verhalten und mit den Verbrechen nicht das geringste zu tun. Meistens haben sie noch nicht einmal davon gewußt. Und weil jetzt alles anders ist, sind auch die anderen zum Holocaust bereitet. Sei es, daß die guten Deutschen plötzlich entdecken, daß die bösen Amis an den Natives, den Ureinwohnern, Massenmord und Massenvertreibung begangen haben. Oder daß „die Serben“ KZs bauen und Hunderttausende verschwinden lassen. Zum ersten Beispiel sollte der Hinweis genügen, daß die NS-Ideologie die amerikanischen UreinwohnerInnen sowieso zur Ausrottung vorgesehen hatten. Waren ja schließlich keine ARIER! Zum Zweiten: Kriegsminister Scharping hat mittlerweile genug Zeit gehabt, Beweise vorzulegen. Sind sie da? Nein. Rein logisch gibt es wohl keine, denn die Spionagetechnik am Himmel sieht sonst alles, laut Eigenpropaganda. Andererseits sind die Menschen, die zu mehreren zehntausend als vermißt in der BILD gemeldet waren, einige Tage später wieder aufgetaucht. Sie mußten an der Grenze warten. Ein ordentlicher Staat muß schließlich alles unter Kontrolle haben.

Auf der anderen Seite ist natürlich zu sagen, daß es in Jugoslawien Morde gibt, die durch Regierungsinstitutionen begangen werden. Seriöse Quellen gehen von etwa 4500 Ermordeten aus. Allein diese Zahl, die natürlich immer noch zu hoch ist, sollte ausreichen, um jede Analogie bezüglich des Holocaust als typisch deutsche Rechtfertigung anzusehen: als staatliche Version der revanchistischen Auschwitzlüge. Die Einen leugnen, die Anderen relativieren. Aber beide wollen sich aus der Verantwortung stehlen.

Abschließend noch einige kurze Bemerkungen bezüglich des „funktionierenden multiethnischen Staates“:

Natürlich ist aus staatsfeindlicher Sicht kein Staat als funktionierend zu betrachten, weil es zuviel Widersprüche gibt. Unter dem Blickwinkel jedoch, daß es weltweit die verschiedensten Gruppen von Menschen gibt, die sich selbst als Volk definieren, ist es möglich, daß innerhalb eines Staatsterritoriums mehrere Völker (=Ethnien) leben. Innerhalb Deutschlands ist das aufgrund moralisch verwerflicher Gesetz nicht möglich, hier darf es nur „ein Volk“ geben. In anderen Staaten ist das etwas anders, dort leben durchaus friedlich mehrere Gruppen zusammen, wie in Jugoslawien lange Zeit. Erst durch die Großmachtansprüche seitens solcher Staaten mit der Motivation „Ein Volk – ein Staat – ein Kanzler!“ werden Konflikte unter Zuhilfenahme quasi rassistischer Vorurteile geschürt. Die meisten Staaten, in denen dererlei Nationalismen und Rassismen geweckt werden, zerbrechen daran, und müssen anschließend noch als Beispiele für die deutsche Presse herhalten, daß mehrere Völker eben doch nicht friedlich zusammenleben können. Eben nur in „Völkergefängnissen“ á la UdSSR oder Jugoslawien. Ganz forsche PolitikerInnen beziehen in ihre Horrorszenarien mittlerweile auch die USA ein. Vergessen wird dabei aber, daß die Spannungen in den USA sich letztendlich auf die „ganz normalen“ Spannungen zwischen Arm und Reich zurückführen lassen – und auch in allen anderen Staaten! Ein rassistischer Staat wie der deutsche ist jedoch daran interessiert, seine Ein-Volk-Politik auch international zur allein glückseeligmachenden Heilsbotschaft zu machen.

 

Zum Schluß lieber nur ein paar kurze Worte: Der Kampf um Befreiung ist ANTInational.

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DUR - Der Ton macht die Musik

Eine Nazisekte stellt sich vor

 

1947 treffen sich auf einem konspirativen und wohl kaum zufälligen Treffen bei Hameln etliche Wegbereiter des Nationalsozialismus, u.a.: Herbert Böhme, Eberhard Achterberrg, Herbert Grabert, Rudolf Wahlbaum und Marie-Adelheid Prinzessin Reuß zur Lippe. Sie beschließen die Unterwanderung der Rheinhessischen Freiprotestanten. Bis 1950 sammeln sich etliche deutsch-völkische und deutsch-christliche Mitstreiter, die ab diesem Jahr mit den neuen Inhalten auch einen Namen bekam: Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre führen die Unitarier etliche Prozesse gegen die Bezeichnung „Nazi-Sekte“ – und verlieren.

Wer und was ist die DUR?

 

Symbol

Das Symbol der DUR ist die Hagal-Rune. Diese Symbol nutzte Heinrich Himmler als religiöses Symbol anstelle des Kreuzes in den Familien der SS-Leute. So taucht es z.B. auf dem Julleuchter von Heinrich Himmler auf, der heute im Bundesarchiv in Koblenz zu sehen ist.

Desweiteren nutzten diverse SS-Einrichtungen wie z.B. der „Lebensborn“ die Hagal-Rune. Die DUR behauptet, daß ihr Symbol ein christliches sei. Das ist allerdings mehr als nur irreführend – die Rune dient als Bekenntnis zum Nationalsozialismus und ist von den SS-Leuten 1947 bzw. 1950 bewußt wieder ausgewählt worden.

 

Personen

 

-Eberhard Achterberg: 1909-83 - Chefredakteur der „Nationalsozialistischen Monatshefte“ - Mitarbeiter im NSDAP-„Amt Rosenberg“, dort Leiter für „Juden- und Freimaurerfragen“ –nach 1950 hauptamtlicher DUR-Sprecher - langjähriger Schriftleiter der „Unitarischen Blätter“ - Landessprecher DUR Schleswig-Holstein - 1983 Leiter des Geistigen Rates der DUR

-Fritz Castagne:  Reichsamtsleiter der Deutschen Arbeitsfront - NSDAP-Reichstagsabgeordneter - bis in die 80er Jahre Chefredakteur der „Unitarischen Blätter“ - Mitbegründer der „Kieler Liste für Ausländerbegrenzung“ (KLA)

-Prof. Dr. Richard W. Eichler:  Generalsekretär und Gründungsmitglied der „Sudetendeutschen Akademie der

Wissenschaften und Künste“ - Mitglied der Bundesversammlung der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ - DUR-Mitglied - Träger des Schillerpreises des Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes (DKEG) - Referent beim „Nordischen Ring“, „Northern League“, „Artgemeinschaft“ und an der „Unitarischen Akademie“ - Autor in „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ - Mitglied des „Witiko-Bundes“ – 1986 Referent des 'Deutschen Seminars

-Sigrid Hunke - Mitarbeiterin der Thule-Seminars - Autorin des Horizonte-Verlags und in der Zeitschrift „Elemente“ – promovierte 1941/42 unter häufigem Bezug auf das SS-Organ „Das Schwarze Korps“ bei dem „Rassepsychologen“ Ludwig Ferdinand Clauß - bis 1983 DUR-Vize-, bis 1988 Ehrenpräsidentin – Chefideologin der DUR und der „Neuen Rechten“ – Trägerin des Schillerpreises des DKEG – Referentin der „Artgemeinschaft“

-Lothar Stengel von Rutkowski - Mediziner beim SS-Rasse- und Siedlungsamt - DUR-Mitbegründer

-Hermann Thiele - Bremen - DUR-Landesgemeindeleiter Bremen - aktiv im „Nordischen Ring“ - Vorsitzender der „Sigrid-Hunke-Gesellschaft“ - Referent auf der Hetendorfer Tagungswoche 1991/92/94/95/96

-Dieter Vollmer - Autor in den „Unitarischen Blättern“ - DKEG-Referent - Aktivist des „Nordischen Rings“ - aktiv im „Weltbund zum Schutz des Lebens“ (WSL)

-Dr. Peter Bahn: geb. 1963 - studierte in Mainz deutsche Volkskunde, Germanistik und Buchwesen - war JN-Bundesvorstandsmitglied - war Redakteur der Zeitschrift „Klartext“ - war „Komitee Adolf Hitler (KAH)“-Sektionsleiter - war ANS/NA-Bereichsleiter - war FAP-Generalsekretär - gehörte 1977 zum NPD-Umfeld in Mainz - 1979-1985 Mitglied der Grünen - bis 1986 Mitglied eines „Nationalrevolutionären Koordinierungsausschusses“ - Gründer der „Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft Helios“ - DUR-Mitglied

-Marie Adelheid Prinzessin Reuß zur Lippe: - gest. 1994 - war NSDAP-Mitglied - tätig im NS-Reichsernährungsministerium - war enge Mitarbeiterin das Chefs des SS-Rasse- und Siedlungsamtes - DUR-Mitbegründerin – „Aktion Schönes Sörrup (ASS)“-Gründungsmitglied - 1986 und 1989 Chefredakteurin der Zeitschrift „Die Bauernschaft“

 

Ideologie

 

Getarnt als Religionsgemeinschaft verbreitet die DUR völkisch-rassistisches Gedankengut:

„Wir sind ein Land, das durch Entfremdete überfremdet wurde und wird. Diese Entfremdeten, diese Armen sollen bei uns mit allen möglichen Mitteln integriert werden, in unseren Kulturkreis, in die uns eigene Art. Und wir armen Deutschen werden überfremdet von fremden Kulturen, fremden Religionen, fremden Sitten und Gebräuchen, fremden Sprachen. Wir alle müssen wieder artgemäß leben, sonst werden wir mitten in unserer Heimat heimatlos. Die humanitäre Aufgabe aller Völker unserer Erde muß es sein, ihre ganze Kraft dafür einzusetzen, daß alle Menschen in den ihnen gemäßen Kulturkreisen, in den ihnen gemäßen Religionen, in der ihnen gemäßen Heimat leben und arbeiten können.“

Ein weiteres wesentliches Element ist die Propagierung der Euthanasie: Der von 1977 bis 1989 amtierende Präsident der DUR Horst Prem, mittlerweile Koordinator der Bildungarbeit, bezeichnete 1982 in einem Nachruf den langjährigeb Ideologen und Funktionär Albert Hartl als „Wegweiser“ der Sekte. Der SS-Offizier Hartl, unmittelbarer Vorgesetzter von Adolf Eichmann, rühmte sich nach 1945 selbst immer wieder, maßgeblich am Zustandekommen des Nazi-Euthanasie-Programms beteiligt gewesen zu sein. Innerhalb der DUR propagierte er die Euthanasie in Schriften und Versammlungen und wies auch hier auf seine führende Rolle bei der Nazi-Euthanasie hin.

 

Grundgedanken der Weltanschauung der DUR

 

1. Jedes Volk hat seine eigene „artgemäße“ Religion. Der Glaube an die Gleichheit aller Menschen vor Gott (...) ist z.B. den „wüstenländischen“ Völkern des Nahen Ostens zu eigen, nicht jedoch den Mittel- und Nordeuropäern. Das Christentum ist - weil aus dem Judentum entstanden – „für den Arier artfremd“.

2. Den Ariern „artgemäß“ ist dagegen ein pantheistischer Glaube an einen All-Gott, der sich in aller Materie, Idee, Historie, im arischen Menschen selbst und in seinem Handeln, im Guten wie Bösen verwirklicht und sein Wesen in der Ungleichheit der Menschen findet.

3. Aus der „Artgemäßheit“ der Religionen folgt auch, daß es nur den Ariern möglich ist, sich selber als gottgleich zu erkennen. Der „wüstenländische Semit“ bleibt danach ein „sündiger Untermensch“, weil ihm die Erkenntnis der eigenen Göttlichkeit fremd ist. Letztendlich hat ER ja auch die „unnatürliche Idee“ der Gleichheit der Menschen in die Welt gesetzt.

4. Die Unterscheidung der ethischen Kategorien des Guten und Bösen wird abgelehnt. Es existiert nur ein „Schicksal“, in dem sich das Individuum „sieghaft bewähren muß“.

 

 

Traditionen

 

Nach dem „Handbuch Deutscher Rechtsextremismus“ ist sie eine „völkisch, nationalistisch und rassistisch motivierte Gemeinschaft, die vor allem durch ihre sozialen Einrichtungen in der Mitte der Gesellschaft etabliert ist.“

Daß die DUR nach wie vor zu ihrer Tradition steht, was sie durch die Ehrung ihrer Vorkämpfer, den Nachdruck von oder die Werbung für einschlägige rechte Literatur dokumentiert, faßte auch das Landgericht Berlin 1990 zusammen. Die DUR hatte erfolglos versucht, gegen auf sie gemünzte Bezeichnungen wie „Nazi-Sekte", „völkisch-rassitische Sekte" und „nazistische Tarnorganisation" gerichtlich vorzugehen. Ihre Kritiker überzieht sie regelmäßig mit juristischen Verfahren, um ihre Geschichte und Ideologie zu verschleiern und um sich in der Mitte der Gesellschaft etablieren zu können. Das Landgericht Berlin stellte hingegen fest, „daß bis in jüngste Vergangenheit beim Kläger [der DUR] in maßgeblichen Positionen solche Personen tätig waren, die eben nationalsozialistisches Gedankengut vertreten haben."

Nach zwei Urteilen des OLG Hamburg vom 24.10. und vom 31.10.1991 darf die DUR als „Nazi-Sekte“ bezeichnet werden. Ein lokales Beispiel: Die Hamelner Gemeinde ehrte 1994 den ehemaligen Kreisschulungsleiter der NSDAP, Helmut Soltsien. 1994 fanden auch etliche Gemeinschaftsveranstaltungen mit den NPD-gesteuerten „Freien Humanisten“ im Unitarierheim Redenhof statt. Desweiteren unterhält die Hamelner Gemeinde zum Nazi-Ökobauern Baldur Springmann, so zum Beispiel mit einem Besuch am 24.8.1996 unter dem Motto „Fahrt zu den Stätten unitarischen Wirkens“.

 

1999 trafen sich die Unitarier in Weimar, und es war an uns, ihnen ihr scheinheiliges Spiel zu verderben. Mögliche Ansatzpunkte hätten sein können, beispielsweise Druck auf die Stadt Weimar und ihren Oberbürgermeister auszuüben, damit – ausgerechnet – im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt keine Nazisekte ihr Gift versprühen kann. Aber da haben wir wohl etwas verpaßt... Auf ein Neues!

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Antifa warnt:

Verfassungsschutz wirbt nicht nur an Schulen!

 

Das neue Jahr (das hier ist eine Metapher!!) bringt nicht nur andere Zahlen, sondern auch neue Verfassungsschutzberichte. Für Thüringen soll es wohl auch einen solchen geben, nur ist noch nirgends erhältlich. Den kennt wohl nur Herr Dewes, vielleicht noch einige Menschen aus Erfurt. Jedenfalls drang aus Erfurt die Meldung, auch dieses Jahr stünde Jena wieder als eine autonome Hochburg im amtlichen Bericht überbezahlter SchnüfflerInnen. Wer in der Lage war, die absolut schlecht geschriebenen Monatsberichte des VS Thüringen zu lesen, wird davon nicht überrascht sein. In der drittgrößten thüringer Stadt sollte wenigstens ein bißchen los sein, oder? Herr Dewes, lassen Sie drucken, wir wollen die Aus- und Bewertung sehen!

Etwas fixer ist der sächsische VS. Nicht nur ist sein Land größer und damit auch sein Bericht (A4 statt A5), nein, er ist auch bunter und enthält ganz viele Bilder. Aber auch Sachsen hat die Hürde dieses Jahr wieder bravourös genommen, „die Autonomen“ schlechter zu machen, als den mit Abstand am größten und schnellsten wachsenden NPD-Landesverband der BRD oder sonstige Nazis.

Bestes Beispiel ist die Kundgebung der NPD in Dresden Anfang 1997, zu der von antifaschistischer Seite mit Erfolg mobilisiert werden konnte. Zu einem schweren Zwischenfall kam es dabei – mal wieder – in Wurzen, als der Zug aus Leipzig Richtung Dresden mit ca. 200 Antifas auf dem Bahnhof von etwa 50 Nazis angegriffen wurde. Die anwesende Polizei verdrückte sich dabei hinter den Zug. Den Nazis gelang es, in den hinteren Waggon einzusteigen. Als der Zug ein wenig außerhalb Wurzen plötzlich zum Stehen gebracht wurde, zeigte sich, daß parallel zu den Faschos im Zug noch eine ganze Meute mit Autos hinterhergefahren kam, die den Zug mit Steinen angriffen. Dabei wurden auch unbeteiligte Passagiere durch Glassplitter verletzt. Den Antifas gelang es jedoch, die Nazis zu vertreiben, einer von den Angreifern wurde dabei durch einen Stich ins Bein etwas schwerer verletzt. Die Passagiere des Zuges, die durch den Angriff der Nazis ebenso bedroht waren, bedankten sich bei den Antifas. Und auch die Presse stand diesmal nicht auf Seiten der Faschos. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, verdreht der sächsische VS nach etwas mehr als einem Jahr die ganze Geschichte. Fazit: die Antifa war wieder mal schuld, Wurzen ist keine rechte Hochburg, und Saalfeld ebenso nicht. Na, warten wir noch eben den thüringischen VS ab, vermutlich in der nächsten Ausgabe liegt dann ein Review vor.

 

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